Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
erkennen.
Colavaere hatte es sicher nicht gehört, aber auch sie wünschte sich einen Ausweg. Sie sah sich wild um, zum Sonnenthron, zu ihren Bediensteten, zum versammelten Adel, als würden sie vielleicht vortreten, um sie zu verteidigen. Ihre Füße hätten jedoch ebenso gut in Zement verankert sein können. Ein Meer sorgfältig ausdruckslos gehaltener, schweißbedeckter Gesichter zeigte sich ihr, und Augen, die ihren Blick mieden. Einige wandten ihre Blicke versteckt den Asha’man zu. Der bereits erhebliche Zwischenraum zwischen den Adligen und den Asha’man weitete sich noch mehr.
»Lügen!«, zischte sie, die Hände in ihren Röcken verschränkt. »Alles Lügen! Kriecherische kleine …!« Sie trat einen Schritt auf Faile zu. Rand hielt seine Arme zwischen sie, obwohl Colavaere es nicht zu bemerken schien, und Faile sah ihn an, als wünschte sie, er hätte es nicht getan. Wer sie angriff, konnte sich auf eine Überraschung gefasst machen.
»Faile lügt nicht!«, grollte Perrin. Nun, nicht bei solchen Dingen.
Colavaere sammelte sich erneut. Obwohl sie nicht groß war, nutzte sie doch jeden Zoll ihrer Größe. Perrin musste sie fast bewundern – wenn sie nicht Meilan und Maringil und diese Maire und nur das Licht wusste, wie viele noch, getötet hätte. »Ich fordere Gerechtigkeit, mein Lord Drache.« Ihre Stimme klang ruhig und fest. Königlich. »Es gibt keinen Beweis für diesen … diesen Schmutz. Was ist schon die Behauptung wert, dass jemand, der sich nicht mehr in Cairhien befindet, sagt, ich hätte Worte geäußert, die ich niemals ausgesprochen habe? Ich fordere die Gerechtigkeit des Lord Drache. Euren eigenen Gesetzen gemäß, muss es Beweise geben.«
»Woher wisst Ihr, dass sie sich nicht mehr in Cairhien befindet?«, verlangte Dobraine zu wissen. »Wo ist sie?«
»Ich nehme an, sie ist fortgegangen«, antwortete Colavaere zu Rand gewandt. »Maire ist aus meinen Diensten ausgetreten, und ich habe sie durch Reale ersetzt.« Sie deutete auf die dritte Bedienstete zur Linken. »Ich weiß nicht, wo sie ist. Bringt sie her, wenn sie sich in der Stadt befindet, und bringt sie dazu, diese lächerlichen Anschuldigungen vor mir zu wiederholen. Ich werde sie der Lüge bezichtigen.« Faile wirkte, als wollte sie sie ermorden. Perrin hoffte, sie würde nicht einen jener Dolche ziehen, die sie versteckt mit sich führte. Sie hatte die Angewohnheit, das zu tun, wenn sie wütend genug war.
Annoura räusperte sich. Sie hatte Rand zu Perrins Beunruhigung viel zu gründlich betrachtet. »Darf ich sprechen, Meister … ehm … mein Lord Drache?« Auf sein Nicken hin fuhr sie fort, während sie ihre Stola richtete. »Ich weiß nichts über die junge Maire, außer dass sie an einem Morgen noch hier war, vor Einbruch der Nacht nirgends mehr zu finden war und niemand wusste, wo sie hingegangen war. Aber bei Lord Maringil und Hochlord Meilan liegt die Sache anders. Die Erste von Mayene brachte zwei ausgezeichnete Diebefänger mit, Männer, die Erfahrung im Aufklären von Verbrechen haben. Sie haben zwei der Männer zu mir gebracht, die Hochlord Meilan auf der Straße aufgelauert hatten, obwohl beide darauf beharrten, dass sie nur seine Arme festgehalten hätten, während andere ihn niederstachen. Sie brachten mir auch die Dienerin, die Gift in den gewürzten Wein getan hat, den Lord Maringil vor dem Schlafengehen zu trinken pflegte. Sie beteuerte ebenfalls ihre Unschuld. Sie sagte, ihre kränkliche Mutter und sie selbst wären gestorben, wenn sie es nicht getan hätte. Ich glaube ihr. Der Trost, den sie in diesem Eingeständnis fand, schien mir nicht gespielt. Aber sowohl die Männer als auch die Frau stimmten in Folgendem überein: Die Befehle für ihre Handlungen kamen aus dem Munde der Lady Colavaere selbst.«
Mit jedem Wort wich der Trotz aus Colavaere. Sie stand still, was sehr verwunderlich schien. Sie erweckte den Eindruck, versteinert zu sein. »Sie haben es versprochen«, murmelte sie zu Rand gewandt. »Sie haben versprochen, Ihr würdet niemals zurückkehren.« Zu spät schlug sie sich die Hände vor den Mund. Ihre Augen traten hervor. Perrin wünschte, er könnte die aus ihrer Kehle dringenden Laute nicht hören. Niemand sollte solche Laute ausstoßen.
»Verrat und Mord …« Dobraine schien zufrieden. Die wimmernden Schreie berührten ihn nicht. »Die Strafe ist die gleiche, mein Lord Drache. Nach Eurem Gesetz ist es der Tod durch Erhängen.« Rand sah aus irgendeinem Grund Min an. Sie erwiderte
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