Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
den Kopf, versuchte, die Möglichkeit abzuwehren, aber sie konnte ihre Zunge anscheinend nicht zum Sprechen bewegen. Sie hörte Caraline ein Gebet sprechen. Die Frau stand da und umklammerte mit beiden Händen einen von Darlins Mantelärmeln. Darlin wiederum blickte stirnrunzelnd auf Rand hinab, als versuche er, einen Sinn in dem zu finden, was er sah.
Cadsuane beugte sich hinab und tätschelte Samitsus Schulter. »Ihr seid die beste lebende Heilende, vielleicht die beste, die es jemals gegeben hat«, sagte sie ruhig. »Niemand kann sich darin mit Euch messen.« Samitsu stand auf und nickte, und bevor sie sich noch ganz erhoben hatte, zeigte sie bereits wieder die Gelassenheit der Aes Sedai. Cadsuane, die stirnrunzelnd und mit in die Hüften gestemmten Händen auf Rand hinabsah, zeigte sie nicht. »Pah! Ich werde Euch nicht gestatten zu sterben, Junge«, grollte sie und klang, als wäre es sein Fehler. Dieses Mal berührte sie Mins Kopf nicht sanft, sondern pochte mit dem Knöchel darauf. »Steht auf, Kind. Ihr seid nicht verzärtelt – das kann jeder Narr erkennen –, also hört auf, es vorzugeben. Darlin, Ihr werdet ihn tragen. Die Verbände müssen warten. Dieser Nebel verlässt uns nicht, als sollten wir ihn so bald wie möglich verlassen.«
Darlin zögerte. Vielleicht war es Cadsuanes gebieterisches Stirnrunzeln, vielleicht auch die halb zu seinem Gesicht erhobene Hand Caralines, aber er steckte jäh sein Schwert in die Scheide, murmelte leise vor sich hin und hob Rand auf seine Schulter, sodass dessen Arme und Beine herabbaumelten.
Min nahm die mit dem Reiher versehene Klinge und ließ sie vorsichtig in die an Rands Taille hängende Scheide gleiten. »Er wird sie brauchen«, belehrte sie Darlin, und kurz darauf nickte er. Er hatte mit dieser Reaktion Glück. Min hatte all ihr Vertrauen auf die Grüne Schwester konzentriert, und sie würde nicht zulassen, dass jemand etwas anderes darüber dachte.
»Seid vorsichtig, Darlin«, sagte Caraline mit ihrer kehligen Stimme, nachdem Cadsuane die Marschordnung geregelt hatte. »Achtet darauf, dass Ihr hinter mir bleibt, und ich werde Euch beschützen.«
Darlin lachte, bis er keuchen musste, und kicherte noch immer, als sie erneut durch den kalten Nebel und die fernen Schreie aufzusteigen begannen, wobei er in der Mitte eines von den Frauen gebildeten Kreises ging.
Min erkannte, dass sie nur ein Paar zusätzliche Augen war, genau wie Caraline auf der anderen Seite von Cadsuane, und sie wusste, dass der Dolch, den sie gezogen hatte, nichts gegen die Nebelgestalten ausrichten konnte, aber Padan Fain könnte dort draußen noch leben. Sie würde ihn nicht wieder verfehlen. Caraline hatte ihren Dolch ebenfalls gezogen, und den Blicken nach zu urteilen, die sie dem unter Rands Gewicht den Berg hinaufstolpernden Darlin über die Schulter zuwarf, beabsichtigte sie den Wiedergeborenen Drachen vielleicht ebenfalls zu beschützen. Aber andererseits ging es vielleicht auch gar nicht um ihn. Eine Frau konnte für dieses Lachen fast alles verzeihen.
Noch immer bildeten sich Gestalten im Nebel und erstarben durch Feuer, und einmal riss ein riesiges Ungetüm ein Pferd zu ihrer Rechten entzwei, bevor eine Aes Sedai es vernichten konnte. Min zeigte ihre Übelkeit danach recht geräuschvoll und schämte sich nicht im Geringsten dafür. Menschen starben, aber zumindest waren diese Menschen aus freien Stücken hierhergekommen. Auch der geringste Soldat hätte gestern davonlaufen können, wenn er gewollt hätte, aber dieses Pferd nicht. Gestalten bildeten sich und wurden vernichtet, und Menschen starben, die scheinbar stets in der Ferne schrien, obwohl sie immer wieder an zerfetztem Aas vorüberstolperten, das vor einer Stunde noch ein Mensch gewesen war. Min fragte sich allmählich, ob sie jemals wieder Tageslicht sehen würden.
Mit schockierender Plötzlichkeit stolperte sie hinein, einen Moment von Grau umgeben, im nächsten die golden brennende Sonne an einem blauen Himmel hoch über ihr, so hell, dass sie ihre Augen beschatten musste. Und dort, vielleicht fünf Meilen über fast baumlose Hügel, erhob sich Cairhien massiv und rechtwinklig auf seinen Vorsprüngen. Irgendwie schien es unwirklich zu sein.
Sie schaute zum Rand des Nebels zurück und erschauderte. Er war eine sich wölbende Wand, die sich zwischen den Bäumen auf dem Hügelkamm erstreckte und viel zu gerade war, ohne Luftwirbel oder Verdünnungen. Hier einfach nur klare Luft und dort dichtes Grau. Rechts vor ihr
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