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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kehle durchschneiden und ihre eigene wahrscheinlich aus Versehen ebenfalls.« Die Frau lachte, als hätte er einen der besten Scherze der Welt gemacht. Sie hielt jedoch nicht mit dem Messerschärfen inne.
    Einen Moment konnte Egwene nicht verstehen, warum der Schmerz nicht stärker geworden war. Dann erhob sie sich von dem Teppich in ihrem Zelt und schluchzte so stark, dass sie zitterte. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich die Nase zu putzen. Sie wusste nicht, wie lange sie schon so heftig weinte. Sie wusste nur, dass sie von den Hüften bis zu den Kniekehlen entbrannt zu sein schien. Es gelang ihr kaum stillzustehen. Das Hilfsmittel, das sie als geringen Schutz hatte benutzen wollen, war schon vor einiger Zeit unbrauchbar geworden. Tränen liefen ihr Gesicht hinab, und sie stand da und schluchzte.
    Sorilea, Amys und Bair beobachteten sie ausdruckslos; sie waren nicht die Einzigen, obwohl die meisten anderen auf Kissen saßen oder sich ausgestreckt hatten, plauderten und den von einer schlanken Gai’shain servierten Tee genossen. Eine Frau, dem Licht sei Dank. Alle waren Frauen, Weise Frauen und Lehrlinge, Frauen, denen Egwene erzählt hatte, sie sei eine Aes Sedai. Sie war dankbar, dass es sie nur glauben zu lassen nicht zählte. Sonst hätte sie es nicht überleben können! Das Behaupten, die ausgesprochene Lüge zählte, aber es hatte Überraschungen gegeben, Cosain, eine hagere, gelbhaarige Rückgrat-Miagoma, hatte mürrisch gesagt, Egwene habe ihr gegenüber kein Toh , aber sie würde zum Tee bleiben. Und Estair ebenfalls. Aeron wiederum schien sie vernichten zu wollen, und Surandha …
    Egwene versuchte den Tränenschleier fortzublinzeln und schaute dann zu Surandha. Sie saß mit drei Weisen Frauen zusammen, unterhielt sich und schaute gelegentlich in Egwenes Richtung. Surandha war erbarmungslos gewesen. Nicht dass eine von ihnen gnädig mit ihr umgegangen wäre. Der Gürtel, den Egwene in einer der Kisten gefunden hatte, war dünn und fein gearbeitet, aber zweimal so breit wie ihre Hand, und diese Frauen hatten alle starke Arme. Ungefähr ein halbes Dutzend Schläge von jeder der Frauen summierten sich.
    Egwene hatte sich noch niemals in ihrem Leben so geschämt wie jetzt. Nicht weil sie nackt war, ein gerötetes Gesicht hatte und wie ein Baby weinte. Nun, das Weinen war ein Grund. Und auch nicht, dass sie alle bei ihrer Züchtigung zusahen, ohne selbst Hand an sie zu legen. Sie schämte sich, weil sie es so schwergenommen hatte. Sogar ein Aiel-Kind wäre gleichmütiger gewesen. Nun, ein Kind wäre dem niemals ausgesetzt worden, aber es ging um das Prinzip einfacher Wahrheit.
    »Ist es vorbei?« Gehörte diese belegte, unsichere Stimme wirklich ihr? Wie diese Frauen lachen würden, wenn sie wüssten, wie sorgfältig sie ihren Mut zusammengenommen hatte.
    »Nur Ihr kennt den Wert Eurer Ehre«, sagte Amys tonlos. Sie ließ den Gürtel an der Seite baumeln und benutzte die breite Schnalle als Griff. Die leisen Unterhaltungen hatten aufgehört.
    Egwene atmete zwischen ihren Schluchzern tief und zitternd ein. Sie brauchte nur zu sagen, dass es vorbei war, und es wäre vorbei. Sie hätte nach einem Schlag von jeder Frau sagen können, es sei vorbei. Sie hätte …
    Sie kniete sich hin und streckte sich dann erneut auf den Teppichen aus. Sie bewegte die Hände unter Bairs Röcke, um durch die weichen Stiefel ihre mageren Knöchel zu umklammern. Dieses Mal würde sie allen Mut zusammennehmen. Dieses Mal würde sie nicht aufschreien. Dieses Mal würde sie nicht treten oder um sich schlagen oder … Der Gürtel hatte sie noch nicht getroffen. Sie hob den Kopf und sah die Frauen blinzelnd an. »Worauf wartet Ihr?« Ihre Stimme zitterte noch immer, aber sie klang jetzt auch zornig. Sie zu allem anderen noch warten zu lassen! »Ich muss heute Abend eine Reise antreten, falls Ihr es vergessen habt. Macht weiter.«
    Amys warf den Gürtel neben Egwenes Kopf. »Diese Frau hat mir gegenüber kein Toh .«
    »Diese Frau hat mir gegenüber kein Toh .« Das war Bairs leise Stimme.
    »Diese Frau hat mir gegenüber kein Toh «, sagte Sorilea eindringlich. Sie beugte sich herab und strich Egwene das feuchte Haar aus dem Gesicht. »Ich wusste, dass Ihr im Herzen eine Aiel seid. Aber seid jetzt nicht zu stolz, Mädchen. Ihr seid Eurem Toh gegenübergetreten. Steht auf, bevor wir glauben, dass Ihr frohlockt.«
    Sie halfen ihr hoch, umarmten sie, wischten ihr die Tränen fort und hielten schließlich auch ein Taschentuch für sie

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