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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wandte sich von Jurs verwirrter Miene ab und mied den Blick in Soras Augen. Und du verurteilst die Aes Sedai, weil sie andere Menschen manipulieren, dachte er bitter. Er tat, was er tun musste.
    Taim ließ sich immer noch aus dem unruhigen Rudel heraus die Namen nennen und warf Rand gelegentlich einen nur mühsam unterdrückten Blick zu. Doch mit einem Mal schien Taim mit seiner Geduld am Ende. »Genug jetzt; die Namen können auch später drankommen und dann nur bei denen, die sich auch morgen noch hier befinden werden. Wer macht den Anfang bei den Überprüfungen?« Das ließ sie augenblicklich verstummen. Einige wagten offensichtlich nicht einmal mehr einen Wimpernschlag, während sie ihn anblickten. Taim zeigte mit dem Finger auf Damer. »Ich kann genauso gut mit Euch anfangen. Kommt her.« Damer rührte sich nicht, bis Taim ihn am Arm packte und ein paar Schritte weit von den anderen wegzerrte.
    Rand trat näher heran und beobachtete Taim aufmerksam.
    »Je mehr Macht man anwendet«, sagte Taim zu Damer, »desto leichter wird es, eine Resonanz festzustellen. Andererseits könnte eine zu starke Resonanz Eurem Verstand Schaden zufügen, Euch sogar vielleicht töten; also beginne ich ganz schwach.« Damer blinzelte. Offensichtlich hatte er kaum ein Wort verstanden, außer vielleicht jenen Teil über Schaden zufügen und töten. Rand allerdings wusste, dass die Erklärung für ihn bestimmt gewesen war. Taim deckte lediglich sein Unwissen den anderen gegenüber.
    Plötzlich erschien eine winzige Flamme, nur zwei Fingerbreit hoch, die mitten in der Luft in gleichem Abstand zwischen den drei Männern tanzte. Rand spürte die Macht in Taim, wenn auch nur eine geringe Menge, und er sah den dünnen Strang aus Feuer, den der Mann webte. Die Flamme ließ überraschend deutliche Erleichterung in Rand aufsteigen, überraschend vor allem deshalb, weil sie der Beweis dafür war, dass Taim wirklich mit der Macht umzugehen in der Lage war. Basheres ursprüngliche Zweifel hatten ihm wohl noch im Hinterkopf gesteckt.
    »Konzentriert Euch auf die Flamme«, sagte Taim. »Ihr seid die Flamme; die Welt ist in dieser Flamme; es gibt nichts außer dieser Flamme.«
    »Ich spüre nichts, nur einen Schmerz, der von meinen Augen ausgeht«, murmelte Damer und wischte sich mit dem Rücken einer schwieligen, rauen Hand den Schweiß von der Stirn.
    »Konzentriert Euch!«, fuhr ihn Taim an. »Sprecht nicht, denkt nicht nach, bewegt Euch nicht. Konzentriert Euch.« Damer nickte, blickte unglücklich Taims zornig gerunzelte Stirn an und erstarrte. Dann sah er schweigend die kleine Flamme an.
    Taim schien sich ebenfalls zu konzentrieren, wenn auch Rand nicht wusste, worauf. Es war, als lausche der Mann angestrengt. Er hatte von einer Resonanz gesprochen. Rand konzentrierte sich ebenfalls, lauschte und fühlte hinaus nach – irgendetwas Spürbarem.
    Die Minuten dehnten sich, während keiner von ihnen sich rührte. Fünf, sechs, sieben endlose Minuten, und Damer wagte kaum, mit den Wimpern zu zucken. Der alte Mann atmete schwer, und er schwitzte, als habe jemand einen Eimer Wasser über seinen Kopf geleert. Zehn Minuten.
    Doch dann spürte Rand etwas. Die Resonanz. Sie war nur ganz schwach spürbar, ein winziger Strang der Macht, der in Taim hochpulsierte, doch er schien von Damer auszugehen. Das musste es sein, was Taim gemeint hatte, aber Taim selbst rührte sich nicht. Vielleicht musste doch noch mehr kommen, oder aber es war doch nicht das, was Rand glaubte.
    Ein oder zwei weitere Minuten vergingen, und dann schließlich nickte Taim und ließ Flamme und Saidin los. »Ihr könnt es erlernen … Damer, so heißt Ihr doch?« Er schien überrascht. Zweifellos hatte er nicht erwartet, dass gleich der erste Mann seine Prüfung überstehen würde, und noch dazu ein beinahe glatzköpfiger alter Mann. Damer grinste schwach. Er machte den Eindruck, als müsse er sich übergeben. »Ich schätze, ich sollte mich nicht wundern, falls jeder dieser Einfaltspinsel die Prüfung besteht«, knurrte der Mann mit der Adlernase und blickte Rand dabei an. »Ihr scheint genug Glück für zehn Männer zu haben.«
    Unruhiges Stiefelscharren machte sich unter dem Rest der ›Einfaltspinsel‹ breit. Bestimmt hofften ein paar bereits jetzt, sie würden nicht bestehen. Sie konnten nun keinen Rückzieher mehr machen, aber immerhin würden sie dann in dem Bewusstsein nach Hause zurückkehren, dass sie es versucht hatten und die Folgen, die ein Bestehen mit sich brachte, nicht

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