Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
mehr erdulden mussten.
Auch Rand war ein wenig überrascht. Es war schließlich nicht mehr als ein Echo gewesen, und er hatte es vor Taim wahrgenommen, dem Mann, der wusste, wonach er suchte.
»Mit der Zeit werden wir schon merken, wie stark Ihr eigentlich werden könnt«, sagte Taim, als Damer in die Gruppe der anderen zurückschlüpfte. Sie hielten aber nun ein wenig Abstand von ihm und mieden jeden Blick in seine Augen. »Vielleicht stellt Ihr Euch als stark genug heraus, um sogar mir oder dem Lord Drache hier ebenbürtig zu werden.« Der freie Raum um Damer herum wurde schlagartig noch etwas breiter. »Das wird die Zeit erweisen. Passt gut auf, während ich die anderen überprüfe. Wenn Ihr hellwach seid, bekommt Ihr möglicherweise den Trick heraus, sobald ich einmal vier oder fünf andere gefunden habe.« Ein schneller Blick in Rands Richtung sagte diesem, die Bemerkung sei nur ihm bestimmt gewesen. »Also, wer ist der Nächste?« Keiner rührte sich. Der Mann aus Saldaea strich sich über das Kinn. »Ihr.« Er deutete auf einen molligen Burschen deutlich jenseits der Dreißig, einen dunkelhaarigen Weber namens Kely Huldin. In der Gruppe der Frauen stöhnte Kelys Ehefrau hörbar auf.
Sechsundzwanzig weitere Überprüfungen würden den ganzen Rest des Tageslichts über in Anspruch nehmen und vielleicht noch länger dauern. Heiß oder nicht, jedenfalls wurden die Tage immer noch kürzer, als nähere sich der Winter tatsächlich, und eine nicht bestandene Prüfung dauerte eindeutig ein paar Minuten länger als eine bestandene, denn man musste ja sichergehen. In der Zwischenzeit wartete Bashere, und er musste noch Weiramon besuchen, und dann …
»Macht Ihr nur damit weiter«, sagte Rand zu Taim. »Ich komme morgen wieder, um zu sehen, wie weit Ihr gekommen seid. Denkt daran, welches Vertrauen ich in Euch setze.« Vertrau ihm nicht!, stöhnte Lews Therin. Die Stimme schien von einer Gestalt herzurühren, die in den Schatten von Rands Verstand aufgeregt hin und her hüpfte. Vertraut niemandem. Vertrauen ist der Tod. Tötet ihn. Tötet sie alle. Ach, sterben und alles ist vorbei, schlafen ohne Albträume, ohne diese Träume von Ilyena, vergib mir, Ilyena, keine Vergebung, nur der Tod verdiene es, endlich zu sterben … Rand wandte sich ab, bevor sich der Kampf in seinem Innern auf seiner Miene widerspiegeln konnte. »Morgen, wenn ich es schaffe.«
Taim holte ihn ein, bevor er noch mit den Töchtern den halben Weg zurück zum Wald geschafft hatte. »Wenn Ihr noch eine kleine Weile bleibt, lernt Ihr selbst, wie man diese Burschen auf das Talent hin überprüft.« Seine Stimme klang ein wenig frustriert. »Falls ich überhaupt noch vier oder fünf weitere finde. Es würde mich aber wirklich nicht überraschen. Ihr scheint tatsächlich das Glück des Dunklen Königs gepachtet zu haben. Ich schätze doch, dass Ihr es lernen wollt. Falls Ihr nicht alles auf meine Schultern abladen wollt. Ich warne Euch aber, denn ich werde Zeit benötigen. Sosehr ich es auch vorantreibe: bei diesem Damer beispielsweise wird es Tage oder Wochen dauern, bis er überhaupt Saidin spüren wird, geschweige denn die Macht ergreifen kann. Und auch dann wird er sie zunächst nur ergreifen, aber noch nicht einmal selbstständig einen Funken hervorbringen können.«
»Ich habe die Prüfung bereits begriffen«, erwiderte Rand. »Es war nicht schwierig. Und ich habe tatsächlich vor, alles auf Eure Schultern abzuladen, so lange, bis Ihr genug weitere findet, die Euch wiederum bei der Suche helfen können. Denkt daran, was ich Euch gesagt habe, Taim. Bringt Ihnen schnell alles bei, was möglich ist.« Darin lagen durchaus Gefahren. Wenn man lernte, mit der weiblichen Hälfte der Wahren Quelle zu arbeiten, war das wie eine Umarmung, hatte Rand erfahren. Man lernte, sich dem zu ergeben, und sobald man sich ihr hingab, gehorchte sie der betreffenden Frau. Es war wie eine überragende, führende Kraft, die ihren Anwenderinnen keinen Schaden zufügte, solange man sie nicht missbrauchte. Für Elayne und Egwene stellte das etwas ganz Natürliches dar, während Rand es kaum zu glauben vermochte. Die männliche Hälfte zu lenken war wie ein andauernder Krieg, ein ständiges Ringen um Herrschaft und Überleben. Wenn man zu weit, zu schnell darin eintauchte, dann war man wie ein Junge, den man nackt in eine Schlacht gegen schwer gerüstete Gegner schickt. Auch wenn man es richtig gelernt hatte, konnte Saidin einen Mann immer noch vernichten, ihn töten oder
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