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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fragte die Graue. Sie wandte den Kopf hin und her, um in den Nebel zu spähen, und wirkte mit ihrer scharf geschnittenen Nase und den neugierigen Augen dabei wie ein gedrungener Spatz. Kein ängstlicher Spatz, sondern ein entschieden angriffslustiger. »Sollen wir uns verbinden?«
    »Nein, Niande«, erwiderte Cadsuane seufzend. »Wenn Ihr etwas seht, müsst Ihr in der Lage sein, es unverzüglich anzugreifen. Samitsu, hört auf, Euch um Roshan zu sorgen. Wir haben hier drei gute Schwerter, zwei davon mit dem Zeichen des Reihers, wie ich sehe. Sie werden genügen.«
    Toram verzog das Gesicht, als er den auf Rands gezogener Klinge eingravierten Reiher sah. Wenn es ein Lächeln sein sollte, enthielt es jedoch keinerlei Heiterkeit. Auch seine gezogene Klinge war mit dem Reiher gekennzeichnet. Darlins Klinge entbehrte dieses Zeichen, aber er sah Rand und sein Schwert abschätzend an und nickte dann mit tieferem Respekt, als er ihn Tomas Trakand, aus einem niederen Zweig des Hauses, gewährt hatte.
    Die grauhaarige Grüne hatte eindeutig die Führung übernommen, und sie behielt sie trotz versuchten Widerstands von Darlin bei, der wie viele Tairener Aes Sedai anscheinend nicht sehr mochte, und von Toram, der einfach jedermann zu verabscheuen schien, der außer ihm Befehle gab. Das Gleiche galt im Übrigen für Caraline, aber Cadsuane ignorierte ihr Stirnrunzeln ebenso gründlich wie die geäußerten Beschwerden der Männer. Anders als diese, schien Caraline zu erkennen, dass Beschwerden nichts nützen würden. Und Rand ließ sich – Wunder über Wunder – sanftmütig zu Cadsuanes Rechten aufstellen, als sie rasch alle anwies. Nun, nicht wirklich sanftmütig – er sah sie von oben herab auf eine Art an, die Min, wenn sie an Cadsuanes Stelle gewesen wäre, dazu veranlasst hätte, ihn zu schlagen; Cadsuane schüttelte jedoch nur den Kopf und murmelte etwas, das ihn erröten ließ –, aber er hielt zumindest den Mund. In dem Moment erwartete Min halbwegs, dass er seine wahre Identität preisgeben würde. Und sie erwartete beinahe, dass der Nebel aus Angst vor dem Wiedergeborenen Drachen verschwinden würde. Rand lächelte ihr zu, als sei Nebel bei diesem Wetter vollkommen normal, selbst ein Nebel, der Zelte und Menschen fortriss.
    Sie bewegten sich in dem dichten Dunst in der Formation eines sechszackigen Sterns, Cadsuane an einer Spitze, je eine Aes Sedai an jeweils zwei anderen und je ein Mann mit einem Schwert an den drei übrigen Spitzen. Toram protestierte natürlich lauthals dagegen, die Nachhut bilden zu sollen, bis Cadsuane etwas von der Ehre der Nachhut murmelte. Das stellte ihn ruhig. Min hatte keinerlei Einwände gegen ihre Position mit Caraline in der Mitte des Sterns. Sie hielt in beiden Händen einen Dolch und fragte sich, ob sie von Nutzen sein würden. Es erleichterte sie gewissermaßen, den Dolch in Caralines Faust zittern zu sehen. Zumindest ihre Hände waren ruhig. Andererseits, dachte sie, hatte sie vielleicht zu große Angst, um zu zittern.
    Der Nebel verbreitete winterliche Kälte. Graue Nebelschwaden schlossen sich umherwirbelnd um sie, so schwer, dass es schwierig war, die anderen deutlich zu sehen. Hören konnte man jedoch nur allzu gut. Schreie hallten durch die Undurchdringlichkeit heran, das Aufschreien von Männern und Frauen und das Wiehern von Pferden. Der Nebel schien die schrecklichen Laute zu dämpfen, ließ sie hohl klingen, sodass sie dankenswerterweise fern schienen. Vor ihnen wurde der Nebel dichter, aber plötzlich schossen Feuerkugeln aus Cadsuanes Händen und zischten durch das eisige Grau, sodass der Nebel in ein einziges, brüllendes Flammenmeer ausbrach. Brüllen hinter ihnen und vor dem Nebel aufscheinendes Licht wie Blitze vor Wolken zeugten davon, dass auch die beiden anderen Schwestern am Werk waren. Min verspürte nicht den Wunsch zurückzublicken. Was sie vor sich sah, genügte vollkommen.
    Sie zogen an niedergetretenen, halbwegs von grauem Dunst verborgenen Zelten und an Körpern oder Körperteilen vorbei, die vom Nebel kaum verhüllt wurden. Ein Bein. Ein Arm. Der Oberkörper eines Mannes. Einmal der Kopf einer Frau, der sie von der Ecke eines umgestürzten Wagens anzugrinsen schien. Die Landschaft begann immer steiler anzusteigen. Min sah die ersten Lebenden neben ihnen und wünschte, sie hätte sie nicht gesehen. Ein Mann, der einen der roten Mäntel trug, stolperte auf sie zu und winkte schwach mit dem linken Arm. Der andere Arm war fort, und nasse weiße Knochen waren

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