Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Cadsuane. Zu Mins Überraschung blieben sie mit offenen Mündern stehen.
»Er ist in guten Händen«, sagte Cadsuane. »Es sei denn, eine von Euch besitzt plötzlich ein stärkeres Talent des Heilens, als ich es in Erinnerung habe?«
»Ja, Cadsuane«, sagten sie demütig. »Nein, Cadsuane.« Min schloss ebenfalls den Mund.
Samitsu rückte einen elfenbeinverzierten Stuhl an die Wand, breitete ihre dunkelgelben Röcke aus, setzte sich mit gefalteten Händen hin und beobachtete, wie sich Rands Brust unter dem Laken hob und senkte. Niande trat zu Rands Bücherregal und wählte ein Buch aus, bevor sie sich in die Nähe der Fenster setzte. Jetzt zu lesen! Kiruna und Bera wollten sich ebenfalls hinsetzen, blickten aber dann wahrhaftig zu Cadsuane und warteten auf ihr ungeduldiges Nicken, bevor sie sich auch hinsetzten.
»Warum tut Ihr nichts?«, rief Min.
»Das könnte ich auch fragen«, sagte Amys, die gerade den Raum betrat. Die jugendliche, weißhaarige Weise Frau sah einen Moment Rand an, richtete ihr tiefbraunes Schultertuch und wandte sich dann an Kiruna und Bera. »Ihr könnt gehen«, sagte sie. »Und Kiruna, Sorilea wünscht Euch erneut zu sehen.«
Kirunas dunkles Gesicht wurde blass, aber die beiden erhoben sich, vollführten einen Hofknicks und murmelten noch demütiger als zuvor bei Cadsuane: »Ja, Amys«, bevor sie den Raum mit verlegenen Blicken zur Grünen Schwester verließen.
»Interessant«, bemerkte Cadsuane, als sie fort waren. Ihre dunklen Augen suchten Amys’ blaue Augen, und zumindest Cadsuane gefiel anscheinend, was sie sah. Immerhin lächelte sie. »Ich würde diese Sorilea gern kennenlernen. Ist sie eine starke Frau?« Sie betonte das Wort ›stark‹ besonders.
»Die stärkste Frau, die ich jemals erlebt habe«, sagte Amys schlicht. Man hätte niemals geglaubt, dass Rand bewusstlos vor ihr lag. »Ich kenne Euer Talent des Heilens nicht, Aes Sedai. Ich vertraue darauf, dass Ihr getan habt, was getan werden konnte?« Ihre Stimme klang tonlos. Min hegte Zweifel darüber, wie weit Amys’ Vertrauen ging.
»Was getan werden kann, wurde getan«, antwortete Cadsuane seufzend. »Jetzt können wir nur noch warten.«
»Während er stirbt?«, fragte ein Mann mit barscher Stimme, und Min zuckte zusammen.
Dashiva betrat mit gefurchter Stirn den Raum. »Flinn!«, fauchte er.
Niandes Buch fiel aus kraftlosen Fingern zu Boden. Sie starrte die drei Männer in den schwarzen Mänteln an wie den Dunklen König selbst. Samitsu murmelte mit bleichem Gesicht etwas, das wie ein Gebet klang.
Auf Dashivas Befehl hin hinkte der grauhaarige Asha’man zum Bett gegenüber von Cadsuane und ließ seine Hände einen Fuß über dem Laken entlang Rands noch immer leblosem Körper gleiten. Der junge Narishma stand stirnrunzelnd an der Tür und betastete das Heft seines Schwerts, während jene großen dunklen Augen alle drei Aes Sedai auf einmal zu beobachten versuchten. Die Aes Sedai und Amys. Er wirkte nicht verängstigt, sondern nur wie ein Mann, der vertrauensvoll darauf wartete, dass sich diese Frauen als seine Feinde erweisen würden. Anders als die Aes Sedai ignorierte Amys die Asha’man bis auf Flinn. Ihr Blick folgte ihm, das glatte Gesicht vollkommen unbewegt. Aber sie fuhr auf sehr ausdrucksvolle Art mit dem Daumen am Heft ihres Gürteldolchs entlang.
»Was tut Ihr?«, fragte Samitsu und sprang von ihrem Stuhl auf. Welches Unbehagen auch immer sie gegenüber den Asha’man hegte – die Sorge um ihren bewusstlosen Patienten überwog es. »Ihr, Flinn, oder wer immer Ihr seid.« Sie ging auf das Bett zu, und Narishma eilte heran, um ihr den Weg zu versperren. Sie versuchte stirnrunzelnd, an ihm vorbeizugelangen, doch er legte ihr eine Hand auf den Arm.
»Noch ein Junge ohne Manieren«, murmelte Cadsuane. Nur sie schien von den drei Schwestern durch die Asha’man völlig unbeeindruckt. Sie betrachtete sie sogar über ihre zusammengelegten Hände hinweg. Narishma errötete bei ihrer Bemerkung und zog seine Hand zurück, aber als Samitsu erneut um ihn herumzugelangen versuchte, stellte er sich ihr erneut in den Weg.
Sie beschränkte sich darauf, über seine Schulter zu blicken. »Ihr, Flinn, was tut Ihr? Ich will nicht, dass Ihr ihn mit Eurer Unkenntnis tötet! Hört Ihr mich?« Min tanzte geradezu von einem Fuß auf den anderen. Sie glaubte nicht, dass ein Asha’man Rand töten würde, nicht absichtlich, aber … Er vertraute ihnen, gewiss … Licht, selbst Amys schien zu zweifeln und blickte stirnrunzelnd
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