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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wollte sie jetzt reiten? Nun, er würde sie nicht allein aufsteigen und ihn dabei sehr wahrscheinlich aus dem Sattel stoßen lassen. Er hatte ein- oder zweimal Aiel auf ein Pferd steigen sehen.
    Er schlug nach einer weiteren Mücke, beugte sich dann herab und ergriff ihre Hand. »Festhalten«, sagte er und hob sie brummend hinter sich. Sie war fast so groß wie er und außerdem kräftig. »Leg deinen Arm einfach um meine Taille.« Sie sah ihn nur an und drehte sich unbeholfen, bis sie rittlings saß und beide Beine bis über die Knie entblößt waren, was sie aber nicht störte. Hübsche Beine, aber er würde sich nicht noch einmal mit einer Aielfrau einlassen, selbst wenn sie nicht von Rand besessen war.
    Nach einiger Zeit sagte sie hinter ihm: »Der Junge, Olver – haben die Shaido seinen Vater getötet?«
    Mat nickte, ohne sich umzusehen. Würde er Behüter überhaupt bemerken, bevor es zu spät war? Vanin ritt, wie immer wie ein Mehlsack zusammengesunken, voraus, aber er beobachtete seine Umgebung genau.
    »Und seine Mutter ist verhungert?«, fragte Aviendha.
    »Entweder das, oder sie ist an einer Krankheit gestorben.« Behüter trugen jene Umhänge, die mit allem verschmolzen. Man konnte an einem Behüter vorübergehen, ohne ihn zu sehen. »Olver hat es nicht so genau erzählt, und ich habe ihn nicht bedrängt. Er hat sie selbst begraben. Glaubst du, du schuldest ihm etwas, weil Aiel seine Familie auf dem Gewissen haben?«
    »Etwas schulden?« Sie klang bestürzt. »Ich habe die beiden nicht getötet, und ich hätte es nur getan, wenn sie Baummörder gewesen wären. Wie könnte ich dann Toh haben?« Sie fuhr ohne Pause fort, als würde sie das gleiche Thema weiterverfolgen. »Du kümmerst dich nicht richtig um ihn, Mat Cauthon. Ich weiß, dass Männer nichts von Kindererziehung verstehen, aber er ist zu jung, um seine ganze Zeit mit erwachsenen Männern zu verbringen.«
    Mat sah sie an und blinzelte. Sie hatte ihr Schultertuch vom Kopf gezogen und ließ einen glänzenden Grünstein-Kamm eifrig durch ihr dunkles, rötliches Haar gleiten. Das schien ihre ganze Aufmerksamkeit zu erfordern – und das Bemühen, nicht vom Pferd zu fallen. Sie hatte sich außerdem eine fein gearbeitete Silberkette und ein breites Armband aus geschnitztem Elfenbein umgelegt.
    Er schüttelte den Kopf und beobachtete dann weiterhin den Wald. Aiel oder nicht – in mancherlei Beziehung waren sich alle gleich. Eine Frau wird auch dann noch Zeit finden, sich die Haare zu richten, wenn die Welt untergeht. Eine Frau wird einem Mann auch dann noch sagen, dass er falsch gehandelt hat, wenn die Welt untergeht. Er hätte sicherlich leise gelacht, wenn er nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, sich zu fragen, ob die Behüter ihn gerade jetzt beobachteten.
    Die Sonne hatte den Zenit bereits überschritten, als der Wald plötzlich endete. Weniger als hundert Schritte gerodetes Gelände trennten den Wald vom Dorf, und es sah so aus, als sei der Boden noch nicht sehr lange gerodet. Salidar selbst war ein beachtliches Dorf aus grauen Steingebäuden mit Strohdächern, dessen Straßen bevölkert waren. Mat zuckte in seinem Mantel aus grünem, an den Ärmeln und am Halsausschnitt mit Goldfäden bestickten Stoff die Achseln. Er sollte genügen, um Aes Sedai angemessen zu begegnen. Er ließ ihn jedoch offen stehen. Er würde selbst für Aes Sedai nicht vor Hitze umkommen.
    Niemand versuchte sie aufzuhalten, während sie ins Dorf ritten, aber die Menschen blieben stehen, und aller Blicke wandten sich ihm und seiner seltsamen kleinen Gruppe zu. Gut, sie wussten es. Jedermann wusste es. Bei der Zahl Fünfzig gab er es auf, die Aes-Sedai-Gesichter weiterhin zu zählen, da diese Zahl beunruhigend schnell erreicht war. In der Menge waren keine Soldaten zu sehen, es sei denn, man rechnete die Behüter dazu, von denen einige in den die Farbe verändernden Umhängen darunter waren und die nach ihrem Schwertheft tasteten, während sie sie vorüberziehen sahen. Wenn keine Soldaten im Dorf waren, bedeutete das nur, dass sie sich in den Lagern aufhielten, die Vanin erwähnt hatte. Und wenn alle Soldaten in den Lagern waren, bedeutete das, dass sie bereit waren zu handeln. Mat hoffte, dass sich Talmanes an seine Anweisungen hielt. Talmanes war nicht dumm, aber genauso schnell wie Nalesean bereit, loszustürmen und jemanden anzugreifen. Er hätte lieber Daerid seine Aufgabe übertragen – Daerid hatte zu viele Kämpfe gesehen, um zum Kampf bereit zu sein –,

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