Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
bedeuten, dass Alanna Zuneigung entwickelt hatte? Egwene traute Alanna nicht vollkommen. Die Frau tat manchmal äußerst seltsame Dinge, vielleicht unbedacht und vielleicht aus tiefer liegenden Gründen. Egwene würde ihr durchaus zutrauen, einen Weg in Rands Bett zu finden. Er wäre in den Händen einer Frau wie ihr Wachs. Elayne würde Alanna den Hals brechen, wenn dem so war, aber das war noch das wenigste. Schlimmer war, dass keine der Tauben, die Merana mitgenommen hatte, in die Taubenschläge Salidars zurückkehrten.
Merana hätte eine Nachricht schicken sollen, und sei es nur, dass sie und die restliche Abordnung nach Cairhien gegangen waren. Die Weisen Frauen bestätigten in letzter Zeit kaum mehr, als dass Rand lebte, und doch war er anscheinend dort und blieb untätig, soweit sie unterrichtet wurde. Was eine Warnung hätte sein sollen. Sheriam sah es anders. Wer konnte wissen, warum irgendein Mann tat, was er tat? Wahrscheinlich meistens nicht einmal der Mann selbst, und wenn es um einen Mann ging, der die Macht lenken konnte … Das Schweigen bewies, dass alles in Ordnung war. Merana hätte sie über ernsthafte Schwierigkeiten sicherlich benachrichtigt. Sie musste auf dem Weg nach Cairhien sein, wenn sie nicht bereits dort eingetroffen war, und es bestand keine Notwendigkeit, weitere Nachrichten zu schicken, bis sie Erfolg melden konnte. Demnach war Rands Aufenthalt in Cairhien schon ein gewisser Erfolg. Eines von Meranas Zielen, wenn nicht das wichtigste, war es gewesen, ihn aus Caem-lyn fortzulocken, sodass Elayne sicher dorthin zurückkehren und den Löwenthron einnehmen könnte. So unglaublich es auch schien, behaupteten die Weisen Frauen, Coiren und ihre Abordnung hätten die Stadt auf dem Weg zurück nach Tar Valon verlassen. Oder vielleicht war es auch gar nicht so unglaublich. Alles ergab irgendwie einen Sinn, wenn man Rand bedachte und weiterhin bedachte, wie Aes Sedai Dinge angingen. Aber dennoch fühlte sich für Egwene alles … falsch an.
»Ich muss zu ihm gehen«, murmelte sie. Eine Stunde, und sie könnte alles klären. Er war im Grunde immer noch Rand. »Nichts weiter. Ich muss zu ihm gehen.«
»Das ist nicht möglich, und Ihr wisst das.«
Hätte Egwene sich nicht so gut beherrscht, wäre sie zusammengeschreckt. So pochte ihr Herz aber selbst dann noch, als sie im Mondlicht Leane erkannt hatte. »Ich dachte, Ihr wärt …«, sagte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte, und es gelang ihr nur knapp, nicht Moghediens Namen auszusprechen.
Die größere Frau passte sich ihrem Schritt an und beobachtete aufmerksam andere Schwestern, während sie vorangingen. Leane konnte nicht Siuans Entschuldigung dafür vorbringen, Zeit mit ihr zu verbringen. Nicht dass es schaden sollte, zusammen gesehen zu werden, aber …
›Sollte nicht‹ bedeutet nicht unbedingt ›wird nicht‹, rief sich Egwene in Erinnerung. Sie ließ die Stola von ihren Schultern gleiten, faltete sie zusammen und hielt sie in einer Hand. Wenn man aus der Ferne flüchtig hinsah, könnte Leane, trotz ihres Gewands, sehr wohl für eine Aufgenommene gehalten werden. Viele Aufgenommene besaßen zu wenige der mit Streifen versehenen weißen Gewänder, sodass sie nicht ständig eines tragen konnten. Auch Egwene mochte aus der Ferne für eine Aufgenommene gehalten werden. Das war kein allzu beruhigender Gedanke.
»Theodrin und Faolain haben in der Nähe von Marigans Zelt Fragen gestellt, Mutter. Sie waren nicht sehr angetan. Ich habe vorgegeben, verärgert zu sein, weil ich Nachrichten überbringen sollte. Theodrin musste Faolain davon abhalten, mich deswegen zu schelten.« Leane lachte leise und kehlig. Sie amüsierte sich stets über Situationen, in denen Siuan die Zähne zusammenbeißen musste. Sie wurde von den meisten Schwestern dafür gehätschelt, weil sie sich so gut angepasst hatte.
»Gut, gut«, sagte Egwene abwesend. »Merana hat sich irgendwie falsch verhalten, Leane, sonst wäre er in Cairhien, und sie würde nicht schweigen.« In der Ferne bellte ein Hund den Mond an und dann weitere, bis sie von Rufen, die man, vielleicht zum Glück, nicht genau verstehen konnte, jäh zum Schweigen gebracht wurden. Einige Soldaten hatten Hunde bei sich. Im Lager der Aes Sedai gab es keine. Einige Katzen, aber keine Hunde.
»Merana weiß nicht, was sie tut, Mutter.« Es klang sehr nach einem Seufzen. Leane und Siuan und alle anderen außer ihr stimmten mit Sheriam überein. Jedermann außer ihr tat dies. »Wenn man jemandem eine
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