Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
schon, sie hätte jedem Bettler gehorcht, wenn er das richtige Zeichen gemacht und die richtigen Dinge gesagt hätte, aber Halimas Hände hatten sie als Schwarze Ajah ausgewiesen, die sie eindeutig nicht war. Vielleicht dachte die Frau, das sei die einzige Möglichkeit, Delana dazu zu bringen, sie anzuerkennen, und vielleicht wollte sie auch mit ihrem verbotenen Wissen prahlen. Delana mochte diese Halima nicht. »Und ich soll vermutlich sicherstellen, dass der Saal Euch glaubt«, sagte sie schroff. »Das sollte nicht weiter schwierig sein, solange Ihr genug über Cabriana wisst, um Eure Geschichte zu stützen. Dort kann ich Euch nicht helfen. Ich bin ihr nicht öfter als zwei Mal begegnet. Es besteht vermutlich nicht die Möglichkeit, dass sie erscheinen könnte, um Eure Geschichte zu widerlegen?«
»Nein, überhaupt keine Möglichkeit.« Wieder dieses schnelle, spöttische Lächeln. »Und ich könnte Cabrianas Leben hersagen. Ich weiß Dinge, die sie schon selbst vergessen hatte.«
Delana nickte daraufhin nur. Eine Schwester töten zu müssen, war stets eine bedauerliche Angelegenheit, aber was sein musste, musste sein. »Dann sehe ich überhaupt kein Problem. Der Saal wird Euch als Gast willkommen heißen, und ich kann sicherstellen, dass sie zuhören werden.«
»Die Rolle eines Gastes ist eigentlich nicht das, was ich im Sinn hatte. Ich denke eher an etwas Dauerhafteres. Eure Schriftführerin oder, noch besser, Eure Begleiterin. Ich muss sicherstellen, dass Euer Saal sorgfältig geführt wird. Über diese Geschichte mit Cabrianas Neuigkeiten hinaus werde ich hin und wieder Anweisungen für Euch haben.«
»Jetzt hört Ihr mir einmal zu! Ich …«
Halima unterbrach sie, indem sie ihre Stimme erhob. »Mir wurde gesagt, ich sollte Euch gegenüber einen Namen erwähnen. Einen Namen, den ich manchmal benutze. Aran’gar.«
Delana setzte sich schwerfällig hin. Dieser Name war in ihren Träumen erwähnt worden. Zum ersten Mal seit Jahren hatte Delana Mosalaine Angst.
KAPITEL 31
Rotes Wachs
D er Klang der Hufe des Wallachs wurde im Lärm Amadors fast verschluckt, als Eamon Valda langsam durch die bevölkerten Straßen ritt. Schweiß drang ihm aus jeder Pore, umso mehr, als er einen Kettenpanzer und eine Brustplatte trug, die trotz einer Staubschicht schimmerten, und einen schneeweißen Umhang, der über die kräftigen Flanken des Wallachs gebreitet war, und doch hätte man bei seinem Anblick an einen schönen Frühlingstag denken können. Er bemühte sich redlich, die schmutzigen Männer und Frauen und sogar die Kinder mit dem verlorenen Gesichtsausdruck und der vom Reisen in Mitleidenschaft gezogenen Kleidung nicht zu beachten. Sogar hier!
Zum ersten Mal in seinem Leben begeisterten ihn die Steinmauern der Festung des Lichts nicht, die hoch aufragten und mit Bannern versehen warten und uneinnehmbar schienen, das Bollwerk der Wahrheit und des Rechts. Er stieg im Haupthof ab, übergab einem Kind die Zügel und erteilte mit heiserer Stimme Anweisungen für die Pflege des Tieres. Der Mann wusste natürlich, was zu tun war, aber Valda war danach zumute, jemanden anzuschreien. Männer mit weißen Umhängen eilten trotz der Hitze übereifrig umher. Er hoffte, dass es nicht nur Zurschaustellung war.
Der junge Dain Bornhald kam über den Hof und presste die Faust in eifriger Begrüßung auf seine mit einem Kettenpanzer geschützte Brust. »Das Licht erleuchte Euch, mein Lordhauptmann. Hattet Ihr einen guten Ritt von Tar Valon?« Seine Augen waren blutunterlaufen, und Branntweingeruch schwebte von ihm heran. Es war unentschuldbar, am Tage zu trinken.
»Zumindest einen schnellen Ritt«, grollte Valda, riss seine Panzerhandschuhe herunter und stopfte sie hinter seinen Schwertgürtel.
Es war nicht der Branntwein, obwohl er es sich in Bezug auf diesen Mann merken würde. Die Reise war für diese Entfernung zügig verlaufen. Er beabsichtigte, der Legion als Belohnung einen freien Abend in der Stadt zu gönnen, wenn sie das Lager draußen fertig errichtet hätte. Eine schnelle Reise, aber er missbilligte die Befehle, die ihn gerade in dem Moment zurückberiefen, als ein starker Vorstoß die angeschlagene Burg vielleicht gestürzt und die Hexen unter dem Schutt begraben hätte. Ein bemerkenswerter Ritt, auch wenn jeder Tag schlimmere Nachrichten gebracht hatte. Al’Thor in Caemlyn. Es war eigentlich nicht wichtig, ob der Mann ein Betrüger oder der richtige Drache war. Er konnte die Macht lenken, und jedermann, der das
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