Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
verbrannt, Taim! Und das Gleiche haben die Illianer vor vier Jahren mit Gorin Rogad gemacht.«
»Nicht die Art von Schicksal, die ich gern teilen würde«, sagte Taim gefasst.
»Dann vergesst den Ruhm und denkt an die Letzte Schlacht. Alles, was ich unternehme, ist auf Tarmon Gai’don ausgerichtet. Alles, was ich Euch befehle, wird darauf ausgerichtet sein. Ihr selbst werdet darauf hinarbeiten!«
»Selbstverständlich.« Taim spreizte die Hände. »Ihr seid der Wiedergeborene Drache. Das bezweifle ich nicht, und ich bekenne mich öffentlich dazu. Wir marschieren auf Tarmon Gai’don zu. Die Schlacht von der die Prophezeiungen behaupten, Ihr würdet sie gewinnen. Und die Geschichtsbücher werden schreiben, dass Mazrim Taim zu Eurer Rechten stand.«
»Vielleicht«, erwiderte Rand knapp. Er hatte bereits zu viele Prophezeiungen durchlebt, um noch daran zu glauben, dass sie wörtlich zu nehmen seien. Oder, dass sie auch nur irgendetwas tatsächlich sicherstellten. Seiner Auffassung nach legten die Prophezeiungen die Rahmenbedingungen fest, unter denen eine bestimmte Sache geschehen konnte; nur, wenn diese Bedingungen zutrafen, hieß das noch lange nicht, diese Sache werde wirklich geschehen. Das konnte lediglich passieren. Einige der in den Prophezeiungen des Drachen niedergeschriebenen Bedingungen verlangten nahezu nach seinem Tod, damit der Sieg errungen würde. Der Gedanke daran verbesserte seine Laune nicht gerade. »Das Licht gebe, dass Eure Chance nicht so schnell kommt. Also. Welche Kenntnisse besitzt Ihr, die ich benötige? Könnt Ihr Männern beibringen, wie man die Macht benützt? Könnt Ihr einen Mann überprüfen, um festzustellen, ob er diese Fähigkeit besitzt und unterrichtet werden kann?« Es war bei den Männern nicht so wie bei den Frauen, dass sie diese Fähigkeit in anderen spüren konnten. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf den Gebrauch der Macht war ebenso groß wie der Unterschied zwischen Männern und Frauen überhaupt. Manchmal unterschieden sie sich nur um Haaresbreite, dann aber wieder war es, als vergleiche man Stein mit Seide.
»Eure Amnestie? Sind wirklich ein paar Narren aufgetaucht, um zu lernen, wie sie Euch und mir nacheifern können?«
Bashere, die Arme verschränkt und die Beine gespreizt, starrte Taim nur verachtungsvoll an, doch Tumad und die anderen Wachen bewegten sich unruhig. Die Töchter blieben gelassen. Rand hatte keine Ahnung, was die Töchter von den etwa zwanzig Männern hielten, die seinem Aufruf gefolgt waren; sie ließen sich nie etwas anmerken. Nachdem bei den Leuten aus Saldaea die Erinnerung an Taim als einen falschen Drachen noch frisch war, konnten diese ihr Unbehagen jedoch kaum verbergen.
»Antwortet mir einfach nur, Taim. Wenn Ihr verrichten könnt, was ich verlange, dann sagt es mir. Falls nicht …« Das war der Zorn, der aus ihm sprach. Er konnte den Mann nicht wieder wegschicken, und wenn er sich auch jeden Tag mit ihm herumstreiten müsste. Taim dagegen schien sich einzubilden, er würde ihn wegschicken.
»Ich kann beides«, sagte er schnell. »Ich habe während dieser Jahre selbst fünf aufgespürt, obwohl ich gar nicht wirklich nach ihnen suchte, doch nur einer hatte den Mut, über die reine Überprüfung hinaus dabeizubleiben.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Nach zwei Jahren wurde er wahnsinnig. Ich musste ihn töten, bevor er mich tötete.«
Zwei Jahre. »Ihr habt es viel länger als er durchgehalten. Wie?«
»Besorgt?«, fragte Taim leise und zuckte dann die Achseln. »Ich kann Euch nicht helfen. Ich weiß es nicht. Es ist einfach so geschehen. Ich bin geistig genauso gesund wie …« Sein Blick huschte zu Bashere hinüber, dessen bösen Blick er jedoch ignorierte, »… wie Lord Bashere.«
Trotzdem hatte Rand plötzlich seine Zweifel. Die Hälfte der Töchter war wieder dazu übergegangen, den Rest des Hofes aufmerksam zu beobachten. Es war aber unwahrscheinlich, dass sie sich zu sehr auf eine mögliche Bedrohung konzentrierten und alle anderen deshalb ignorierten. Die mögliche Bedrohung ging von Taim aus, und so hatte die andere Hälfte der Töchter nach wie vor die Blicke auf ihn und Rand gerichtet, um augenblicklich jedes Anzeichen dafür zu entdecken, dass die Bedrohung real sei. Ein jeder Mann musste sich dessen ja wohl bewusst sein und des plötzlichen Tods, der in ihren Augen aufblitzen, in ihren Händen Gestalt annehmen konnte. Rand war sich dessen bewusst, dabei wollten sie ihn nur beschützen. Und
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