Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
paar aus Cairhien. Aus Tear hatte sich noch keiner eingefunden, obwohl auch dort die Amnestie verkündet worden war. Die Männer würden noch eine Weile brauchen, bis sie aus so großer Entfernung eintreffen konnten.
Damer war natürlich der Erste, der die Töchter bemerkte, seinen Ast fallen ließ und die Aufmerksamkeit seiner Schüler auf Rand lenkte. Dann ließ Eben mit einem Schrei seinen Eimer fallen. Das Wasser spritzte ihn gründlich nass. Danach rannte alles schreiend zum Haus und drückte sich ängstlich hinter Damer herum. Von drinnen erschienen zwei weitere Frauen, mit Schürzen angetan und die Gesichter rot von der Hitze der Feuer in den Herden, und sie halfen den übrigen, die Kinder schnell hinter die Männer zu treiben.
»Da sind sie«, sagte Rand zu Taim. »Ihr habt noch fast den halben Tag. Wie viele könnt Ihr heute noch überprüfen? Ich will so bald wie möglich wissen, wer im Gebrauch der Macht ausgebildet werden kann.«
»Dieser Haufen stammt ja wohl aus dem Abschaum von …«, fing Taim verächtlich an, doch dann blieb er mitten auf dem Hühnerhof stehen und blickte Rand an. Hühner scharrten im Staub zu seinen Füßen. »Ihr habt keinen von denen überprüft? Warum, im Namen des …? Ihr könnt das nicht, oder? Ihr beherrscht das Schnelle Reisen, aber Ihr wisst nicht, wie man jemanden auf das Talent hin überprüft.«
»Manche wollen die Macht überhaupt nicht gebrauchen.« Rand lockerte den Griff am Heft seines Schwerts. Es passte ihm überhaupt nicht, diesem Mann gegenüber Lücken in seinen Kenntnissen zuzugeben. »Manche haben nicht weiter darüber nachgedacht und sehen nur ihre Chance, Ruhm oder Reichtum oder Macht zu erwerben. Doch ich will jeden Mann behalten, der den Gebrauch der Macht erlernen kann, gleich aus welchen Motiven.«
Die Schüler – diejenigen, die das erlernen wollten – beobachteten ihn und Taim von ihrem Platz vor der Scheuer aus mit relativ gut gespielter Gelassenheit. Schließlich waren sie ja in der Hoffnung nach Caemlyn gekommen, vom Wiedergeborenen Drachen vieles lernen zu können. Zumindest glaubten sie das. Es waren aber vor allem die Töchter, die einen Ring um den Hof gebildet hatten und in Haus und Scheune herumstöberten, die sie misstrauisch, aber fasziniert mit sogar bewundernden Blicken verfolgten. Die Frauen drückten die Kinder etwas enger an sich, die Blicke auf Taim und Rand gerichtet, und ihre Mienen zeigten alles, von ausdruckslos starren Augen bis hin zu nervösem Lippenkauen.
»Kommt weiter«, sagte Rand. »Es ist Zeit, dass Ihr Eure Schüler kennenlernt.«
Taim zögerte noch. »Ist das wirklich alles, was Ihr von mir wollt? Soll ich lediglich versuchen, diesem armseligen Haufen etwas beizubringen? Falls überhaupt einer von ihnen lernfähig ist. Was erwartet Ihr wirklich – wie viele hofft Ihr in einer Handvoll zu finden, die sich zu Euch verirrt hat?«
»Das ist eine wichtige Aufgabe, Taim! Ich würde es selbst machen, wenn ich könnte und die nötige Zeit hätte.« Der Schlüssel zu allem lag in der Zeit. Immer zu wenig. Und nun hatte er das zugegeben, sosehr es ihm auch zuwider war. Es war ihm klar, dass er für Taim nicht viel übrighatte, aber er musste ihn ja nicht unbedingt sympathisch finden. Rand wartete nicht, und nach einigen Augenblicken holte ihn der andere mit langen Schritten ein. »Ihr habt das Wort Vertrauen gebraucht. Dies hier vertraue ich Euch an.« Vertraut ihm nicht! Lews Therin keuchte in den düsteren Winkeln seines Hirns. Vertraut niemals jemandem! Vertrauen ist Tod! »Überprüft sie und beginnt mit dem Unterricht, sobald Ihr wisst, wer lernfähig genug ist.«
»Wie der Lord Drache wünscht«, murmelte Taim trocken, als sie die Gruppe der Wartenden erreichten. Verbeugungen und Knickse, alles recht ungeübt, begrüßte sie.
»Das ist Mazrim Taim«, verkündete Rand. Kinnladen klappten herunter und Augen wurden aufgerissen – natürlich. Einige der jüngeren Männer starrten sie an, als erwarteten sie, er und Taim würden aufeinander losgehen. Ein paar schienen sich sogar auf den Kampf zu freuen. »Stellt Euch ihm vor. Von heute an wird er Euch unterrichten.« Taim verzog leicht den Mund, als er Rand noch einen Blick zuwarf, aber dann hatten sich die Schüler vor ihm versammelt und begannen mit ihrer Vorstellung.
Die Reaktionen der Männer waren natürlich sehr unterschiedlich. Fedwin schob sich ungeduldig nach vorn gleich neben Damer, während Eben mit bleichem Gesicht ganz hinten blieb. Die anderen
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