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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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machte. »Ich weiß es.« Elayne schnaubte ausdrucksvoll.
    Nynaeve hatte irgendwann aufgehört, die Brücken zu zählen, die sie überquerten, große und kleine, mit darunter entlangstakenden Lastbooten. Die Sonne stieg immer höher über den Dächern auf. Frau Anan nahm nicht den direkten Weg – sie schien tatsächlich Umwege in Kauf zu nehmen, um Gasthäuser aufzusuchen –, aber sie liefen in östlicher Richtung, und Nynaeve dachte, sie müssten dem Fluss nahe kommen, als sich die Frau mit den haselnussbraunen Augen plötzlich zu ihnen umwandte.
    »Hütet jetzt Eure Zungen. Sprecht nur, wenn Ihr angesprochen werdet. Bringt mich in Verlegenheit, und …« Mit einem letzten Stirnrunzeln und leisem Murren, dass sie wahrscheinlich gerade einen Fehler beging, bedeutete sie ihnen mit einer Kopfbewegung, ihr zu einem genau gegenüberstehenden Haus mit einem Flachdach zu folgen.
    Es war kein großes Haus – zwei Stockwerke ohne Balkon, mit rissigem Verputz und an mehreren Stellen durchscheinenden Ziegelsteinen –, das keinen allzu angenehmen Standort hatte, da das laute Rattern der Webrahmen auf der einen Seite und der beißende Gestank einer Färberei auf der anderen störten. Eine Dienerin öffnete die Tür, eine bereits ergrauende Frau mit kantigem Kinn, Schultern wie ein Hufschmied und stählernem Blick, der auch nicht durch den Schweiß auf ihrem Gesicht gemildert wurde. Nynaeve folgte Frau Anan lächelnd hinein. Irgendwo in diesem Haus lenkte eine Frau die Macht.
    Die Dienerin mit dem kantigen Kinn hatte Setalle Anan offensichtlich erkannt, schien aber seltsam überrascht. Sie vollführte einen respektvollen Hofknicks, war aber dennoch eindeutig beunruhigt über ihren Besuch. Nynaeve und Elayne wurden jedoch ausdruckslos begrüßt. Sie wurden in einen Wohnraum im ersten Stock geführt, und die Dienerin belehrte sie mit fester Stimme: »Rührt Euch nicht und fasst nichts an, sonst werdet Ihr Euch Strafe einhandeln.« Dann verschwand sie.
    Nynaeve sah Elayne an.
    »Nynaeve, wenn eine Frau die Macht lenkt, bedeutet das nicht …« Das Gefühl änderte sich, schwoll einen Moment an, sank aber dann noch weiter ab als zuvor. »Selbst bei zwei Frauen bedeutet es nichts«, protestierte Elayne, aber sie klang zweifelnd. »Das war die unmöglichste Dienerin, die ich je erlebt habe.« Sie setzte sich auf einen roten Stuhl mit hoher Rückenlehne, und kurz darauf setzte sich auch Nynaeve hin, aber nur auf die Stuhlkante. Aus Eifer, nicht aus Nervosität. Überhaupt nicht aus Nervosität.
    Der Raum war nicht sehr beeindruckend, aber die blau-weißen Bodenfliesen glänzten, und die hellgrünen Wände waren frisch gestrichen. Natürlich waren nirgendwo Vergoldungen zu sehen, aber edle Schnitzereien schmückten die entlang den Wänden aufgestellten roten Stühle und mehrere kleine Tische in einem dunkleren Blau als die Fliesen. Die Leuchter aus Messing waren glänzend poliert. Sorgfältig angeordnete Immergrünzweige schmückten den gekehrten Kamin, und auch der Kaminsims war mit Reliefs versehen und nicht nur aus einfachem Stein. Die Reliefs schienen seltsam gewählt – sie stellten das dar, was die Leute in Ebou Dar die Dreizehn Sünden nannten: ein Mann, dessen Augen vor Neid fast sein ganzes Gesicht einnahmen, ein Bursche, dessen Zunge ihm vor Geschwätzigkeit beinahe bis auf die Knöchel hing, ein die Zähne fletschender Mann, der aus Habgier Münzen an seine Brust presste, und so weiter –, aber alles in allem stellte es sie sehr zufrieden. Wer auch immer diesen Raum hatte ausstatten lassen, konnte sich auch einen frischen Außenverputz leisten, und der einzige Grund, ihn nicht zu erneuern, wäre, nicht auffallen zu wollen.
    Die Dienerin hatte die Tür offen gelassen, und plötzlich drangen Stimmen aus dem Gang herein.
    »Ich kann es nicht glauben, dass Ihr sie hergebracht habt.« Die Stimme der Sprecherin klang vor Ungläubigkeit und Zorn angespannt. »Ihr wisst, wie vorsichtig wir sind, Setalle. Ihr wisst mehr, als Ihr wissen solltet und das wisst Ihr mit Sicherheit.«
    »Es tut mir sehr leid, Reanne«, antwortete Frau Anan steif. »Ich habe nicht richtig darüber nachgedacht. Ich … schwöre, dass ich für das Verhalten dieser Mädchen bürge und mich Eurem Urteil beuge.«
    »Das ist nicht nötig!« Reannes Stimme klang jetzt vor Entsetzen höher. »Das heißt … Ich meine, Ihr hättet es nicht tun sollen, aber … Setalle, verzeiht, dass ich meine Stimme erhoben habe. Sagt, dass Ihr mir vergebt.«
    »Ihr habt

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