Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
hinaus, offensichtlich überzeugt, dass es kein Attentat geben würde, aber Riallin und zwei andere blieben, noch immer verschleiert, vor der Tür stehen. Vielleicht war es Zufall, dass eine Tochter des Speers auf jeweils eine Aes Sedai kam. Dashiva glaubte anscheinend ebenfalls, dass alle Gefahr vorüber war. Er lehnte sich an die Wand zurück, einen Fuß aufgestützt, die Lippen leicht in Bewegung, die Arme gekreuzt, und beobachtete offensichtlich die Aes Sedai.
Narishma sah fragend zu Rand, aber dieser schüttelte nur den Kopf. Die Frau versuchte ihn bewusst herauszufordern. Die Frage war, warum sie einen Mann herausfordern sollte, von dem sie wusste, dass er sie dämpfen – oder töten – konnte, ohne sich anzustrengen? Lews Therin murmelte dasselbe. Warum? Warum? Rand betrat das Podest, nahm das Drachenszepter vom Thron auf und setzte sich hin, um abzuwarten, was geschehen würde. Die Frau würde keinen Erfolg haben.
»Ziemlich überladen, findet Ihr nicht?«, sagte Cadsuane zu Annoura, während sie sich umsah. Abgesehen von alldem anderen Gold verliefen auch breite goldene Bänder über den Spiegeln an den Wänden entlang. »Ich wusste noch nie, ob Cairhiener oder Tairener schlimmer übertreiben, aber beide könnten Ebou Dari – oder sogar einen Kesselflicker – vor Scham erröten lassen. Ist das ein Teetablett? Ich hätte gern welchen, wenn er frisch und heiß ist.«
Rand lenkte die Macht, nahm das Tablett auf, wobei er halbwegs erwartete, das Metall durch den Makel zerfressen zu sehen, und ließ es den drei Frauen zukommen. Merana hatte zusätzliche Becher gebracht, und vier standen noch unbenutzt auf dem Tablett. Er füllte sie, stellte die Teekanne wieder ab und wartete. Sie schwebte, von Saidin unterstützt, in der Luft.
Drei äußerlich sehr unterschiedliche Frauen und drei entschieden unterschiedliche Reaktionen. Annoura betrachtete das Tablett ungefähr so, wie sie eine zusammengerollte Viper betrachtet hätte, schüttelte leicht den Kopf und trat dann einen kleinen Schritt zurück. Merana atmete tief ein und nahm mit zitternder Hand vorsichtig einen Becher hoch. Es war nicht dasselbe zu wissen, dass ein Mann die Macht lenken konnte, und gezwungen zu sein, es mit eigenen Augen zu sehen. Cadsuane jedoch nahm ihren Becher und schnupperte mit erfreutem Lächeln in den Dampf. Sie konnte an nichts erkennen, welcher der drei Männer den Tee eingegossen hatte, aber sie sah über ihren Becher hinweg nur Rand an, der sich mit einem Bein über der Lehne auf seinem Sessel rekelte. »Guter Junge«, sagte sie. Die Töchter des Speers warfen sich über ihre Schleier hinweg entsetzte Blicke zu.
Rand erschauerte. Nein. Sie würde ihn nicht provozieren. Aus welchem Grund auch immer sie es wollte – es würde ihr nicht gelingen! »Ich frage noch einmal«, sagte er. Seltsam, dass seine Stimme so kalt klingen konnte. Innerlich war ihm heißer als das heißeste Feuer Saidins .
»Was wollt Ihr? Antwortet oder geht. Durch die Tür oder durch ein Fenster – Ihr habt die Wahl.«
Merana erhob erneut die Stimme, und Cadsuane brachte sie abermals zum Schweigen, dieses Mal durch eine scharfe Geste und ohne den Blick von ihm abzuwenden. »Ich wollte Euch sehen«, sagte sie ruhig. »Ich gehöre der Grünen Ajah an, nicht der Roten, aber ich trage die Stola schon länger als jede andere lebende Schwester, und ich habe mehr Männern gegenübergestanden, die die Macht lenken konnten, als vier oder vielleicht zehn beliebige Rote. Nicht, dass ich sie verfolge, versteht Ihr, aber ich scheine eine Nase dafür zu haben. Einige haben bis zum bitteren Ende gekämpft, haben, noch nachdem sie abgeschirmt und gebunden waren, um sich getreten und geschrien. Einige haben geweint und gebettelt, haben Gold und alles andere geboten, sogar ihre Seelen, um nicht nach Tar Valon gebracht zu werden. Wieder andere weinten vor Erleichterung, demütig wie Lämmer, letztendlich dankbar, dass es vorüber war. Bei der Wahrheit des Lichts, sie weinen letztendlich alle. Am Ende bleiben ihnen nur Tränen.«
Die in ihm befindliche Hitze wandelte sich in Zorn. Das Tablett und die wuchtige Teekanne wirbelten durch den Raum, zerschlugen donnernd einen Spiegel und prallten in einem Regen aus Glassplittern zurück, wobei die zerbeulte Kanne Tee verschüttete und das Tablett über den Boden schepperte. Alle außer Cadsuane sprangen auf. Rand machte einen Satz vom Podest, während er das Drachenszepter so fest umfasste, dass seine Knöchel weiß
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