Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Lichtschimmer ein, obwohl er mit dem Kopf zwischen den Knien nichts sehen konnte, und seine Augen brauchten jeden Tag so lange, um etwas anderes als Schwärze zu erkennen, wie seine Nase brauchte, um unempfindlich zu werden. Dennoch musste es Nacht sein.
Er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als sich die Kiste neigte. Es war nicht genug Platz, dass er hätte wegrutschen können, aber er wurde bewegt, wodurch die mehr als wunden Muskeln erneut schmerzten. Sein winziges Gefängnis schlug hart auf dem Boden auf. Bald würde sich der Deckel öffnen. Wie viele Tage in der brütenden Sonne? Wie viele Nächte? Er hatte den Anschluss verloren. Wer würde es diesmal sein? Gesichter wirbelten durch seinen Kopf. Er hatte sich jede Frau gemerkt, die seine Züchtigung übernahm. Jetzt gerieten sie durcheinander. Sich zu erinnern, welche wo oder wann zu ihm gekommen war, schien unmöglich. Aber er wusste, dass Galina und Erian und Katerine ihn am häufigsten geschlagen hatten, die Einzigen, die es mehr als einmal getan hatten. Ihre Gesichter loderten in seinem Geist in einem barbarischen Licht auf. Wie oft wollten sie ihn noch schreien hören?
Plötzlich fiel ihm auf, dass die Kiste schon hätte geöffnet werden sollen. Sie beabsichtigten, ihn die ganze Nacht hier drinnen zu belassen, und morgen würde wieder die Sonne scheinen und … Muskeln, die zu zerschlagen und wund waren, um sich zu regen, zuckten panisch. »Lasst mich raus!«, schrie Rand heiser. Die Finger scharrten hinter seinem Rücken schmerzhaft und nutzlos. »Lasst mich raus!«, schrie er. Er glaubte, eine Frau lachen zu hören.
Er weinte einige Zeit, aber dann trockneten die Tränen in glühendem Zorn. Hilf mir, knurrte er Lews Therin an.
Hilf mir, stöhnte der Mann. Das Licht helfe mir.
Düster vor sich hin murmelnd, tastete sich Rand wieder blind über jene glatte Fläche zu den sechs nachgiebigen Stellen. Früher oder später würden sie ihn herauslassen. Früher oder später würden sie in ihrer Wachsamkeit nachlassen. Und wenn das geschah … Er merkte es nicht einmal, als er rau zu lachen begann.
Perrin kroch auf dem Bauch den sanften Hügel hinauf und betrachtete vom Kamm aus eine Szene aus den Träumen des Dunklen Königs. Die Wölfe hatten ihm eine ungefähre Vorstellung davon vermittelt was ihn erwarten würde, aber diese Vorstellung verblasste neben der Realität. Vielleicht eine Meile von der Stelle entfernt, wo er in der Mittagssonne lag, umschloss eine ungeheure, erdrückende Anzahl Shaido vollkommen, was ein Kreis Wagen und Menschen zu sein schien, die sich nicht weit von der Straße in einem kleinen Gehölz zusammendrängten. Mehrere Wagen waren Scheiterhaufen aus tanzenden Flammen. Feuerkugeln, klein wie eine Faust und groß wie Felsbrocken, prallten in die Aiel, Feuerklumpen loderten und verwandelten ein Dutzend von ihnen gleichzeitig in Fackeln. Blitze fielen aus einem wolkenlosen Himmel und schleuderten Erde und in den Cadin’sor gekleidete Gestalten in die Luft. Aber silberne Lichtblitze trafen auch die Wagen, und Feuer sprang von den Aiel auf. Ein großer Teil der Feuer erstarb plötzlich oder explodierte kurz vor einem Ziel, und viele der Lichtblitze wurden jäh gestoppt, aber auch wenn die Aes Sedai sich noch mit allen Mitteln zu erwehren schienen, musste sich die reine Übermacht der Shaido letztendlich als überwältigend erweisen.
»Dort unten müssen zwei- oder dreihundert Frauen sein, die die Macht lenken können, wenn nicht mehr.« Kiruna, die neben ihm lag, wirkte beeindruckt. Sorilea, auf der anderen Seite der Grünen Schwester, war sicherlich beeindruckt. Die Weise Frau roch besorgt; nicht ängstlich, aber beunruhigt. »Ich habe noch niemals so viele Gewebe auf einmal gesehen«, fuhr die Aes Sedai fort. »Ich glaube, es befinden sich mindestens dreißig Schwestern in dem Lager. Ihr habt uns zu einem brodelnden Hexenkessel geführt, junger Aybara.«
»Vierzigtausend Shaido«, murmelte Rhuarc grimmig auf Perrins anderer Seite. Er roch sogar grimmig. »Mindestens vierzigtausend, und es ist kaum befriedigend zu wissen, warum sie nicht mehr nach Süden gesandt haben.«
»Der Lord Drache ist dort unten?«, fragte Dobraine und schaute zu Rhuarc hinüber. Perrin nickte. »Und Ihr wollt ihn aus diesem Hexenkessel herausbringen?« Perrin nickte erneut, und Dobraine seufzte. Er roch ergeben, nicht ängstlich. »Wir werden hineinmarschieren, Lord Aybara, aber ich glaube nicht, dass wir wieder herauskommen werden.« Jetzt nickte
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