Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
glauben war. Auf jeden Fall musste sie dafür sorgen, dass die Frau sie weiterhin für die Störung werthielt. »Wir sind Euch wirklich dankbar, Frau Anan.«
Frau Anan sah sie fragend an, schnaubte dann und schüttelte den Kopf. Nynaeve beschloss, dass sie die Wirtin, wenn es sein musste, zum Palast zerren würde, wenn dies vorbei war, und die anderen Schwestern zwingen würde, sie in Frau Anans Anwesenheit anzuerkennen.
Zu dieser frühen Stunde war der Hof bis auf einen einsamen Jungen von zehn oder zwölf Jahren mit einem Eimer, der den staubigen Boden mit Wasser besprenkelte, leer. Die weißen Stalltüren waren weit geöffnet, und eine Schubkarre mit einer daraufliegenden Mistgabel stand davor. Geräusche, als würde man einen großen Frosch zertreten, erklangen aus dem Stall. Nynaeve entschied, dass es der Gesang eines Mannes war. Würden sie reiten müssen, um ihren Bestimmungsort zu erreichen? Selbst ein kurzer Ritt wäre unerfreulich. Da sie nur in der Absicht den Platz überquert hatten, wieder zurück zu sein, bevor die Sonne höher gestiegen wäre, hatten sie weder Hüte noch Sonnenschirme mitgenommen.
Frau Anan führte sie jedoch durch den Hof und dann eine schmale Gasse zwischen dem Stall und einer hohen Mauer entlang, über deren oberen Rand von der Trockenheit staubige Baumwipfel hervorsahen. Zweifellos irgendjemandes Garten. Ein kleines Tor am Ende der Gasse führte auf eine staubige und dermaßen enge Gasse, dass die ersten Sonnenstrahlen sie noch nicht vollkommen erreicht hatten.
»Ihr Kinder bleibt jetzt dicht bei mir, denkt daran«, belehrte die Wirtin sie erneut, während sie die düstere Gasse betrat. »Wenn Ihr Euch verirrt schwöre ich, dass ich selbst zum Palast gehen werde.«
Nynaeve umfasste mit beiden Händen ihren Zopf, während sie Frau Anan folgte, um ihr nicht an die Kehle zu gehen. Wie sehr sie sich nach ihren ersten grauen Haaren sehnte. Zuerst die anderen Aes Sedai, dann das Meervolk – Licht, sie wollte nicht über sie nachdenken! – und jetzt eine Wirtin! Niemand nahm einen ernst, bevor man nicht zumindest ein wenig Grau im Haar hatte. Selbst das alterslose Gesicht einer Aes Sedai war ihrer Einschätzung nach nicht gleichwertig.
Elayne hob ihre Röcke aus dem Staub, obwohl ihre Schuhe immer noch kleine Staubwolken aufwirbelten, die sich auf dem Saum ihrer Gewänder niederließen. »Lass mich sehen«, sagte Elayne sanft, während sie starr geradeaus blickte. Sanft, aber kühl. Tatsächlich sehr kühl. Sie hatte eine Art, jemanden auseinanderzunehmen, ohne ihre Stimme zu erheben, die Nynaeve bewunderte. Normalerweise. Im Moment erweckte es in ihr nur das Verlangen, Elayne zu schlagen. »Wir könnten jetzt im Palast sein, Blaubeertee trinken und die frische Brise genießen, während wir darauf warteten, dass Meister Cauthon seine Habe brächte. Vielleicht würden Aviendha und Birgitte mit nützlichen Informationen zurückkommen. Wir könnten endlich genau festlegen, was wir mit dem Mann tun wollen. Folgen wir ihm einfach durch die Straßen des Rahad und sehen, was geschieht, führen wir ihn in einander ähnelnde Gebäude, oder lassen wir ihn wählen? Es muss einhundert nützliche Möglichkeiten geben, diesen Vormittag zu verbringen, einschließlich der Entscheidung, ob es nach diesem Handel, den das Meervolk uns abgerungen hat, sicher ist, zu Egwene zurückzukehren – ob es jemals sicher ist. Wir müssen früher oder später darüber reden. Es nützt nichts, dem auszuweichen. Stattdessen befinden wir uns auf einem Spaziergang, der wer weiß wie lange dauern kann, und blinzeln den ganzen Weg in der Sonne, wenn wir so weiterlaufen, um Frauen aufzusuchen, die aus der Burg Verwiesene durchfüttern. Ich für meinen Teil habe kein großes Verlangen, heute morgen oder an irgendeinem anderen Morgen Ausreißerinnen einzufangen. Aber du kannst mir das alles gewiss so erklären, dass ich es verstehe. Ich würde es so gern verstehen, Nynaeve. Mir wäre der Gedanke unangenehm, dich umsonst den ganzen Mol-Hara-Platz entlangzutreten.«
Nynaeve senkte die Augenbrauen. Sie treten? Elayne wurde wirklich immer heftiger, seit sie so viel Zeit mit Aviendha verbrachte. Jemand sollte den beiden ein wenig Verstand einbläuen. »Die Sonne steht noch nicht hoch genug, dass sie uns schon blendet«, murrte sie. Aber leider wäre es bald so weit. »Denk nach, Elayne. Fünfzig Frauen, welche die Macht lenken können und Wilden und aus der Burg Verwiesenen helfen.« Sie fühlte sich manchmal schuldig,
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