Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Hause zu bringen und Valda hierzulassen, hätte Niall sie sofort ergriffen. Der Mann war ein guter Befehlshaber in der Schlacht, aber er war noch geeigneter, Pöbel zu erheben. Er verstand unter Taktik Angriff, und unter Strategie ebenfalls.
Niall schritt kopfschüttelnd zu seinem Audienzraum. Er hatte Wichtigeres zu bedenken als Valda. Morgase widerstand noch immer wie ein mit Proviant und einer hohen Moral ausgerüstetes Heer auf einer Anhöhe. Sie weigerte sich einzugestehen, dass sie einen Talboden ohne Ausweg hielt, und ihr Feind die Anhöhen besetzte.
Balwer stand vom Tisch auf, als Niall den Vorraum betrat. »Omerna war hier, mein Lord. Er hat dies für Euch zurückgelassen.« Balwer deutete auf ein Bündel Papiere auf dem Tisch mit einem roten Band darum. »Und dies.« Er presste die dünnen Lippen zusammen, während er eine kleine Knochenröhre aus der Tasche zog.
Niall nahm die Röhre brummend entgegen und stapfte in den inneren Raum. Omerna wurde aus irgendeinem Grund mit jedem Tag nutzloser. Es war schon schlimm genug, dass er seine Berichte bei Balwer hinterließ, unsinnig wie sie waren, aber selbst Omerna wusste es besser, dass er eine dieser Röhren mit den drei roten Streifen niemand anderem als Niall persönlich übergeben sollte. Er hielt die Röhre nahe an eine Lampe und betrachtete das Wachs. Das Siegel war ungebrochen gewesen, bevor er es mit dem Daumennagel durchbohrte. Er würde Omerna einschüchtern, die Angst vor dem Licht in ihn einpflanzen müssen. Der Narr war kein guter Lockvogel, es sei denn, er spielte, soweit es ihm möglich war, den vollendeten Meisterspion.
Die Nachricht kam wiederum von Varadin, in Nialls persönlichem Code – ein wirres, spinnenartiges Gekritzel auf einem dünnen Streifen Papier. Er hätte sie fast ungelesen verbrannt, aber dann erweckte etwas seine Aufmerksamkeit. Er las sie von Anfang an und achtete bewusst auf den Code. Er wollte vollkommen sicher sein. Die Nachricht beinhaltete, genau wie zuvor, Geschwätz über gegängelte Aes Sedai und seltsame Bestien, aber ganz am Schluss … Varadin hatte Asidim Faisar geholfen, in Tanchico ein Versteck zu finden. Er würde versuchen, Faisar hinauszuschmuggeln, aber die Ahnen wachten so gut, dass nicht einmal ein Flüstern ohne Erlaubnis aus den Mauern hinausgelangte.
Niall rieb sich nachdenklich das Kinn. Faisar war einer jener Männer, die er nach Tarabon gesandt hatte, um herauszufinden, ob noch etwas zu retten war. Faisar wusste nichts von Varadin, und Varadin sollte nichts von Faisar wissen. Die Ahnen wachten so gut, dass nicht einmal ein Flüstern nach draußen gelangte. Das Gekritzel eines Verrückten.
Er stopfte das Papier in seine Tasche und kehrte in den Vorraum zurück. »Balwer, welche Nachrichten gibt es aus dem Westen?« So bezeichneten sie stets die Grenze zu Tarabon.
»Keine Neuigkeiten, mein Lord. Spähtrupps, die sehr weit nach Tarabon vordringen, kehren nicht zurück. Das größte Problem nahe der Grenze ist, dass Flüchtlinge hinüberzugelangen versuchen.«
Die Patrouillen waren zu weit vorgedrungen. Tarabon war eine Grube voller Giftschlangen und tollwütiger Ratten, aber … »Wie schnell könntet Ihr einen Boten nach Tanchico bringen?«
Balwer blinzelte nicht einmal. Der Mann würde auch keine Überraschung zeigen, wenn eines Tages sein Pferd zu ihm spräche. »Es dürfte schwierig sein, frische Pferde zu bekommen, wenn er die Grenze erst überschritten hat, mein Lord. Normalerweise würde ich sagen, zwanzig Tage hin und zurück, vielleicht etwas weniger. Jetzt, mit Glück, doppelt so lange. Vielleicht doppelt so lange, um Tanchico zu erreichen.« Eine Grube, die einen Boten verschlingen könnte, ohne auch nur einen Knochen übrig zu lassen.
Eine Rückkehr würde notwendig sein, aber das behielt Niall für sich. »Lasst es vorbereiten, Balwer. Ich werde in einer Stunde einen Brief bereithalten. Ich werde selbst mit dem Boten sprechen.« Balwer neigte zustimmend den Kopf, aber er fühlte sich gleichzeitig beleidigt. Sollte er doch. Es bestand eine kleine Chance, dies durchzuführen, ohne Varadin bloßzustellen. Es war natürlich eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, wenn er verrückt war, aber wenn nicht … Ihn zu verraten, würde nichts beschleunigen.
Als er in den Audienzraum zurückgekehrt war, las Niall Varadins Nachricht erneut, bevor er den Papierstreifen in die Flamme einer Lampe hielt und zusah, wie er Feuer fing. Er zerrieb die Asche zwischen den Fingern.
Er beherzigte bei seinem
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