Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
aber warum nur roch sie noch verletzter als zuvor?
»Nur wenige Männer können mir Gehorsam abverlangen«, sagte Berelain leise lachend, »aber ich glaube, Ihr gehört dazu.« Ihr Gesicht und Tonfall – und noch wichtiger: ihr Geruch – wurden ernst. »Ich habe in den Räumen des Lord Drache nachgesehen, weil ich mir Sorgen machte. Jedermann wusste, dass die Aes Sedai gekommen waren, um ihn nach Tar Valon zu geleiten, und ich konnte nicht verstehen, warum sie aufgegeben hatten. Ich erhielt selbst nicht weniger als zehn Besuche von verschiedenen Schwestern, die mich anwiesen, was ich tun sollte, wenn er mit ihnen zur Burg zurückkehren würde. Sie schienen sich ihrer Sache sehr sicher zu sein.« Sie zögerte, und obwohl sie Faile nicht ansah, gewann Perrin den Eindruck, dass sie überlegte, ob sie etwas Bestimmtes in ihrer Gegenwart sagen sollte. Und auch in Dobraines Gegenwart, aber vor allem in Failes. »Man hat mir sehr deutlich gemacht, dass ich nach Mayene zurückkehren sollte, und dass ich, wenn ich es nicht täte, sehr wohl dorthin geleitet werden könnte.«
Sulin murrte leise etwas, aber Perrins Ohren konnten es deutlich verstehen. »Rhuarc ist ein Narr. Wenn sie wirklich seine Tochter wäre, hätte er keine Zeit mehr für etwas anderes, weil er sie ständig schlagen müsste.«
»Zehn?«, fragte Dobraine. »Ich erhielt nur einen Besuch. Ich dachte, sie sei enttäuscht, als ich ihr deutlich machte, dass ich dem Lord Drache Treue geschworen hatte. Aber ob zehn Besuche oder keiner – Colavaere ist der Schlüssel. Sie weiß genauso gut wie jeder andere, dass der Lord Drache den Sonnenthron für Elayne Trakand bestimmt hat.« Er verzog das Gesicht. »Elayne Damodred sollte sie sein. Taringail hätte darauf bestehen sollen, dass sie in das Haus Damodred einheiratet, anstatt in Trakand einzuheiraten. Sie brauchte ihn so sehr, dass sie es getan hatte. Nun, Elayne Trakand oder Elayne Damodred – sie hat genauso viel Anspruch auf den Thron wie jeder andere und einen weitaus größeren Anspruch als Colavaere, und doch bin ich davon überzeugt, dass Colavaere Maringil und Meilan töten ließ, um sich ihren Weg zum Thron zu sichern. Das hätte sie niemals gewagt, wenn sie geglaubt hätte, dass der Lord Drache zurückkehrt.«
»Darum also.« Berelain runzelte beunruhigt die Stirn. »Ich habe Beweise dafür, dass sie einen Diener angewiesen hat, Gift in Maringils Wein zu geben – sie war sorglos, und ich hatte zwei gute Diebefänger bei mir –, aber ich wusste nicht warum.« Sie beugte leicht den Kopf und zeigte sich damit für Dobraines bewundernden Blick erkenntlich. »Sie wird dafür hängen, wenn es eine Möglichkeit gibt, den Lord Drache zurückzuholen. Wenn nicht, fürchte ich, dass wir alle sehen müssen, wie wir am Leben bleiben.«
Perrins Hand krampfte sich um die Schwertscheide. »Ich werde ihn zurückholen«, grollte er. Dannil und die beiden anderen Männer von den Zwei Flüssen konnten noch nicht weiter als auf halbem Weg nach Cairhien sein, da sie die Wagen mit sich führten. Und da waren die Wölfe. »Und wenn ich allein gehen muss – ich werde ihn zurückholen.«
»Nicht allein«, sagte Loial, und es klang wie aufeinandermahlende Steine. »Niemals allein, wenn ich hier bin, Perrin.« Seine Ohren drehten sich plötzlich verlegen. Er schien stets verlegen zu werden, wenn jemand merkte, dass er mutig war. »Immerhin wird mein Buch kein allzu gutes Ende finden, wenn Rand in der Burg gefangen ist. Und ich kann kaum über seine Rettung schreiben, wenn ich nicht dabei bin.«
»Ihr werdet nicht allein gehen, Ogier«, sagte Dobraine. »Ich kann bis morgen fünfhundert Männer ausheben, denen ich vertraue. Ich weiß nicht, was wir gegen sechs Aes Sedai ausrichten können, aber ich halte mich an meinen Eid.« Er sah Sulin an und betastete das Tuch, das er noch immer in Händen hielt. »Aber können wir den Wilden trauen?«
»Können wir den Baumtötern trauen?«, fragte Sorilea mit einer Stimme, die genauso ledrig und zäh wirkte wie sie selbst, nachdem sie ohne anzuklopfen eingetreten war. Ein grimmig riechender Rhuarc war bei ihr, und Amys, deren allzu jugendliches Gesicht in diesem unpassenden Rahmen weißen Haars so kühl wirkte wie das Gesicht jeder Aes Sedai, sowie Nandera, die ein grau-braun-grünes Bündel mit sich trug und nach tödlichem Zorn roch.
»Ihr wisst es bereits?«, fragte Perrin ungläubig.
Nandera schob Sulin das Bündel zu. »Es war längst an der Zeit, dass Ihr Euer Toh als
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