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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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    Wirrnisse
    P errin erwachte, wie üblich, vor dem ersten Tageslicht, und Faile war, wie üblich, bereits auf den Beinen. Sie konnte eine Maus geräuschvoll erscheinen lassen, wenn sie es wollte, und er argwöhnte, dass es ihr auch dann gelänge, zuerst aufzustehen, wenn er bereits eine Stunde nach dem Einschlafen erwachte. Der Zelteingang war zurückgeschlagen, die Seitenwände am Boden ein wenig angehoben, und ein Windhauch wehte durch die Öffnung im Zeltdach, der genügte, eine Illusion von Kühle zu bewirken. Tatsächlich erschauderte Perrin, als er nach seinem Hemd und seiner Hose suchte. Nun, es sollte Winter sein, selbst wenn das Wetter dem nicht entsprach.
    Er zog sich im Dunkeln an und schrubbte seine Zähne mit Salz, wozu er kein Licht benötigte, und als er das Zelt verließ und in seine Stiefel stieg, hatte Faile in der tiefgrauen Dämmerung des frühen Morgens bereits ihre neuen Diener um sich versammelt, von denen einige entzündete Laternen hielten. Die Tochter eines Lord brauchte Diener. Er hätte schon früher dafür sorgen sollen. In Caemlyn gab es Leute aus den Zwei Flüssen, die Faile selbst unterwiesen hatte, aber da Geheimhaltung vonnöten war, hatte sie ihre Diener nicht mitnehmen können. Meister Gill würde zwar so bald wie möglich nach Hause ziehen wollen und Lamgwin und Breane ebenfalls, aber vielleicht würden Maighdin und Lini bleiben.
    Aram, der mit gekreuzten Beinen neben dem Zelt gesessen hatte, richtete sich jetzt auf und wartete ruhig auf Perrin. Hätte Perrin es nicht verhindert, hätte Aram quer vor dem Zelteingang geschlafen. Heute Morgen trug er einen rot-weiß gestreiften Mantel, obwohl das Weiß ein wenig schmuddelig wirkte, und selbst jetzt ragte der mit dem Wolfskopf-Knauf versehene Schwertgriff über seine Schulter. Perrin hatte seine Streitaxt im Zelt gelassen und war dankbar, sie los zu sein. Tallanvor trug sein Schwert ebenfalls am Gurt über dem Mantel, Meister Gill und die beiden anderen hingegen waren unbewaffnet.
    Faile musste ihn erwartet haben, denn kaum trat Perrin aus dem Zelt, als sie auch schon zu ihm hinübersah und Befehle erteilte. Maighdin und Breane eilten mit Laternen an ihm und Aram vorbei, die Zähne zusammengebissen, und rochen aus einem unbestimmten Grund entschlossen. Keine von ihnen vollführte einen Hofknicks oder verbeugte sich, was Perrin angenehm überraschte. Lini jedoch tat es, ein rasches Beugen des Knies, bevor sie den beiden anderen nacheilte und etwas über ›seinen Stand anerkennen‹ murmelte. Perrin vermutete in Lini eine jener Frauen, die ihren ›Stand‹ im Befehlen sahen. Wenn er darüber nachdachte, galt das wohl für die meisten Frauen. So war anscheinend der Lauf der Welt, nicht nur in den Zwei Flüssen.
    Tallanvor und Lamgwin folgten den Frauen dichtauf, und Lamgwin verbeugte sich ebenso ernsthaft wie Tallanvor, der dies fast verbissen tat. Perrin seufzte und verbeugte sich ebenfalls, woraufhin beide erschraken und ihn anstarrten. Ein kurzer Befehl von Lini trieb sie ins Zelt.
    Faile lächelte Perrin nur flüchtig zu, bevor sie sich in Richtung der Karren entfernte, wobei sie sich abwechselnd mit Basel Gill auf ihrer einen und Sebban Balwer auf der anderen Seite unterhielt. Jeder der Männer hielt eine Laterne vor sich, um ihr zu leuchten. Natürlich befanden sich etliche jener Dummköpfe in Hörweite, wenn sie die Stimme erhob, stolzierten einher, strichen über ihre Schwerthefte und starrten in die Dunkelheit, als erwarteten sie einen Angriff oder hofften sogar darauf. Perrin zupfte an seinem kurzen Bart. Faile war stets beschäftigt, und niemand nahm ihr die Arbeit ab. Niemand würde es wagen.
    Noch zeigte sich die Dämmerung nicht am Horizont, und doch machten sich die Cairhiener bereits rund um die Karren zu schaffen und eilten sich zusehends, je näher Faile kam. Die Leute aus den Zwei Flüssen, die den Alltag der Bauern gewohnt waren, bereiteten bereits ihr Frühstück zu, einige lachend und eifrig, andere mürrisch, aber die meisten erfüllten ihre Aufgaben. Einige wenige wollten liegen bleiben, wurden aber schlicht aufgescheucht. Grady und Neald waren ebenfalls aufgestanden und hielten sich wie gewohnt abseits, Schatten in schwarzen Mänteln unter den Bäumen. Perrin konnte sich nicht erinnern, sie jemals ohne diese Mäntel gesehen zu haben, die stets bis zum Hals geschlossen und an jedem neuen Tag wieder sauber und glatt aussahen, in welchem Zustand auch immer sie am Abend zuvor gewesen waren. Sie führten wie

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