Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
befand sich ebenfalls im Palast. Wenn einige Aes Sedai diese Prozession mit einer Handbewegung in Trollocs verwandelt hätten, wäre Vilnar überglücklich gewesen. Vielleicht war dies der Preis für Tagträumerei. Hätte er sich auf seine Pflichten besonnen, wäre sein Spähtrupp hier schon längst vorbei gewesen. Aber er hatte seine Befehle.
Während er sich fragte, ob Lady Deira seinen Kopf als Ball benutzen würde, postierte er seine Männer im Tor.
Perrin ließ seinen grauen Hengst bis zehn Schritte hinter das Stadttor gehen, bevor er die Zügel anzog. Traber war froh, anhalten zu können. Er mochte die Hitze nicht. Die berittenen Männer, die das Tor abschirmten, waren, den kühnen Nasen und schräg stehenden Augen nach zu urteilen, Saldaeaner. Einige trugen glänzende schwarze Bärte, einige dichte Schnurrbärte und einige waren glatt rasiert. Alle Männer außer einem hatten eine Hand am Schwertheft. Die Luft bewegte sich nur durch sie, da nicht einmal eine Brise wehte. Sie roch nicht nach Furcht. Perrin sah Faile an, aber sie hatte sich über den gewölbten Hals ihrer schwarzen Stute gebeugt und machte sich am Zaumzeug zu schaffen. Sie roch schwach nach Seife und Angst. Sie hatten während der letzten gut zweihundert Meilen ihrer Reise die Neuigkeit gehört, dass Saldaeaner in Caemlyn seien, vermutlich angeführt von Failes Vater. Das schien Faile nicht weiter zu beunruhigen, und sie war sicher, dass auch ihre Mutter in Caemlyn sein würde. Sie sagte, auch das mache sie nicht besorgt.
»Wir brauchen die Bogenschützen nicht einmal«, sagte Aram ruhig, während er über sein Schwertheft strich. Seine dunklen Augen funkelten begierig. »Sie sind nur zehn. Wir beide könnten sie allein überwältigen.« Gaul hatte sich verschleiert, und auch Bain und Chiad hatten dies, auf Failes anderer Seite, sicherlich getan.
»Keine Bogenschützen und kein Überwältigen«, sagte Perrin. »Und keine Speere, Gaul.« Er sagte nichts zu Bain oder Chiad. Sie hörten ohnehin nur auf Faile, die nicht bereit schien, allzu bald aufzuschauen oder etwas zu sagen. Gaul senkte nur achselzuckend seinen Schleier. Aram runzelte enttäuscht die Stirn.
Perrin behielt einen freundlichen Gesichtsausdruck bei, während er sich wieder den Saldaeanern zuwandte. Goldgelbe Augen machten einige Menschen nervös. »Mein Name ist Perrin Aybara. Ich denke, Rand al’Thor wird mich sehen wollen.«
Der bärtige Bursche, der sein Schwertheft nicht berührt hatte, verbeugte sich leicht im Sattel. »Ich bin Vilnar Barada, Lord Aybara, Unterleutnant und dem Schwert Lord Davram Basheres verschworen.« Er sagte dies sehr laut, und wenn er darüber nachdachte, hatte er es wohl bewusst vermieden, Faile anzusehen. Sie seufzte bei der Erwähnung ihres Vaters und sah Barada stirnrunzelnd an, umso mehr, als er sie weiterhin nicht beachtete. »Lord Basheres Befehle lauten«, fuhr der Mann fort, »dass kein Adliger Caemlyn mit mehr als zwanzig bewaffneten Männern oder fünfzig Dienern betreten darf.«
Aram regte sich auf seinem Pferd, aber, dank dem Licht, würde er sein Schwert erst ziehen, wenn Perrin es sagte.
Perrin sprach über die Schulter. »Dannil, bringt alle zu der Wiese zurück, an der wir vor ungefähr drei Meilen vorbeigekommen sind, und lagert dort. Wenn sich ein Bauer beschwert, gebt ihm etwas Gold und besänftigt ihn. Lasst ihn wissen, dass er für jeglichen Verlust entschädigt wird. Aram, Ihr geht mit ihnen.«
Dannil Lewin, eine Bohnenstange von einem Mann mit einem dichten Schnurrbart, der seinen Mund fast verbarg, klopfte sich gegen die Stirn, obwohl ihm Perrin wiederholt gesagt hatte, ein einfaches ›in Ordnung‹ würde genügen, und befahl sofort die Umkehr. Aran erstarrte natürlich – es gefiel ihm nie, weit von Perrin entfernt zu sein –, aber er schwieg. Manchmal dachte Perrin, er hätte sich in Gestalt des ehemaligen Kesselflickers einen Wolfshund eingehandelt. Diese Einstellung war nicht gut für einen Mann, aber er wusste nicht, was er dagegen tun sollte.
Er erwartete, dass Faile einiges dazu sagen würde, dass er alle zurückschickte – er erwartete von ihr eine Bemerkung über seinen sogenannten Rang und dass sie darauf beharren würde, die zwanzig von Barada erwähnten Männer mit hineinzunehmen, und soweit möglich auch noch fünfzig Diener –, aber sie beugte sich nur aus dem Sattel herab, um leise mit Bain und Chiad zu sprechen. Er gab vor, nicht zuzuhören, obwohl er doch einen Teil der Worte verstand. Sie sagte
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