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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf dem Meer und auf ihren fernen Inseln ein Volk, das von ihm oder Tarmon Gai’don unberührt blieb. Er schuldete dieser Zaida eine Entschuldigung, aber vielleicht konnte er sie Bashere überlassen. Bashere besaß sicherlich ausreichend viele Titel, dass es der Eitelkeit jedes Menschen geschmeichelt hätte. »Ich glaube nicht.«
    Die Dienerin sank vor ihm auf die Knie, den weißen Kopf tief gebeugt, die Hände hoch erhoben, um noch einen weiteren Brief darzubieten, dieses Mal auf dickem Pergament. Allein schon die Haltung der Dienerin ließ ihn blinzeln. Er hatte selbst in Tear niemals einen Diener sich so krümmen sehen, und noch viel weniger in Andor. Frau Harfor schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. Die kniende Frau sprach mit noch immer zu Boden gerichtetem Blick. »Dies wurde für meinen Lord Drachen überbracht.«
    »Sulin?«, keuchte er. »Was tust du? Was tust du in diesem … Kleid ?«
    Sulin hob ihr Gesicht. Es wirkte verhärmt: ein Wolf, der vorgibt, eine Ziege zu sein. »Es ist das Kleid, das Frauen tragen, die für Geld dienen und gehorchen.« Sie schwenkte den Brief in ihren noch immer erhobenen Händen. »Mir wurde befohlen zu sagen, dass dies gerade für meinen Lord Drachen überbracht worden ist, von einem Reiter, der wieder davonritt, sobald der Brief übergeben war.« Die Haushofmeisterin schnalzte verärgert mit der Zunge.
    »Ich will sofort eine Antwort«, sagte er und riss das Pergament an sich. Sie erhob sich, sobald der Brief ihren Händen entnommen war. »Komm hierher zurück, Sulin, ich will eine Antwort!« Aber sie lief so flink, wie sie es auch im Cadin’sor stets gewesen war, zu den Türen hinaus.
    Aus irgendeinem Grund sah Frau Harfor Nandera an. »Ich habe Euch gesagt, dass dies nicht gut gehen würde. Und ich habe Euch beiden gesagt, dass ich, solange sie die Palastlivree trägt, von ihr erwarte, dass sie dem Palast Ehre macht, egal ob sie eine Aiel oder die Königin von Saldaea ist.« Sie vollführte einen Hofknicks, gewährte Rand ein schnelles »mein Lord Drache« und stolzierte davon, während sie etwas über verrückte Aiel vor sich hin murmelte.
    Er war ihrer Meinung. Er schaute von Nandera zu Aviendha und dann zu Jalani. Keine von ihnen schien im Mindesten überrascht. Keine von ihnen wirkte, als sei sie Zeugin von etwas Ungewöhnlichem geworden. »Wollt Ihr mir sagen, was, unter dem Licht, hier vorgeht? Das war Sulin!«
    »Zuerst«, sagte Nandera, »gingen Sulin und ich zu den Küchen. Sie hielt es für angemessen, Töpfe zu schrubben. Aber ein Bursche dort sagte, er hätte alle Küchenhilfen, die er brauchte. Er schien zu glauben, dass sich Sulin ständig mit den anderen anlegen würde. Er war nicht sehr groß«, sie deutete eine Rands Kinn entsprechende Höhe an, »aber genauso breit, und ich glaube, er hätte uns zum Speerkampf herausgefordert, wenn wir nicht gegangen wären. Dann eilten wir zu der Frau Reene Harfor, da sie hier die Dachherrin zu sein scheint.« Sie verzog leicht das Gesicht, denn eine Frau sollte entweder Dachherrin sein oder nicht – im Aieldenken war kein Platz für eine Haushofmeisterin vorgesehen. »Sie verstand es nicht, aber letztendlich willigte sie ein. Ich dachte fast, Sulin würde ihre Meinung ändern, als sie erkannte, dass Frau Harfor sie in ein Kleid stecken wollte, aber das tat sie natürlich nicht. Sulin ist mutiger als ich. Ich würde lieber von einer neuen Seia Doon zur Gai’shain gemacht werden.«
    »Ich würde lieber ein Jahr lang jeden Tag vor meiner Mutter vom Erstbruder meines schlimmsten Feindes geschlagen werden«, sagte Jalani kühn.
    Nandera verengte missbilligend die Augen, und ihre Finger zuckten, aber anstatt die Zeichensprache zu benutzen, sagte sie wohlerwogen: »Du rühmst dich wie eine Shaido, Mädchen.« Wäre Jalani älter gewesen, hätten die drei bewussten Beleidigungen vielleicht Schwierigkeiten heraufbeschworen, aber stattdessen presste sie die Augen zu, um jene nicht mehr sehen zu müssen, die Zeuge ihrer Beschämung geworden waren.
    Rand fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Reene hat nicht verstanden? Was hat das zu bedeuten, Nandera? Warum tut sie das? Hat sie den Speer aufgegeben? Wenn sie einen Andormann heiratete« – es waren schon seltsamere Dinge um ihn herum geschehen –, »würde ich ihr genügend Gold geben, dass sie sich einen Bauernhof, oder was immer sie wollen, kaufen könnten. Sie braucht keine Dienerin zu werden.« Jalani öffnete die Augen ruckartig wieder, und die drei Frauen sahen ihn an,

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