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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ohne auch nur ein Haar von ihr zu sehen.
    Faile hätte fast von ihrem Brettspiel aufgeschaut, als er hereinkam. Noch immer schwebte der Geruch von Eifersucht von ihr heran, aber es war nicht der stärkste Geruch im Raum. Ihr Zorn roch noch schärfer, wenn auch nicht im schlimmsten Maße, aber am deutlichsten war ein fader, milder Geruch, den er als Enttäuschung erkannte. Warum war sie von ihm enttäuscht? Warum wollte sie nicht mit ihm reden? Ein Wort, das auch nur andeutungsweise daran erinnert hätte, wie es gewesen war – und er läge auf den Knien, um die Schuld für alles auf sich zu nehmen, was sie ihm anlasten wollte. Aber sie setzte nur einen schwarzen Stein und murmelte: »Du bist an der Reihe, Loial. Loial?«
    Loials Ohren drehten sich unbehaglich, und seine langen Augenbrauen sanken herab. Der Ogier besaß vielleicht keinen nennenswerten Geruchssinn – nun, man konnte sagen, dass er nicht ausgeprägter war als Failes –, aber Loial konnte Stimmungen erspüren, wo kein menschliches Wesen etwas bemerken würde. Wenn sich Perrin und Faile im gleichen Raum aufhielten, schien Loial zum Heulen zumute zu sein. Gerade jetzt seufzte er wie ein durch eine Höhle fegender Wind und setzte einen weißen Stein an eine Stelle, von der aus er einen großen Teil von Failes Steinen festsetzen konnte, wenn sie nicht aufpasste. Aber wahrscheinlich würde sie es bemerken. Sie und Loial waren ebenbürtige und weitaus bessere Spieler als Perrin.
    Sulin kam mit einem Kissen in den Armen zur Schlafzimmertür und sah Faile und Perrin stirnrunzelnd an. Ihr Geruch erinnerte Perrin an eine Wölfin, die das stürmische Spiel ihrer Jungen mit ihrem Schwanz würdig ertrug. Sie roch aber auch besorgt und seltsamerweise ängstlich. Obwohl Perrin nicht verstand, warum es seltsam sein sollte, dass eine weißhaarige Dienerin – selbst eine mit Sulins vernarbtem, ledrigem Gesicht – ängstlich roch.
    Er nahm ein Buch mit goldgeprägtem Ledereinband hoch, setzte sich in einen Sessel und schlug den Band auf. Aber er las nicht, noch sah er das Buch deutlich genug, um zu wissen, welches er in der Hand hielt. Er atmete tief ein und schloss alles außer Faile aus. Enttäuschung, Zorn, Eifersucht und darunter, auch noch unter dem ganz schwachen frischen Kräutergeruch ihrer Seife, war sie. Perrin atmete sie gierig ein. Ein Wort, mehr brauchte sie nicht zu sagen.
    Als es an der Tür klopfte, stolzierte Sulin aus dem Schlafraum hervor, schwenkte ihre rot-weißen Röcke und sah Perrin und Faile und Loial an, als frage sie sich, warum nicht einer von ihnen auf das Klopfen reagierte. Sie zeigte ihren Hohn recht offen, als sie Dobraine erblickte – sie schien dies häufig zu tun, seit Rand fort war –, aber dann atmete sie tief durch, als stähle sie sich, und zwang sich sichtlich zu fast kriecherischer Sanftmut. Ihr tiefer Hofknicks wäre eines Königs würdig gewesen, der Gefallen daran fand, sein eigener Scharfrichter zu sein, und so verharrte sie, das Gesicht fast am Boden. Plötzlich begann sie zu zittern. Der Geruch ihres Zornes wich, und selbst die Sorge wurde von einem Geruch wie tausend haarfeine, nadelscharfe Splitter überwogen. Perrin hatte schon früher Scham gerochen, aber dieses Mal hätte er behauptet, dass sie daran sterben könnte. Er roch die bittere Süße, die Frauen ausströmten, wenn sie aus Gefühl weinten.
    Natürlich sah Dobraine sie nicht einmal an. Stattdessen betrachteten seine tief liegenden Augen Perrin, das Gesicht unter seiner rasierten und gepuderten Stirn ernst, beinahe düster. Dobraine roch noch nicht einmal schwach nach Alkohol und wirkte kaum, als hätte er getanzt. Als Perrin ihm das bisher einzige Mal zuvor begegnet war, hatte er gedacht, der Mann röche wachsam, als laufe er durch ein Dickicht voller Giftschlangen. Dieser Geruch war heute noch zehnmal stärker. »Seid gegrüßt, Lord Aybara«, sagte Dobraine und neigte den Kopf. »Kann ich Euch allein sprechen?«
    Perrin legte das Buch auf den Boden neben seinen Sessel und deutete auf den Sessel gegenüber. »Möge das Licht Euch bescheinen, Lord Dobraine.« Wenn der Mann förmlich sein wollte, konnte auch Perrin förmlich sein. Aber es gab Grenzen. »Was auch immer Ihr zu sagen habt – meine Frau kann es ruhig hören. Ich habe keine Geheimnisse vor ihr. Und Loial ist mein Freund.«
    Er konnte Failes auf sich gerichteten Blick spüren. Ihr plötzlicher Geruch überwältigte ihn fast. Aus irgendeinem Grund verband er ihn damit, dass sie ihn liebte. Wenn

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