Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
vielleicht Rands Wunsch, ihn zu sehen, wie ein Jucken an einer Stelle zwischen den Schulterblättern, an der er sich nicht kratzen konnte. Jetzt würde sie bald gekratzt, und er wünschte fast, es wäre nicht so. Er hatte einen Traum gehabt, einen, über den Faile mit ihrer Abenteuerlust lachen würde. Er hatte davon geträumt, mit ihr in einem kleinen Haus zu leben, irgendwo auf dem Lande, weit von Städten und allem Zwist entfernt. Es gab in Rands Nähe stets Auseinandersetzungen. Aber Rand brauchte ihn, und er würde tun, was er tun musste.
In einem großen, von Säulen umgebenen Hof, der von Giebeln überragt wurde, schwang Perrin seinen Gürtel mit dem schweren Gewicht der Streitaxt auf den Sattel – es war eine Erleichterung, dieses Gewicht eine Weile ablegen zu können –, und ein Mann in einem weißen Gewand und eine Frau übernahmen die Pferde. Mit nur wenigen Worten verwies Barada ihn und Faile an Aielmänner mit kaltem Blick, die scharlachrote Stirnbänder mit der schwarz-weißen Scheibe trugen und sie in den Palast geleiteten, und mit noch weniger Worten wurden sie Töchtern des Speers übergeben, die sich genauso kühl verhielten. Perrin kannte keine von ihnen vom Stein her, und seine Bemühungen, eine Unterhaltung zu beginnen, ernteten nur ausdruckslose Blicke. Ihre Hände flogen in der Zeichensprache der Töchter, und eine von ihnen wurde auserwählt, ihn und Faile tiefer in den Palast hineinzuführen, eine hagere, blonde Frau, die ungefähr in Failes Alter sein musste. Sie stellte sich als Lerian vor und ermahnte sie, nicht umherzuwandern. Er wünschte, Bain oder Chiad wären hier. Ein vertrautes Gesicht wäre erfreulich gewesen. Faile schritt die Gänge erhobenen Hauptes entlang, und doch schaute sie an jedem Quergang schnell in beide Richtungen. Sie wollte offensichtlich nicht von ihrem Vater überrascht werden.
Schließlich erreichten sie eine Doppeltür, deren jede einen geschnitzten Löwen aufwies, und vor der sich zwei weitere Töchter aus ihrer hockenden Haltung erhoben. Weitere Worte wurden in der Zeichensprache ausgetauscht, bevor die blonde Tochter des Speers ohne anzuklopfen hineinging.
Perrin fragte sich, ob es in Rands Nähe jetzt immer so zuging, als plötzlich die Türen aufflogen und Rand in Hemdsärmeln dastand.
»Perrin! Faile! Möge das Licht an eurem Hochzeitstag geschienen haben«, sagte er lachend und küsste Faile flüchtig. »Ich wünschte, ich hätte dabei sein können.« Sie wirkte genauso verwirrt, wie Perrin sich fühlte.
»Woher weißt du es?«, rief er aus, und Rand lachte erneut und schlug ihm auf die Schulter.
»Bode ist hier, Perrin. Bode und Janacy und all die anderen. In Caemlyn ohnehin. So weit haben Verin und Alanna sie gebracht, bevor sie von der Burg hörten.« Er wirkte müde, seine Augen überanstrengt, obwohl sein Lachen nicht so klang. »Licht, Perrin, was sie mir alles über dich erzählt haben! Lord Perrin von den Zwei Flüssen. Was sagt Frau Luhhan zu alledem?«
»Sie nennt mich auch Lord Perrin«, murmelte Perrin verzerrt. Elsbet Luhhan hatte ihm in seiner Kindheit häufiger eine Tracht Prügel verabreicht als seine Mutter. »Sie vollführt tatsächlich einen Hofknicks vor mir, Rand.« Faile sah ihn fragend an. Sie behauptete stets, er bringe Menschen in Verlegenheit, wenn er all die Verbeugungen und das Knicksen beenden wollte. Und zu seinem Unbehagen darüber, wenn sie dies taten, bemerkte sie, das sei ein Teil des Preises, den er bezahlen müsste.
Die Töchter des Speers, die hineingegangen waren, drängten sich jetzt an Rand vorbei wieder hinaus, und er zuckte zusammen. »Licht, ich lasse euch hier in der Tür stehen. Kommt herein, kommt herein. Lerian, sagt Sulin, dass ich noch gewürzten Wein brauche. Und sagt ihr, sie solle sich beeilen.« Aus irgendeinem Grund lachten die drei Töchter, als hätte Rand etwas Lustiges gesagt.
Nach einem Schritt in den Raum hinein verriet ein Blumenduft Perrin, dass noch eine Frau da war. Als er sie dann erblickte, war er überrascht. »Min?« Das Haar war zu kurzen Locken gestutzt. Der mit Stickereien versehene blaue Mantel und die Hose schienen falsch, aber das Gesicht stimmte. »Min, du bist es!« Er umarmte sie lachend. »Wir sind fast alle versammelt, stimmt’s? Faile, dies ist Min. Ich habe dir von ihr erzählt.«
In diesem Moment erkannte er, was er an seiner Frau wahrnahm, und er wandte sich von Min ab, während sie ihn noch angrinste. Er war sich plötzlich der Tatsache bewusst, dass Mins Hose
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