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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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eines in der Geschichte verlorenen Landes. Sie erschien so plötzlich mit verwittertem Gesicht neben Bela, dass Egwene fast aufgeschrien hätte, nur dass die Statue schon wieder verschwunden war, bevor sie es tun konnte. Der Mond bewegte sich zwischen den einzelnen Sprüngen nicht und auch kaum, während sie dahineilten. Einen oder zwei Tage bis Salidar? Das hatte Sheriam gesagt. Die Weisen Frauen hatten recht. Jedermann hatte so lange geglaubt, die Aes Sedai wüssten alles, dass die Aes Sedai es auch glaubten. Sie würde heute Nacht beweisen, dass sie unrecht hatten, aber es war wenig wahrscheinlich, dass sie ihren Beweis wirklich zur Kenntnis nehmen würden. Sie wussten es einfach.
    Nach einiger Zeit, als sie sicher war, dass sie sich bereits seit längerem in Altara befanden, ließ sie Bela allmählich kleinere Sprünge vollführen, zügelte sie häufiger und ritt sogar ein Weilchen in normalem Tempo, besonders wenn ein Dorf in der Nähe war. Manchmal war ein von der Nacht eingehülltes Gasthaus nach dem entsprechenden Dorf benannt: Marella Gasthaus oder Ionin-Quelle Gasthaus , und da das Mondlicht noch zu dem merkwürdigen Lichtempfinden in Tel’aran’rhiod beitrug, waren die Wirtshausschilder leicht zu lesen. Sie gewann nach und nach an Sicherheit, wo sie sich im Verhältnis zu Salidar befand, und verringerte die Sprünge weiter, bis sie Bela schließlich in normalem Tempo durch den Wald laufen ließ, in dem hohe Bäume das Unterholz verdrängt und den Rest erstickt hatten.
    Dennoch war sie überrascht, als plötzlich ein verhältnismäßig großes Dorf auftauchte, das still und dunkel im Mondschein lag. Es musste aber der richtige Ort sein.
    Egwene stieg am Rande strohgedeckter Häuser ab und nahm ihre Habe an sich. Es war spät, aber die Menschen in der wachen Welt waren vielleicht noch munter. Es bestand keine Notwendigkeit, sie zu erschrecken, indem sie plötzlich aus der Luft auftauchte. Wenn eine Aes Sedai das sähe und missdeutete, wer sie war, bekäme sie vielleicht keine Chance, dem Saal gegenüberzutreten.
    »Du bist wie der Wind gelaufen«, murmelte sie, während sie Bela ein letztes Mal umarmte. »Ich wünschte, ich könnte dich mit mir nehmen.« Es war natürlich ein sinnloser Wunsch. Was in Tel’aran’rhiod geschaffen wurde, konnte nur dort existieren. Dies war nicht wirklich Bela. Auch wenn Egwene leises Bedauern verspürte, als sie ihr den Rücken wandte – sie würde nicht aufhören, sich Bela vorzustellen, sie so lange wie möglich existieren lassen – und ihren schillernden Vorhang aus Geist wob. Sie trat mit hocherhobenem Kopf hindurch, bereit, sich allem zu stellen, was auf ihr Aielherz zukommen mochte.
    Sie tat diesen Schritt und tauchte mit einem kurzen, mit weit geöffneten Augen gehauchten »Oh!« auf. Die Veränderungen, denen sie sich in Tel’aran’rhiod unterzogen hatte, existierten in der realen Welt genauso wenig weiter wie Bela. Der brennende Schmerz kehrte schlagartig zurück, und es schien fast so, als spräche Sorilea zu ihr. Wenn Ihr überlegt, was Ihr getan habt, um Eurem Toh zu begegnen und es so zu bereinigen, dass es genauso gut niemals geschehen sein könnte, wie seid Ihr dann dem Toh begegnet? Erinnert Euch Eures Aielmutes, Mädchen.
    Ja. Sie würde sich daran erinnern. Sie war hier, um zu kämpfen, ob die Aes Sedai es wussten oder nicht, bereit, für das Recht zu kämpfen, eine Aes Sedai zu sein, bereit, sich dem zu stellen … Licht, was eigentlich?
    Menschen befanden sich auf den Straßen, einige wenige, die zwischen Häusern einhergingen, deren beleuchtete Fenster goldene Teiche bildeten. Egwene ging ein wenig schneller und näherte sich einer drahtigen Frau mit weißer Schürze und verhärmtem Gesichtsausdruck. »Verzeihung. Mein Name ist Egwene al’Vere. Ich bin eine Aufgenommene« – die Frau betrachtete kritisch ihr Reitgewand – »und bin gerade erst angekommen. Könnt Ihr mir den Weg zu Sheriam Sedai weisen? Ich muss sie finden.« Sehr wahrscheinlich schlief Sheriam bereits, aber wenn dem so war, beabsichtigte Egwene, sie zu wecken. Man hatte ihr befohlen, so bald wie möglich zu kommen, und Sheriam würde erfahren, dass sie hier war.
    »Jeder kommt zu mir«, murrte die Frau. »Tut irgendjemand etwas allein? Nein, sie wollen, dass Nildra es tut. Ihr Aufgenommenen seid die schlimmsten von allen. Nun, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit. Folgt mir, wenn Ihr wollt. Wenn nicht, müsst Ihr sie selbst finden.« Nildra schritt mit nur einem kurzen Blick

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