Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
hat, und bis dahin ist es eine Falle für jede Frau, die mit der Macht umgehen kann.«
»Ein staubiger Haufen unnützen Schrotts, wie ich gehört habe«, bemerkte Demandred abfällig. »Die Tairener haben alles gesammelt, was auch nur gerüchteweise mit der Macht zu tun hatte.«
Mesaana vermutete, dass er das nicht nur nach dem Hörensagen beurteilte. Sie vermutete ebenfalls, dass um die Große Schatzkammer auch eine Falle für Männer gewoben worden war, sonst hätte Demandred schon lange seinen ersehnten Sa’Angreal und hätte sich Rand al’Thor entgegengestellt. »Zweifellos befinden sich auch einige in Cairhien und Rhuidean, aber selbst wenn man nicht gerade auf al’Thor stößt, sind beide Städte doch voll von Frauen, die mit der Macht umgehen können.«
»Ignorante Mädchen«, schnaubte Graendal.
»Wenn ein Küchenmädchen dir ein Messer in den Rücken rammt«, sagte Semirhage kühl, »bist du dann weniger tot als nach einer Niederlage in einem Sha’je Duell in Qal?«
Mesaana nickte. »Dann bleibt nur das übrig, was vielleicht unter uralten Ruinen begraben ist oder vergessen auf einem Dachboden verstaubt. Falls ihr darauf zählt, per Zufall etwas zu finden, dann wartet meinetwegen. Ich werde nicht warten. Außer, jemand von Euch weiß, an welchem Ort ein Stasiskasten verborgen ist?« Das Letzere klang ziemlich trocken. Die Stasiskästen hätten eigentlich die Zerstörung der Welt überstehen müssen, aber diese Erdbeben und Vulkanausbrüche, die ganzen Umwälzungen an der Erdoberfläche, hatten sie wahrscheinlich irgendwo auf einem Meeresgrund oder unter Bergen verschüttet. Nur wenig war noch übrig von der Welt, die sie gekannt hatten; höchstens ein paar Namen und Legenden.
Graendals Lächeln schien zuckersüß. »Ich war schon immer der Meinung, Ihr hättet Lehrerin werden sollen. Oh, tut mir leid. Ich vergaß …«
Mesaanas Gesicht lief dunkel an. Ihr Weg zum Großen Herrn hatte begonnen, als man ihr vor so vielen Jahren einen Lehrstuhl im Collam Daan verweigerte. Für die Forschung nicht geeignet, hatte man ihr gesagt, aber sie könne ja immerhin noch als Lehrerin arbeiten. Also hatte sie gelehrt, bis sie eine Möglichkeit fand, ihnen allen eine Lektion zu erteilen!
»Ich warte immer noch darauf, zu erfahren, was der Große Herr gesagt hat«, murmelte Semirhage.
»Ja. Sollen wir al’Thor töten?« Mesaana wurde bewusst, dass sie beide Hände in ihren Rock verkrampft hatte, und sie ließ los. Seltsam. Sie ließ sich doch sonst von niemandem provozieren. »Wenn alles gut geht, wird er sich in zwei, höchstens drei Monaten dort befinden, wo ich ihn problemlos erreichen kann, und er wird völlig hilflos sein.«
»Wo Ihr ihn problemlos erreichen könnt?« Graendal zog fragend eine Augenbraue hoch. »Wo habt Ihr denn nun eigentlich Euer Netz gesponnen? Ach, spielt keine Rolle. So wenig das ist, ist es doch genauso gut wie jeder andere Plan, den ich in letzter Zeit gehört habe.«
Immer noch schwieg Demandred, stand nur da und musterte sie. Nein, Graendal nicht. Semirhage und sie. Und als er schließlich etwas sagte, war es mehr zu sich selbst und nur so halb zu ihnen: »Wenn ich daran denke, in welche Lage Ihr beide euch versetzt habt, dann frage ich mich manchmal, wie viel der Große Herr davon weiß und wie lange schon. Wie viel von alledem, was geschehen ist, war von Anfang an von ihm geplant?« Darauf gab es keine Antwort. Schließlich sagte er: »Ihr wollt wissen, was mir der Große Herr gesagt hat? Also gut. Aber es bleibt unter uns als striktes Geheimnis. Da Sammael es vorgezogen hat, uns fernzubleiben, wird er nichts erfahren. Und auch die anderen nicht, ob sie nun am Leben sind oder tot. Der erste Teil der Botschaft des Großen Herrn war sehr einfach: Lasst den Herrn des Chaos herrschen. Das waren seine genauen Worte.« Seine Mundwinkel zuckten, was einem Lächeln bei ihm so nahe kam, wie Mesaana es nur jemals erlebt hatte. Dann berichtete er ihnen das Übrige.
Mesaana ertappte sich dabei, dass sie schauderte, ohne zu wissen, ob vor Erregung oder vor Entsetzen. Es könnte funktionieren und ihnen alles in die Hand geben, was sie benötigten. Aber Glück war auch dazu nötig, und bei Glücksspielen fühlte sie sich nicht wohl. Demandred war der Spieler unter ihnen. Er hatte in einer Hinsicht recht: Lews Therin hatte sein eigenes Glück gemacht wie eine frisch geprägte Münze. Wie es schien, tat Rand al’Thor bisher ihrer Meinung nach das Gleiche.
Es sei denn … Es sei denn, der
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