Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
werde mit Lelaine sprechen. Und mit Janya. Ich glaube, Janya wird uns helfen. Ihr müsst sicherstellen, dass Romanda es jedoch nicht wirklich tut. Nach dem wenigen zu urteilen, was ich weiß, hat Sheriam zumindest annähernd einen Weg gefunden, mit diesen Aiel zurechtzukommen. Ich fürchte, Romanda würde von vorn beginnen müssen. Natürlich ist das für den Saal vielleicht nicht wichtig, aber ich würde ihnen lieber nicht zum ersten Mal begegnen, wenn jemand sie an den Haken bekommt.«
Delana lächelte innerlich, während sie Siuan zur Vordertreppe begleitete und sie umarmte. Ja, es wäre sehr wichtig für den Saal, die Weisen Frauen friedlich gestimmt zu halten, obwohl sie das nicht wissen konnte. Sie beobachtete, wie Siuan die Straße hinabeilte, bevor sie wieder hineinging. Es schien, dass sie diejenige sein würde, die jetzt Schutz gewähren musste. Sie hoffte, dass es ihr genauso gut gelänge wie ihrer Freundin.
Der Tee war noch warm, und sie beschloss, Miesa, ihre Dienerin, nach Gebäck und Obst zu schicken, aber als jemand schüchtern an die Tür klopfte, war es nicht Miesa, sondern Lucilde, eine der Novizinnen, die sie von der Burg mitgebracht hatten.
Das schlaksige Mädchen vollführte nervös einen Hofknicks, aber Lucilde war stets nervös. »Delana Sedai? Heute Morgen ist eine Frau angekommen, und Anaiya Sedai sagte, ich sollte sie zu Euch bringen? Ihr Name ist Halima Saranov? Sie sagt, sie kennt Euch?«
Delana öffnete den Mund, um zu sagen, dass sie niemals von einer Halima Saranov gehört hatte, als eine Frau im Eingang erschien. Delana starrte sie ungewollt an. Es gelang der Frau, gleichzeitig schlank und üppig zu wirken. Sie trug ein dunkelgrünes Reitgewand, das lächerlich tief ausgeschnitten war. Das lange, glänzend schwarze Haar umrahmte ein Gesicht mit grünen Augen, das wahrscheinlich jeden Mann, der es erblickte, den Mund aufsperren ließ. Aber das war nicht der Grund, warum Delana sie anstarrte. Die Frau hielt ihre Hände an den Seiten, aber die Daumen fest zwischen Zeige- und Mittelfinger gesteckt. Delana hatte dies niemals bei einer Frau zu sehen erwartet, die nicht die Stola trug, und diese Halima Saranov konnte nicht einmal die Macht lenken. Sie war ihr nahe genug, um das sicher sagen zu können.
»Ja«, sagte Delana, »es scheint mir, dass ich mich an sie erinnern kann. Lasst uns allein, Lucilde. Und, Kind, versucht Euch in Erinnerung zu rufen, dass nicht jeder Satz eine Frage ist.« Lucilde knickste so schnell und tief, dass sie fast hinfiel. Unter anderen Umständen hätte Delana geseufzt. Sie hatte noch nie gut mit Novizinnen umgehen können, obwohl sie nicht verstehen konnte, warum das so war.
Noch bevor die Novizin den Raum ganz verlassen hatte, schritt Halima energisch zu dem Sessel, den Siuan zuvor innegehabt hatte, und setzte sich ohne Aufforderung hin. Sie nahm einen der unberührten Becher auf, schlug die Beine übereinander und trank, während sie Delana über den Rand des Bechers hinweg ansah.
Delana fixierte sie mit hartem Blick. »Wer glaubt Ihr zu sein, Frau? Wie hoch auch immer Ihr zu stehen glaubt – niemand steht höher als die Aes Sedai. Und wo habt Ihr dieses Zeichen gelernt?« Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben verfehlte ihr Blick seine Wirkung.
Halima lächelte sie spöttisch an. »Glaubt Ihr wirklich, die Geheimnisse der … sagen wir, dunkleren Ajah seien wirklich so geheim? Und was Euren Rang angeht, so wisst Ihr genau, dass Ihr auch beflissentlich gehorchen würdet, wenn ein Bettler die richtigen Zeichen vollführte. Ich war einige Zeit in Begleitung einer Cabriana Mecandes, einer Blauen Schwester. Unglücklicherweise starb Cabriana an den Folgen eines Sturzes von ihrem Pferd, und ihr Behüter weigerte sich danach, sein Bett zu verlassen oder zu essen. Er starb ebenfalls.« Halima lächelte, als wollte sie fragen, ob Delana ihr folgen könne. »Cabriana und ich sprachen viel miteinander, bevor sie starb, und sie erzählte mir von Salidar. Sie erzählte mir auch einige andere Dinge, die sie über die Pläne der Weißen Burg für Euch hier erfahren hatte. Und für den Wiedergeborenen Drachen.« Sie lächelte erneut, weiße Zähne blitzten kurz auf, und dann wandte sie sich wieder ihrem Tee zu.
Delana war noch niemals eine Frau gewesen, die leicht aufgab. Sie hatte Könige gezwungen, Frieden zu schließen, wenn sie Krieg wollten, und Königinnen am Genick zur Unterzeichnung von Verträgen geschleift, die unterzeichnet werden mussten. Es stimmte
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