Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
etwas über Männer, und es klang belustigt. Frauen schienen stets entweder belustigt oder verärgert, wenn sie über Männer sprachen. Faile war der Grund, warum er alle diese Leute bei sich hatte, und obendrein das Banner, obwohl er noch nicht herausgefunden hatte, wie sie das geschafft hatte. Hinten in den Wagen waren Diener , Männer und Frauen, die die Livree mit dem Wolfskopf auf der Schulter trugen. Selbst die Zwei-Flüsse-Leute hatten sich nicht beklagt. Sie schienen genauso stolz darauf wie jeder der Flüchtlinge.
»Zufrieden?«, fragte er Barada. »Ihr könnt uns jetzt zu Rand begleiten, wenn Ihr uns nicht ungehindert herumlaufen lassen wollt.«
»Ich denke …« Baradas dunkle Augen schossen zu Faile und wieder fort. »Ich denke, das wäre das Beste.«
Als Faile sich wieder aufrichtete, gingen Bain und Chiad zur Reihe der Reiter und drängten hindurch, als wären sie nicht da. Die Saldaeaner wirkten nicht einmal überrascht, aber andererseits müssten sie an Aiel gewöhnt sein. Alle Gerüchte besagten, Caemlyn sei bereits voller Aiel.
»Ich muss meine Speer-Brüder suchen«, sagte Gaul plötzlich. »Möget Ihr stets Wasser und Schatten finden, Perrin Aybara.« Und damit eilte er hinter den Frauen her. Faile verbarg ihr belustigtes Lächeln hinter einer grau behandschuhten Hand.
Perrin schüttelte den Kopf. Gaul wollte, dass Chiad ihn heiratete, aber nach Aielbrauch musste sie ihn fragen, und obwohl sie, wie Faile glaubte, bereit war, seine Geliebte zu werden, wollte sie den Speer nicht wegen einer Heirat aufgeben. Er schien genauso verletzt, wie es auch ein Zwei-Flüsse-Mädchen unter den gleichen Umständen gewesen wäre. Bain schien irgendwie auch Teil davon zu sein. Perrin verstand nicht, warum Faile beteuerte, es ebenfalls nicht zu wissen, wenn auch ein wenig zu schnell, und Gaul wurde mürrisch, wenn man ihn danach fragte. Ein seltsames Völkchen.
Die Saldaeaner bahnten sich ihren Weg durch die Menge, aber Perrin achtete kaum auf die Menschen oder die Stadt. Er hatte Caemlyn bereits schon einmal gesehen, zumindest einen Teil davon, und er mochte Städte nicht mehr sehr. Wölfe kamen selten nahe an eine Stadt heran. Er hatte seit ein oder zwei Tagen keinen mehr erspürt. Er beobachtete seine Frau mit Seitenblicken und versuchte, es sie nicht merken zu lassen, aber er hätte sie genauso gut anstarren können. Sie ritt stets aufrecht, aber jetzt saß sie starr im Sattel und blickte auf Baradas Rücken. Die Schultern des Mannes waren gebeugt, als könne er ihren Blick spüren. Ein Falke blickte weniger durchdringend wie Faile.
Perrin nahm an, dass sie dasselbe dachte wie er, obwohl vielleicht nicht auf die gleiche Art. Ihr Vater. Sie hätte vielleicht einige Erklärungen abzugeben – sie war immerhin davongelaufen, um eine Jägerin des Horns zu werden –, aber Perrin war derjenige, der dem Herrn von Bashere, Tyr und Sidona gegenübertreten und ihm sagen musste, dass ein Schmied seine Tochter und Erbin geheiratet hatte. Darauf freute Perrin sich nicht. Er hielt sich nicht für ausgesprochen tapfer – zu tun, was man tun musste, war nicht tapfer –, aber er hatte bisher niemals geglaubt, er könnte ein Feigling sein. Der Gedanke an Failes Vater ließ seinen Mund austrocknen. Vielleicht sollte er sich um das Lager kümmern. Ein an Lord Bashere gesandter Brief könnte alles erklären. Ein sorgfältig aufgesetztes Schreiben könnte zwei oder drei Tage Zeit erfordern. Vielleicht auch mehr. Er war nicht wortgewandt.
Ein Blick auf das träge über dem Königlichen Palast wehende karmesinrote Banner brachte ihn schlagartig in die Gegenwart zurück. Er hatte bereits davon gehört. Perrin wusste, dass es nicht das Drachenbanner war, was auch immer die Gerüchte behaupteten – einige Leute sagten, es bedeute, dass die Aes Sedai Rand dienten; andere meinten, dass er ihnen diente –, und er fragte sich, warum Rand nicht das Drachenbanner hisste. Rand. Er konnte Rand noch immer an ihm zerren spüren, ein höherer Ta’veren , der an einem niedriger gestellten Ta’veren zog. Er wusste aber nicht, wo Rand sich aufhielt. Es war nicht diese Art von Ziehen. Er hatte die Zwei Flüsse in der Erwartung verlassen, nach Tear oder nur das Licht wusste wohin auch immer zu reiten, und nur ein Gerüchtestrom und Geschichten, die westlich durch Andor zogen, hatten ihn hierhergebracht. Einige sehr beunruhigende Gerüchte und Geschichten. Nein, was er verspürte, war eher das Bedürfnis, Rand nahe zu sein, oder
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