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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bleiben und es ihr ausreden, aber Sorilea murmelte nur leise etwas über Narren, die eine Frau davon abzuhalten versuchten, das zu tun, was sie tun zu müssen glaubte. Die beiden Jüngeren richteten ihre Schultertücher – Bair musste siebzig oder achtzig Jahre alt sein, aber sie war noch immer jünger als Sorilea –, umarmten Egwene ein letztes Mal und verließen das Zelt mit einem gemurmelten: »Möget Ihr stets Wasser und Schatten finden.«
    Sorilea verharrte noch einen Moment länger. »Denkt an Taric. Ich hätte ihn zum Dampfzelt bitten sollen, damit Ihr ihn hättet kennenlernen können. Bis dahin erinnert Euch an Folgendes: Wir haben stets mehr Angst, als uns lieb ist, aber wir können stets auch tapferer sein, als wir erwarten. Bleibt Euch selbst treu, dann können die Aes Sedai nicht verletzen, was Euch wirklich ausmacht – Euer Herz. Sie stehen nicht annähernd so weit über uns, wie wir geglaubt haben. Möget Ihr stets Wasser und Schatten finden, Egwene. Und Euch stets Eures Mutes entsinnen.«
    Als Egwene schließlich allein war, stand sie eine Weile nur da, starrte ins Leere und dachte nach. Ihr Mut. Vielleicht hatte sie mehr Mut, als sie dachte. Sie hatte getan, was sie hier hatte tun müssen. Sie war eine Aiel gewesen. In Salidar würde sie das brauchen. Die Methoden der Aes Sedai unterschieden sich in mancherlei Beziehung von denen der Weisen Frauen, aber sie würden es ihr nicht leichtmachen, wenn sie wussten, dass sie sich eine Aes Sedai genannt hatte. Wenn sie es wussten. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum man sie sonst so streng berufen hätte, aber Aiel ergaben sich nicht vor dem Kampf.
    Sie kam ruckartig wieder zu sich. Wenn ich mich nicht vor dem Kampf ergeben will, dachte sie, kann ich mich vielleicht genauso gut auf den Kampf einlassen.

KAPITEL 34

    Die Reise nach Salidar
    E gwene wusch sich das Gesicht. Zweimal. Dann packte sie ihre Satteltaschen. Sie steckte Elfenbeinkamm, Bürste, Spiegel, Nähkästchen – ein zart vergoldetes Kästchen, das wahrscheinlich einst den Schmuck einer adligen Dame enthalten hatte – und schließlich ein weißes Stück Seife mit Rosenduft, saubere Strümpfe, Nachthemden, Taschentücher und eine Menge anderer Dinge ein, bis die Lederseiten ausgebeult waren und sie die Taschen kaum noch schließen konnte. Sie musste mehrere Kleider und Umhänge und ein Aiel-Schultertuch zu einem ordentlichen Bündel verschnüren. Als dies getan war, sah sie sich noch nach anderen Dingen um, die sie vielleicht mitnehmen wollte. Alles gehörte ihr. Sogar das Zelt war ihr geschenkt worden, aber es war zu sperrig, wie auch die Teppiche und Kissen. Ihr Kristallwaschbecken war wunderschön, aber viel zu schwer. Dasselbe galt für die Kisten, obwohl mehrere davon mit wundervollen Schnitzereien versehen waren.
    Erst als sie über die Kisten nachdachte, erkannte sie, dass sie ihre Abreise zu verzögern suchte. »Mut«, sagte sie trocken. »Der Mut einer Aiel.«
    Es gelang ihr, die Strümpfe anzuziehen, ohne sich hinzusetzen, indem sie herumhüpfte. Feste Schuhe folgten, die geeignet wären, falls sie weit laufen müsste, ein seidenes, weißes, weiches Gewand und dann das dunkelgrüne Reitgewand mit den engen, geteilten Röcken. Leider spannte es über den Hüften so stark, dass sie daran erinnert wurde, dass sie eine Weile nicht würde bequem sitzen können.
    Es wäre nicht gut, jetzt hinauszugehen. Bair und Amys hielten sich zwar wahrscheinlich in ihren Zelten auf, aber sie hatte nicht die Absicht zu riskieren, dass sie ihnen hierbei vielleicht zusehen könnten. Es wäre für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn es funktionierte, war es das tatsächlich. Wenn nicht, hatte sie einen sehr langen Ritt vor sich.
    Sie rieb nervös mit den Fingern über ihre Handflächen, umarmte Saidar und ließ sich davon erfüllen. Und regte die Füße. Saidar bewirkte, dass man sich allem bewusst wurde, einschließlich des eigenen Körpers, den sie in diesem Moment aber genauso gut hätte entbehren können. Sie versuchte etwas Neues, etwas, was noch niemand anderer jemals zuvor versucht hatte und was, wie sie wusste, langsam und vorsichtig getan werden sollte. Sie lenkte energisch die Macht und wob ganz einfach Stränge aus Geist.
    Die Luft schimmerte inmitten des Zeltes an ihrem Gewebe entlang und hüllte die andere Seite in Dunst. Wenn sie recht hatte, dann hatte sie gerade einen Ort geschaffen, an dem das Innere ihres Zeltes seinem Spiegelbild in Tel’aran’rhiod vollkommen gleich war. Eines

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