Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
sich aus seiner Hand.
Weniger als einen Herzschlag lang schien ihre Gestalt noch vorhanden zu sein, ganz in starrem Schwarz und Schneeweiß, und dann war sie fort, tot, noch bevor ihr Todeskampf begonnen hatte.
Rand schleuderte schreiend Baalsfeuer auf den Platz, und der Schutthaufen brach in sich zusammen. Er verströmte zeitlosen Tod, dann ließ er Saidin los, bevor der weiße Balken den See aus Mashadar berührte, der jetzt über den Platz schwappte und am Tor zu den Kurzen Wegen vorbei auf Ströme glühenden Graus zuwogte, die aus einem weiteren Palast an der anderen Seite des Platzes hervordrangen. Sammael musste tot sein. Er musste es sein. Er hatte keine Zeit gehabt davonzulaufen, keine Zeit, ein Wegetor zu weben, und wenn er es getan hätte, hätte Rand Saidin gespürt. Sammael war tot, von etwas Bösem getötet, das fast ebenso gewaltig war wie er selbst. Empfindungen durchströmten das Äußere des Nichts. Rand wollte lachen, oder vielleicht weinen. Er war hierhergekommen, um einen der Verlorenen zu töten, aber stattdessen hatte er eine Frau getötet, die er hier ihrem Schicksal überlassen hatte.
Er stand lange Zeit oben auf dem Turm, während der abnehmende Mond am Himmel entlangzog und dann fast die Hälfte seines Weges zurückgelegt hatte, und er beobachtete, wie Mashadar den Platz vollkommen ausfüllte, bis nur noch der oberste Teil des Tors über dem Nebel aufragte. Dann begann der Dunst langsam abzuebben, um woanders zu jagen. Wenn Sammael noch am Leben gewesen wäre, hätte er den Wiedergeborenen Drachen in diesem Moment leicht töten können. Rand war sich nicht sicher, ob es ihm etwas ausgemacht hätte. Schließlich eröffnete er ein Wegetor und bildete zum Gleiten eine Plattform, eine geländerlose Scheibe, halb weiß und halb schwarz. Gleiten geschah langsamer als das Reisen. Er brauchte mindestens eine halbe Stunde, um Illian zu erreichen, und er brannte auf dem ganzen Weg immer wieder Liahs Namen in seinen Geist ein und strafte sich damit. Er wünschte, er könnte weinen. Er glaubte, die Fähigkeit verloren zu haben.
Im Königspalast warteten sie im Thronraum auf ihn, Bashere und Dashiva und die Asha’man. Es war genau der gleiche Raum, den er am anderen Ende des Platzes gesehen hatte, sogar bis zu den Stehlampen, den in die Marmorwände eingemeißelten Szenen und das lange weiße Podest. Genau der gleiche Raum, nur dass er in jeder Hinsicht ein wenig größer war und auf dem Podest anstatt neun Stühlen nur ein großer vergoldeter Thron mit Leoparden als Armlehnen und neun faustgroßen goldenen Bienen oben an der Rückenlehne stand. Rand setzte sich erschöpft auf die Stufen vor dem Podest.
»Also ist Sammael tot«, sagte Bashere und betrachtete ihn in seiner zerrissenen und staubigen Kleidung von Kopf bis Fuß.
»Er ist tot«, bestätigte Rand. Dashiva seufzte vor Erleichterung laut.
»Die Stadt gehört uns«, fuhr Bashere fort. »Oder Euch, sollte ich besser sagen.« Er lachte plötzlich. »Die Kämpfe haben nur zu rasch geendet, als die richtigen Leute erst einmal herausgefunden hatten, dass Ihr es wart.« Getrocknetes Blut bildete einen schwarzen Fleck auf einem zerrissenen Ärmel seines Mantels. »Das Konzil hat gespannt auf Eure Rückkehr gewartet. Angstvoll, könnte man sogar sagen«, fügte er mit verzerrtem Grinsen hinzu.
Acht schwitzende Männer hatten am entgegengesetzten Ende des Thronraums gestanden, als Rand hereingekommen war. Sie trugen dunkle, an den Aufschlägen und Ärmeln gold- oder silberbestickte Seidenmäntel und Spitze an Hals und Handgelenken. Einige trugen einen Bart, der die Oberlippe freiließ, aber alle trugen eine breite Schärpe aus grüner Seide mit neun goldenen Bienen schräg über der Brust.
Sie traten auf Basheres Zeichen hin vor und verbeugten sich bei fast jedem dritten Schritt vor Rand, als trüge er die edelste Kleidung. Ein großer Mann schien der Anführer zu sein, ein Bursche mit rundlichem Gesicht mit einem jener Bärte und einer natürlicher Würde, die durch Sorge beeinträchtigt schien. »Mein Lord Drache«, sagte er, während er sich erneut verbeugte und beide Hände auf sein Herz presste.
»Verzeiht, aber Lord Brend war nirgends zu finden, und …«
»Er kann auch nicht zu finden sein«, sagte Rand tonlos.
Ein Muskel im Gesicht des Mannes zuckte bei Rands Tonfall, und er schluckte. »Sehr wohl, mein Lord Drache«, murmelte er. »Ich bin Lord Gregorin den Lushenos, mein Lord Drache. Ich spreche in Abwesenheit Lord Brends für das
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