Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
wäre es leichter. »Eine weise Frau hört auf weisen Rat.«
»Du bist tapferer, als ich jemals sein werde«, erwiderte Elayne vollkommen ernsthaft. Sie leugnete ebenfalls, Mut zu haben. Vielleicht war das auch ein Feuchtländer-Brauch? Nein, Aviendha hatte schon Feuchtländer über ihre Tapferkeit sprechen hören. Diese Ebou Dari schienen, zum Beispiel, keine drei Worte äußern zu können, ohne sich zu rühmen. Elayne atmete tief ein, um sich zu stählen. »Heute Abend werden wir über Rand sprechen.«
Aviendha nickte, aber sie verstand nicht, wie Elayne auf dieses Thema kam. Wie konnten Schwesterfrauen mit einem Ehemann zurechtkommen, wenn sie nicht ausführlich über ihn sprachen? Das sagten ihr die älteren Frauen und die Weisen Frauen ohnehin. Sie waren natürlich nicht immer so entgegenkommend. Als Aviendha sich Amys und Bair gegenüber beklagte, sie müsse krank sein, weil sie sich fühle, als trüge Rand al’Thor einen Teil von ihr mit sich herum, waren sie in Gelächter ausgebrochen. Du wirst lernen, belehrten sie Aviendha lachend, und du hättest es schon früher gelernt, wenn du in Röcken aufgewachsen wärst. Als hätte sie jemals ein anderes Leben als das einer Tochter des Speers führen wollen, die mit ihren Speerschwestern einherging. Vielleicht empfand Elayne die gleiche Leere. Doch über Rand zu sprechen, verstärkte die Leere anscheinend, noch während man sie füllte.
Sie hatte schon einige Zeit lauter werdende Stimmen wahrgenommen, und jetzt konnte sie auch die Worte verstehen.
»… Ihr beringter Possenreißer!« Nynaeve zeigte einem sehr dunkelhäutigen Mann die Faust, der über die hohe Seite des Schiffes zu ihr herabsah. Er wirkte gelassen, konnte aber andererseits das Schimmern Saidars um sie herum nicht sehen. »Wir sind nicht hier, um eine Schiffspassage zu erbitten, also macht es nichts, wenn Ihr es Aes Sedai verweigert! Lasst sofort eine Leiter herunter!« Die Männer an den Rudern blieben ernst. Anscheinend hatten sie vorher die Schlangenringe am befestigten Anlegesteg übersehen, und sie schienen nicht erfreut darüber, Aes Sedai an Bord zu haben.
»O je«, seufzte Elayne. »Ich muss dies wiedergutmachen, Aviendha, sonst haben wir den Vormittag verschwendet, nur damit sie ihr Frühstück loswerden konnte.« Elayne glitt übers Deck – Aviendha war stolz darauf, die Namen der Dinge auf Schiffen zu kennen – und sprach den Mann oben auf dem Schiff an. »Ich bin Elayne Trakand, Tochter-Erbin von Andor und Aes Sedai der Grünen Ajah. Meine Begleiterin sagt die Wahrheit. Wir wollen keine Schiffspassage erbitten, sondern wir müssen mit Eurer Windsucherin über eine dringende Angelegenheit sprechen. Sagt ihr, wir wüssten vom Gewebe der Winde. Sagt ihr, wir wüssten von den Windsuchern.«
Der Mann blickte stirnrunzelnd zu ihr herab und verschwand dann plötzlich ohne ein Wort.
»Die Frau wird wahrscheinlich denken, du wolltest ihre Geheimnisse ausplaudern«, murrte Nynaeve und zog energisch ihren Umhang zurecht. »Du weißt wie viel Angst sie davor haben, dass Aes Sedai sie alle zur Burg schleppen werden, wenn bekannt wird, dass die meisten die Macht lenken können. Nur ein Dummkopf glaubt, er könne Leute bedrohen, Elayne, und dennoch davonkommen.«
Aviendha brach in Gelächter aus. Nynaeves bestürztem Blick nach zu urteilen, erkannte sie nicht, dass sie einen Scherz auf eigene Kosten gemacht hatte. Elaynes Lippen zitterten jedoch, wie sehr sie sich auch dagegen wehrte. Man konnte sich des Feuchtländer-Humors niemals sicher sein. Sie fanden eigenartige Dinge lustig, aber die besten Scherze entgingen ihnen.
Als Elayne den Bootsmann bezahlt und die Männer belehrt hatte, auf ihre Rückkehr zu warten – woraufhin Nynaeve ihnen sagte, sie würde sie schlagen, wenn sie davonführen; und ihre Beschreibung, wie sie das bewerkstelligen wollte, ließ Aviendha beinahe erneut in einen Lachanfall ausbrechen –, als das alles getan war, schien die Entscheidung gefallen zu sein, dass sie an Bord kommen durften. Es wurde keine Leiter herabgelassen, sondern stattdessen eine flache Holzplanke, deren beide Seile, an denen sie herabhing, schließlich zu einem Seil verflochten war, das zu einer dicken, über die Seite eines der Masten hinausführenden Stange verlief. Nynaeve nahm ihren Platz auf der Planke ein, während sie die Bootsleute eindringlich warnte, keinesfalls unter ihre Röcke zu schauen, woraufhin Elayne errötete, ihre Röcke fest um die Beine zusammengenommen hielt und so
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