Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Schlacht verloren. Er kam nicht einmal einer Niederlage nahe.«
Rand lachte. »Und jetzt folgt Ihr mir, weil Ihr glaubt, ich sei ein noch besserer Stratege als der Dunkle König selbst?«
»Ich folge Euch, weil Ihr seid, wer Ihr seid«, sagte Bashere leise. »Die ganze Welt muss Euch folgen, sonst werden die Überlebenden sich wünschen, sie wären ebenfalls gestorben.«
Bedächtig nickte Rand. Die Prophezeiungen sagten voraus, er werde Länder zerbrechen und sie dann zusammenführen. Nicht, dass er das wollte, doch waren eben die Prophezeiungen sein einziger Leitfaden, wie er in die Letzte Schlacht gehen sollte und wie sie gewinnen. Aber auch ohne die Weissagung war ihm klar, dass dieses Zusammenfügen der Nationen notwendig sei. In der Letzten Schlacht würde nicht nur einfach er gegen den Dunklen König kämpfen. Das konnte er denn doch nicht glauben. Falls er wirklich verrückt wurde, dann doch nicht so verrückt, dass er sich für mehr als einen Menschen hielt. Es würde auch den Kampf der Menschheit gegen die Trollocs und Myrddraal bedeuten und gegen jede Art von Schattenwesen, die die Fäule ausspeien mochte, und gegen Schattenfreunde, die sich aus ihren Verstecken erheben würden. Auf diesem Weg zur Tarmon Gai’don drohten noch andere Gefahren, und wenn dann die Menschheit nicht einig war … Du tust einfach, was zu tun ist. Er war nicht sicher, ob da er selbst oder Lews Therin aus ihm gesprochen hatte, aber es stimmte, soweit er das beurteilen konnte.
Er ging mit schnellen Schritten zur nächsten Arkade hinüber und sagte nach hinten zu Bashere gewandt: »Ich nehme Taim mit zu diesem Bauernhof. Wollt Ihr auch mitkommen?«
»Zu dem Bauernhof?«, fragte Taim.
Bashere schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, sagte er trocken. Er zeigte wohl gewöhnlich keine Nerven, doch Rand und Taim zusammen waren wahrscheinlich mehr, als er verkraften konnte. Diesen Bauernhof wollte er auf jeden Fall meiden. »Meine Männer, die für Euch die Straßen überwachen, lassen langsam in der Aufmerksamkeit nach. Ich habe vor, einige von ihnen zusammenzustauchen und sie wieder einmal ein paar Stunden lang richtig im Sattel sitzen zu sehen. Ihr wolltet sie heute Nachmittag inspizieren. Hat sich daran etwas geändert?«
»Welchen Bauernhof?«, fragte Taim.
Rand seufzte. Mit einem Mal fühlte er sich sehr müde. »Nein, das hat sich nicht geändert. Ich werde kommen, wenn ich kann.« Es war zu wichtig, um den Befehl wieder aufzuheben, wenn auch nur Bashere und Mat Bescheid wussten, warum. Sonst durfte niemand auf die Idee kommen, es handle sich um mehr als eine nebensächliche Angelegenheit, eine nutzlose Zeremonie zu Ehren eines Mannes, der Gefallen an dem Pomp zu finden schien, der sich mit seinem Rang verband. Der Wiedergeborene Drache ging aus, um sich von seinen Soldaten bejubeln zu lassen. Und noch einen Besuch musste er heute machen, und die anderen sollten glauben, er wolle ihn geheim halten. Die meisten würden auch nichts davon bemerken, aber er zweifelte nicht daran, dass diejenigen, die sich für solche Aktivitäten interessierten, davon erfahren würden.
Er nahm sein Schwert, das er an eine der dünnen Säulen gelehnt hatte, und schnallte es über den geöffneten Mantel. Der Gürtel war aus schmucklosem, dunklem Wildschweinleder gefertigt, und auch die Scheide und das lange Heft wiesen keine Verzierungen auf. Die Gürtelschnalle dagegen war ein kleines Kunstwerk, ein fein gearbeiteter Drache, in den Stahl eingeätzt und mit Gold belegt. Er sollte diese Schnalle eigentlich loswerden und eine einfachere anlegen. Doch das brachte er auch wieder nicht fertig, denn sie war ein Geschenk Aviendhas gewesen. Genau genommen war dies der Grund, warum er sie loswerden sollte. Er kam einfach aus diesem gedanklichen Teufelskreis nicht heraus.
Noch etwas wartete an dieser Stelle auf ihn: ein zwei Fuß langes Stück Speer mit einer grün-weißen Troddel gleich unter der scharfen Spitze. Er packte ihn, als er sich wieder dem Hof zuwandte. Eine der Töchter hatte Drachen in den kurzen Schaft geschnitzt. Einige Leute bezeichneten ihn bereits als das Szepter des Drachen, vor allem Elenia und dieser Haufen Adlige. Rand behielt das Ding immer bei sich, um sich selbst daran zu erinnern, dass er mehr Feinde besaß als nur die jetzt sichtbaren.
»Von welchem Bauernhof sprecht Ihr?« Taims Stimme klang jetzt härter. »Wohin wollt Ihr mich mitnehmen?«
Einen langen Augenblick musterte Rand den Mann. Taim war ihm nicht sympathisch. Etwas
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