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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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glauben. Augen wie ein Tier. Ich war überrascht, dass er diesen Burschen gehen ließ. Ich dachte, er würde ihm die Kehle herausreißen! Wenn er entdeckt, wer Ihr seid, wer Ihr früher wart … Balwer könnte Euch verraten. Er hat niemals glaubhaft erklärt, warum er uns geholfen hat, aus Amador zu entkommen. Vielleicht hoffte er, Königin Morgase würde ihm eine neue Stellung geben. Jetzt weiß er, dass er keine Aussicht darauf hat, und will bei seinem neuen Herrn und seiner neuen Herrin vielleicht um Gunst buhlen.«
    »Habt Ihr Angst vor Lord Perrin Goldauge?«, fragte sie verächtlich. Licht, der Mann versetzte sie in Angst! Diese Augen gehörten zu einem Wolf. »Balwer weiß genug, um den Mund zu halten. Alles, was er sagt, wird auf ihn zurückfallen. Er kam immerhin mit mir. Wenn Ihr Angst habt, dann reitet doch weiter!«
    »Das schleudert Ihr mir immer ins Gesicht«, seufzte er und setzte sich auf die Fersen zurück. Sie konnte seine Augen nicht sehen, aber sie konnte seinen Blick spüren. »Ihr sagt, ich solle weiterreiten, wenn ich wollte. Es gab einmal einen Soldaten, der eine Königin aus der Ferne liebte, wohl wissend, dass es hoffnungslos war, wohl wissend, dass er niemals wagen dürfte, darüber zu sprechen. Jetzt ist die Königin fort, und nur eine Frau ist geblieben, und ich hoffe. Ich brenne vor Hoffnung! Wenn Ihr wollt, dass ich gehe, Maighdin, dann sagt es. Ein Wort. ›Geh!‹ Ein einfaches Wort.«
    Sie öffnete den Mund. Ein einfaches Wort, dachte sie. Licht, es ist nur ein Wort! Warum kann ich es nicht sagen? Licht, bitte! Das Licht ließ sie zum zweiten Mal in dieser Nacht im Stich. Sie saß in ihre Decken gekauert wie eine Närrin, den Mund geöffnet, das Gesicht gerötet.
    Wenn er sie erneut verspottet hätte, dann hätte sie ihren Gürteldolch in ihn versenkt. Wenn er gelacht oder irgendein Zeichen des Triumphs von sich gegeben hätte … Stattdessen beugte er sich vor und küsste sie sanft auf die Augenlider. Sie stieß tief in der Kehle einen Laut aus. Sie konnte sich anscheinend nicht bewegen. Sie beobachtete mit geweiteten Augen, wie er sich erhob. Er ragte im Mondlicht über ihr auf. Sie war eine Königin – sie war eine Königin gewesen –, die es gewohnt war zu befehlen, die es gewohnt war, in schweren Zeiten harte Entscheidungen zu treffen, aber in diesem Moment überwog ihr pochender Herzschlag ihre Gedanken.
    »Wenn Ihr gesagt hättet ›Geh!‹«, bemerkte er, »hätte ich die Hoffnung begraben, aber ich könnte Euch niemals verlassen.«
    Erst als er wieder unter seine eigenen Decken gekrochen war, konnte sie sich dazu bringen, sich wieder hinzulegen und ihre Decken um sich zu ziehen. Ihr Atem flog. Die Nacht war kühl. Sie schauderte eher, als dass sie zitterte. Tallanvor war zu jung. Zu jung! Schlimmer noch – er hatte recht. Verdammt sei er dafür! Die Dienerin einer Lady konnte die Ereignisse in keiner Weise beeinflussen, und wenn der wolfsäugige Mörder des Wiedergeborenen Drachen erfuhr, dass er Morgase von Andor in Händen hatte, konnte sie gegen Elayne benutzt werden, anstatt ihr helfen zu können. Er hatte kein Recht, recht zu haben, wenn sie wollte, dass er sich irrte! Die Unlogik dieses Gedankens erzürnte sie. Es bestand wirklich die Möglichkeit für sie, etwas Gutes zu tun! So musste es sein!
    Eine leise Stimme lachte in ihrem Hinterkopf. Du kannst nicht vergessen, dass du Morgase Trakand bist, belehrte sie die Stimme verächtlich, und selbst nachdem sie ihren Thron aufgegeben hat, kann Königin Morgase nicht damit aufhören, sich in die Angelegenheiten der Mächtigen einzumischen, gleichgültig, wie viel Schaden sie dadurch bisher schon angerichtet hat. Und sie kann einen Mann auch nicht fortschicken, weil sie nicht aufhören kann, daran zu denken, wie stark seine Hände sind und wie sich seine Lippen kräuseln, wenn er lächelt und …
    Sie zog sich wütend die Decken über den Kopf und versuchte auf diese Weise, die Stimme auszuschließen. Sie blieb nicht , weil sie nicht von der Macht lassen konnte. Und was Tallanvor betraf … Sie würde ihn energisch an seinen Platz verweisen. Dieses Mal würde sie es tun! Aber … Wo war sein Platz in Gegenwart einer Frau, die keine Königin mehr war? Sie versuchte, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, und sie versuchte, diese spöttische Stimme zu ignorieren, die keine Ruhe geben wollte, aber als der Schlaf schließlich kam, konnte sie noch immer den Druck seiner Lippen auf ihren Augenlidern spüren.

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