Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
anderes handelte, sondern zog einen Dolch aus dem Ärmel – wobei sie die meisten der noch vorhandenen Fäden zerriss – und handhabte ihn, wie Thom Merrilin es ihr beigebracht hatte, das Heft durch die Finger schlängelnd, sodass die Klinge in der Sonne aufblitzte. »Wir brauchen eine Fahrt zum Sonnenpalast«, verkündete sie, und auch Rand selbst hätte es nicht besser machen können. Manchmal ersparte man sich eine Auseinandersetzung, indem man herrisch auftrat.
»Kind«, sagte Cadsuane tadelnd, »ich bin sicher, dass Kiruna und ihre Freundinnen alles in ihrer Macht Stehende tun würden, aber es ist keine Gelbe unter ihnen. Jedoch sind Samitsu und Corele wirklich zwei der Besten, die es jemals gegeben hat. Lady Arilyn hat uns freundlicherweise ihren Stadtpalast überlassen, sodass wir ihn …«
»Nein.« Min hatte keine Ahnung, woher sie den Mut nahm, jener Frau gegenüber dieses Wort zu äußern. Es sei denn … Sie sprachen immerhin über Rand. »Wenn er aufwacht …« Sie hielt inne, weil sie schlucken musste. Er würde aufwachen. »Wenn er an einem fremden Ort und erneut von Aes Sedai umgeben aufwacht, weiß ich nicht, was er tun würde. Und Ihr wollt es sicher auch nicht wissen.« Sie hielt diesem kühlen Blick einen langen Augenblick stand, und dann nickte die Aes Sedai.
»Zum Sonnenpalast«, wies Cadsuane den Bauer an. »Und so schnell, wie Ihr diese Flohsäcke antreiben könnt.«
Es war natürlich selbst für eine Aes Sedai nicht ganz so einfach. Ander Tol transportierte eine Wagenladung Rüben, die er in der Stadt verkaufen wollte, und hatte nicht die Absicht, auch nur in die Nähe des Sonnenpalastes zu gelangen, wo der Wiedergeborene Drache, wie er ihnen erzählte, Menschen fraß, die von zehn Fuß großen Aiel-Frauen auf Spießen gebraten wurden. Er würde sich wegen keiner noch so großen Anzahl Aes Sedai näher als eine Meile an den Palast heranwagen. Aber Cadsuane warf ihm eine Geldbörse zu – seine Augen traten hervor, als er hineinsah – und beschied ihm, sie hätte soeben seine Rüben gekauft und ihn und seinen Wagen gemietet. Wenn ihm der Gedanke nicht gefiele, könne er die Geldbörse zurückgeben. Bei diesen Worten stemmte sie die Fäuste in die Hüften und nahm einen Gesichtsausdruck an, der besagte, dass er genauso gut seinen Wagen auf der Stelle fressen könnte, wenn er die Geldbörse zurückzugeben versuchte. Ander Tol war ein vernünftiger Mann, wie sich herausstellte. Samitsu und Niande luden den Wagen ab, wobei die Rüben einfach durch die Luft flogen und dann abseits der Straße einen kleinen Stapel bildeten. Ihren frostigen Mienen nach zu urteilen, hatten sie niemals erwartet die Eine Macht einmal auf diese Weise benutzen zu müssen. Darlin, der noch immer mit Rand über den Schultern dastand, war erleichtert, dass sie ihn nicht zu dieser Arbeit aufgefordert hatten. Ander Tol saß mit weit geöffnetem Mund auf dem Kutschbock und betastete die Geldbörse, als frage er sich, ob das Geld wirklich genügte.
Als sie sich auf der Ladefläche des Wagens niedergelassen hatten, wobei sie alles Stroh, das unter den Rüben gelegen hatte, als Bettstatt für Rand zusammenschoben, sah Cadsuane Min über Rand hinweg an. Meister Tol ließ die Zügel knallen und die Maultiere in überraschender Geschwindigkeit laufen. Der Wagen schlingerte und holperte entsetzlich, da die Räder nicht nur wackelten, sondern offensichtlich auch nicht rundliefen. Min wünschte, sie hätte nur ein wenig Stroh für sich bewahrt, und amüsierte sich darüber, dass Samitsus und Niandes Gesichter immer angespannter wurden, je länger sie durchgeschüttelt wurden. Caraline lächelte recht offen über sie – die Hohe Herrin des Hauses Damodred machte sich nicht die Mühe, ihr Vergnügen darüber zu verbergen, dass die Aes Sedai einmal unbequem reisen mussten. Obwohl sie selbst, da sie sehr schmächtig war, stärker durchgerüttelt wurde als sie. Darlin, der sich an der Wagenseite festhielt, schien unbeeindruckt, wie hart er auch erschüttert wurde. Er runzelte beständig die Stirn und schaute von Caraline zu Rand. Cadsuane kümmerte es offensichtlich ebenfalls nicht, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. »Ich erwarte, dass wir vor Einbruch der Nacht eintreffen, Meister Tol«, rief sie, wodurch sie noch stärker durchgeschüttelt, wenn auch nicht wesentlich schneller wurden. »Nun erzählt mir«, sagte sie an Min gewandt, »was genau beim letzten Mal geschehen ist, als der Junge von Aes Sedai umringt aufwachte.«
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