Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
wusste wirklich nicht, zu wem ich sonst gehen sollte. Ich weiß noch nicht genau, worum es geht. Ihr kennt Egwene. Sie würde sich nicht einmal beklagen, wenn ihr der Fuß abgeschnitten würde. Ich glaube, Romanda ist der Grund, obwohl sie nur von Lelaine sprach. Ich glaube, eine der beiden oder sogar beide haben sie bedrängt, hier in Salidar zu bleiben und nicht fortzugehen, weil es zu gefährlich sei.«
»Das ist ein guter Rat«, sagte Sheriam zögerlich. »Ich weiß nichts von einer Gefahr, aber diesen Rat würde ich ihr auch selbst geben.«
Elayne spreizte hilflos die Hände. »Ich weiß. Sie hat es mir erzählt, aber … Sie hat es nicht eigentlich gesagt , aber ich glaube, dass sie ein wenig Angst vor den beiden hat. Ich weiß , dass sie jetzt die Amyrlin ist, aber ich denke, sie geben ihr das Gefühl, noch eine Novizin zu sein. Ich glaube, dass sie Angst hat, dass sie, wenn sie ihren Rat befolgt – selbst wenn es tatsächlich ein guter Rat ist – von ihr erwarten werden, dass sie es beim nächsten Mal wieder tut. Ich denke … Sheriam, sie hat Angst, dass sie beim nächsten Mal nicht Nein sagen kann , wenn sie jetzt Ja sagt. Und … und ich befürchte das auch. Sheriam, sie ist der Amyrlin- Sitz . Sie sollte nicht von Romanda oder Lelaine oder irgendjemandem sonst beherrscht werden. Ihr seid die Einzige , die ihr helfen kann. Ich weiß nicht wie, aber Ihr seid es.«
Sheriam schwieg so lange, dass Elayne zu glauben begann, die andere Frau würde ihr sagen, jedes ihrer Worte sei lächerlich. »Ich werde tun, was ich kann«, sagte Sheriam schließlich.
Elayne unterdrückte ein erleichtertes Seufzen, bevor sie erkannte, dass es nichts ausgemacht hätte.
Egwene beugte sich vor, stützte die Arme auf den Rand der Kupferwanne und ließ Chesas Geplapper über sich ergehen, während die Dienerin ihr den Rücken schrubbte. Sie hatte von einem richtigen Bad geträumt, aber tatsächlich in dem Seifenwasser zu sitzen, das mit einem Blütenöl versetzt war, fühlte sich nach den Dampfzelten der Aiel seltsam an. Sie hatte erste Schritte als Amyrlin unternommen, ihr in der Minderheit befindliches Heer ordnungsgemäß aufgestellt und den Angriff begonnen. Sie erinnerte sich an Rhuarcs Worte, dass ein Schlachtführer keinerlei echte Kontrolle mehr über die Ereignisse hatte, wenn die Schlacht erst begonnen hatte. Sie konnte jetzt nur noch abwarten. »Obwohl ich glaube, dass die Weisen Frauen stolz wären«, sagte sie leise.
KAPITEL 38
Eine Überraschung
D ie flammende Sonne stieg hinter ihm höher auf, und Mat war froh, dass ihm sein breitkrempiger Hut ein wenig Schatten spendete. Der altarenische Wald war winterkahl und braun, mit Pinien und Lederblattbäumen und anderen immergrünen Bäumen, die verdorrt und aschfarben und bloß wirkten. Es war noch nicht Mittag, weshalb die schlimmste Hitze erst noch kommen würde, aber der Tag war bereits jetzt brutheiß. Mat hatte seinen Mantel über die Satteltaschen gelegt, aber der Schweiß ließ sein Leinenhemd dennoch an der Haut kleben. Pips’ Hufe knirschten auf toten Farnen und dichtem herabgefallenen Laub, und die Bande ritt ebenfalls geräuschvoll über den Waldboden. Einige wenige Vögel tauchten auf, schnelle Blitze zwischen den Zweigen, aber kein einziges Eichhörnchen. Es gab jedoch Fliegen und Stechmücken, als befände man sich mitten im Sommer und nicht einen Monat vor dem Lichterfest. Tatsächlich gab es hier nichts anders als das, was er in Erinin gesehen hatte, aber er fühlte sich unbehaglich, hier dieselben Bedingungen vorzufinden. Würde die ganze Welt tatsächlich ausbrennen?
Aviendha schritt neben Pips einher, ihr Bündel auf dem Rücken, von sterbenden Bäumen oder Stechmücken offensichtlich unbeeinträchtigt, und verursachte trotz ihrer Röcke erheblich weniger Geräusche als das Pferd. Sie suchte mit ihren Blicken die umstehenden Bäume ab, als traue sie den Kundschaftern und Wächtern der Bande nicht zu, einen Hinterhalt zu erkennen. Sie hatte das angebotene Pferd nicht angenommen, was er ohnehin nicht erwartet hatte, nachdem er erkannt hatte, wie Aiel dem Reiten gegenüber empfanden, aber sie hatte auch keine Schwierigkeiten gemacht, außer dass die Tatsache, dass sie bei jedem Halt ihr Messer schärfte, als Herausforderung angesehen werden konnte. Gewiss, da war der Zwischenfall mit Olver gewesen. Er ritt den hochtrabenden Grauen, den Mat unter den Ersatzpferden für ihn gefunden hatte, und behielt sie wachsam im Auge. Er hatte in der zweiten
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