Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Händen, das Haar kompliziert aufgetürmt, was häufig gut einen Fuß zusätzlicher Größe bedeutete; tairenische Hohe Herren mit geölten und gestutzten Bärten in Samthüten und Mänteln in Rot, Blau und allen anderen Farben und mit bauschigen, satingestreiften Ärmeln; tairenische adlige Damen in noch farbenprächtigeren Gewändern, mit breiten Spitzenhalskrausen und engen, mit Perlen und Mondsteinen, Feuertropfen und Rubinen besetzten Hauben. Sie kannten Perrin, und sie kannten Dobraine und sogar Havien und Min, aber am wichtigsten war, dass sie Rand kannten.
Erkenntnisvolle Unruhe herrschte. Augen weiteten sich, Kinne sanken herab, und die Menschen wurden so starr, dass Perrin fast glaubte, die Asha’man hätten sie wie die Wächter außerhalb des Palasts gebunden. Der Raum war ein Meer süßer Düfte und darunterliegender Unterströmungen salzigen Schweißes – all das von einer Art zitterndem Geruch der Angst durchdrungen.
Perrin wandte seine ganze Aufmerksamkeit jedoch dem entgegengesetzten Ende der Halle zu, dem tiefblauen Marmorpodest, auf dem der Sonnenthron stand, goldschimmernd wie seine Namensvetterin, die aufgehende Sonne, die mit ihren gewundenen Strahlen groß von der Rückenlehne herableuchtete. Colavaere erhob sich langsam und spähte über Rands Kopf hinweg den Gang hinab. Ihr fast schwarzes Gewand trug keinen einzigen Adelsstreifen, aber die sich über ihrem Kopf erhebende Lockenmasse musste um die Krone herum aufgesteckt worden sein, die sie trug: die aufgehende Sonne aus goldenen und gelblichen Edelsteinen. Sieben junge Frauen in Gewändern mit dunklen Leibchen, eng unter dem Kinn anliegender Spitze und in Colavaeres senkrecht gelb und rot und silbern gestreiften Röcken flankierten den Thron. Anscheinend war die cairhienische Mode für die Königin und ihre Bediensteten geändert worden.
Eine leichte Bewegung hinter dem Thron machte auf eine achte Frau aufmerksam, die verborgen stand, aber Perrin kümmerte weder Colavaere noch sonst jemand außer der Frau unmittelbar zu ihrer Rechten. Faile. Ihre leicht schräg stehenden Augen hefteten sich auf ihn – dunkle, flüssige Monde – und doch änderte sich ihr kühler, sittsamer Gesichtsausdruck keinen Deut. Wenn überhaupt eine Veränderung eintrat, dann wurde ihr Gesicht nur noch angespannter. Er bemühte sich, ihren Geruch aufzunehmen, aber die Düfte und die Angst waren zu stark. Sie hatte einen Grund dafür, dort auf dem Podest zu stehen, einen guten Grund. So war es.
Rand berührte Sulin am Ärmel. »Wartet hier«, sagte er. Sie blickte ihn stirnrunzelnd an, die Narbe auf ihrem lederartigen Gesicht genauso weiß hervorstechend wie ihr Haar, und nickte dann widerwillig. Sie vollführte mit der freien Hand eine Geste, und ein weiteres Keuchen durchlief den Raum, als sich die Töchter des Speers verschleierten. Es war beinahe lächerlich. Die acht Männer in den schwarzen Mänteln, die alles gleichzeitig im Auge zu behalten versuchten, könnten sie wahrscheinlich alle töten, bevor die erste Tochter des Speers ihre Waffe geführt hätte, aber niemand wusste, wer oder was sie waren. Niemand sah sie ein zweites Mal an, diese Handvoll Männer mit ihren in den Scheiden steckenden Schwertern. Sie beobachteten nur die Töchter des Speers. Und Rand. Hatten sie nicht bemerkt, dass keiner jener Männer auch nur einen Tropfen mehr Schweiß vergoss als Rand? Perrin hatte das Gefühl, in seinem Schweiß gebadet zu sein.
Rand trat mit Min an seine Seite, an den Töchtern des Speers vorbei und blieb dann stehen, bis zuerst Perrin und dann auch Dobraine und Havien sich ihm angeschlossen hatten. Und natürlich Aram, der wie Perrins Schatten war. Rand betrachtete sie, aber vor allem Perrin, nacheinander genau und nickte dann. Der grauhaarige Cairhiener und der junge Mayener zeigten einen einer Totenmaske ähnlichen Gesichtsausdruck. Perrin wusste nicht, wie sein Ausdruck wirkte, aber er hatte die Kiefer fest zusammengepresst. Niemand würde Faile Schaden zufügen, gleichgültig was sie getan hatte und gleichgültig warum. Und ungeachtet dessen, was er tun musste, um es zu verhindern.
Ihre Stiefel dröhnten in der Stille laut, als sie über das gewaltige goldene Mosaik der aufgehenden Sonne auf dem blau gefliesten Boden schritten und sich dem Thron näherten. Colavaere verschränkte die Hände in ihren Röcken und benetzte ihre Lippen, während ihr Blick hastig zwischen Rand und den Türen hinter ihm hin- und herschwankte.
»Sucht ihr die Aes Sedai?«
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