Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
herum, deren Gewänder bis zur Taille farbig geschlitzt waren. Männer mit nacktem Oberkörper begossen sich und alle anderen um sich herum mit Wein. Offensichtlich durfte jeder Mann jede Frau und jede Frau jeden Mann küssen, und sie taten dies sehr ungezwungen, wohin auch immer Perrin blickte. Er bemühte sich, nicht zu genau hinzusehen. Einige der adligen Frauen mit kunstvoll aufgetürmtem gelockten Haar waren unter leichten Umhängen, die geschlossen zu halten sie sich kaum bemühten, bis zur Taille nackt. Unter den Bürgerlichen bemühten sich nur wenige Frauen, die ihre Blusen abgelegt hatten, ihren Körper mit mehr als ihrem Haar zu bedecken, und auch das nur selten ausreichend lange. Sie begossen sich selbst und jedermann sonst ausgelassen mit Wein. Ungestümes Gelächter kämpfte gegen tausend verschiedene Melodien von Flöten und Trommeln, Hörnern und Zithern und Zimbeln an.
Der Frauenkreis in Emondsfelde hätte hier hysterisch geschrien, und die dörfliche Ratsversammlung wäre vom Schlag getroffen worden, aber das verderbte Treiben war nicht vergleichbar mit Perrins Verärgerung. Nur einige Stunden, hatte Nandera gesagt, aber Rand war jetzt schon sechs Tage fort. Min war entweder mit ihm gegangen oder hielt sich bei den Aiel auf. Niemand schien etwas zu wissen. Bis auf Sorilea gaben die Weisen Frauen genauso ausweichende Antworten wie jede Aes Sedai, wenn es Perrin einmal gelang, eine von ihnen in die Enge zu treiben. Sorilea belehrte ihn offen, er solle sich um seine Frau kümmern und seine Nase aus Dingen heraushalten, die Feuchtländer nichts angingen. Er hatte keine Ahnung, woher Sorilea von den Schwierigkeiten zwischen Faile und ihm wusste, aber es kümmerte ihn nicht. Er konnte Rands Not wie ein Kribbeln überall unter der Haut spüren, und es wurde jeden Tag stärker. Jetzt kam er gerade aus Rands Schule – eine letzte Zuflucht –, aber dort war jedermann genauso mit Trinken, Tanzen und Ausschweifungen beschäftigt wie im übrigen Cairhien. Eine Frau namens Idrien war ihm als Leiterin der Schule benannt worden, aber nachdem es ihm unter einigen Schwierigkeiten und mit nicht unerheblicher Verlegenheit gelungen war, sie beim Küssen eines jungen Mannes, der ihr Sohn hätte sein können, lange genug zu stören, um seine Frage zu stellen, konnte sie ihm nur sagen, dass vielleicht ein Mann namens Fel etwas wüsste, und Fel erwies sich als jemand, der mit drei Frauen tanzte, die seine Enkelinnen hätten sein können. Mit allen dreien auf einmal! Er schien kaum in der Lage, sich an seinen eigenen Namen zu erinnern, was unter den gegebenen Umständen nicht überraschend war. Verdammter Rand! Er war ohne ein Wort davongegangen, obwohl er Mins Vision kannte und auch sehr wohl wusste, dass er Perrin verzweifelt brauchen würde. Sogar die Aes Sedai waren offensichtlich empört gewesen. Perrin hatte gerade an diesem Morgen erfahren, dass sie bereits seit drei Tagen auf dem Rückweg nach Tar Valon waren. Sie hatten gesagt, es mache keinen Sinn mehr zu bleiben. Was hatte Rand vor? Dieses Kribbeln machte Perrin zornig.
Als er den Sonnenpalast erreichte, waren alle Lampen entzündet, und Kerzen brannten überall, wo man welche hinstellen konnte. Die Gänge schimmerten wie Edelsteine in der Sonne. In den Zwei Flüssen würde bis zum Sonnenaufgang am übernächsten Morgen auch jedes Haus mit jeder verfügbaren Lampe und Kerze beleuchtet sein. Die meisten der Palastdiener befanden sich auf den Straßen, und die wenigen Verbliebenen schienen genauso viel zu lachen, zu tanzen und zu singen wie zu arbeiten. Selbst hier waren manche Frauen barbusig, Mädchen, die kaum alt genug waren, dass sie in den Zwei Flüssen ihr Haar hätten flechten dürfen, und grauhaarige Großmütter gleichermaßen. Die Aiel in den Gängen wirkten angewidert, wenn sie es bemerkten, und das kam bei ihnen tatsächlich nicht allzu häufig vor. Besonders die Töchter des Speers schienen zornig, obwohl Perrin vermutete, dass ihr Unmut nichts mit den entblößten cairhienischen Frauen zu tun hatte. Die Töchter des Speers wurden, seit Rand fortgegangen war, Katzen immer ähnlicher, die aufgeregt mit dem Schwanz schlugen.
Perrin schlenderte auf der Suche nach Abwechslung durch die Gänge. Fast wünschte er sich, Berelain würde sich auf ihn stürzen. In seinem Geist flammte das Bild auf, wie er seine Zähne in ihren Nacken schlug und sie schüttelte, bis sie bereitwilligst davonlief. Vielleicht war es ein Glück, dass er seine Räume erreichte,
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