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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Marmorboden gesenkten Köpfen, wobei Moghedien tatsächlich sichtbar zitterte. Graendal glaubte diesem Myrddraal. Oder was auch immer er in Wahrheit war. Der Große Herr griff tatsächlich unmittelbarer in die Ereignisse ein, als sie befürchtet hatte. Und wenn er von ihrem Plan mit Sammael erfahren hatte … Das hieß, wenn er zu handeln beschlösse. Es wäre zu diesem Zeitpunkt töricht anzunehmen, dass er es nicht wüsste.
    Sie kniete sich anmutig vor den Myrddraal. »Was soll ich tun?« Ihre Stimme hatte ihre Kraft zurückgewonnen. Notwendige Fügsamkeit war keine Feigheit. Jene, die sich nicht vor dem Großen Herrn beugten, wurden gebeugt. Oder zerbrochen. »Soll ich Euch Großer Herr nennen, oder zieht Ihr einen anderen Titel vor? Ich würde mich auch bei der Hand des Großen Herrn nicht wohlfühlen, ihn so anzusprechen wie den Großen Herrn selbst.«
    Der Myrddraal lachte erschreckenderweise. Es klang wie bröckelndes Eis. Myrddraals lachten niemals. »Du bist tapferer als die meisten, und klüger. Shaidar Haran reicht für dich. Solange du dich daran erinnerst, wer ich bin. Solange du deine Tapferkeit die Angst in dir nicht allzu sehr überwiegen lässt.«
    Während er seine Befehle gab – ein Besuch bei Moridin war anscheinend der erste Befehl –, beschloss sie, den Brief, den sie Rodel Ituralde gesandt hatte, zu verschweigen. Sie würde Moghedien gegenüber wachsam sein müssen, und vielleicht auch Cyndane gegenüber, die Rache für ihre kurze Benutzung des Zwangs üben könnten, denn sie bezweifelte, dass das Mädchen versöhnlicher war als die Spinne. Nichts, was man ihr antrug, deutete an, dass ihr Handeln dem Großen Herrn missfiel, und sie musste erst noch über ihre Lage nachdenken. Moridin, wer auch immer er sein mochte, war vielleicht heute Nae’blis, aber es gab stets auch ein Morgen.
    Cadsuane stützte sich in Arilyns schwankender Kutsche ab und zog einen der ledernen Fenstervorhänge so weit auf, dass sie hinaussehen konnte. Leichter Regen fiel aus einem grauen Himmel voller dahinstürmender Wolken und rauer, umherwirbelnder Winde auf Cairhien. Und nicht nur der Himmel war winderfüllt. Heulende Windstöße erschütterten auch die Kutsche. Winzige Tropfen trafen kalt wie Eis auf ihre Hand. Wenn die Luft noch weiter abkühlte, würde es schneien. Sie zog ihren wollenen Umhang fester um sich. Sie war froh gewesen, ihn zuunterst in ihren Satteltaschen zu finden. Die Luft würde abkühlen.
    Die steilen Schieferdächer der Stadt und die gepflasterten Straßen glänzten nass, und obwohl es nicht stark regnete, waren nur wenige Menschen bereit, dem heftigen Wind zu trotzen. Eine Frau, die mit leichten Schlägen ihres Stachelstocks einen Ochsenkarren lenkte, ging zwar ebenso geduldig voran wie ihr Ochse, aber die meisten Fußgänger hielten ihre Umhänge fest geschlossen, die Kapuzen hochgezogen, und traten schnell beiseite, wenn die Träger einer Sänfte, deren steifer Con flatterte, vorübereilten. Noch andere außer der Frau und ihrem Ochsen sahen jedoch keinen Grund zur Eile. Mitten auf der Straße stand ein großer Aiel und starrte mit offenem Mund ungläubig gen Himmel, während ihn der Regen durchnässte; er war so davon gefangen, dass ein forscher Taschendieb seine Gürteltasche mit einem Schnitt abtrennte und von seinem Opfer unbemerkt davonrannte. Eine Frau, deren sorgfältig gelocktes und aufgestecktes Haar sie als Adlige auswies, ging langsam voran, während ihr Umhang und dessen Kapuze wild flatterten. Dies war vielleicht das erste Mal, dass sie tatsächlich zu Fuß auf einer Straße ging, aber sie lachte, als der Regen ihre Wangen benetzte. Die Besitzerin einer Parfümerie blickte freudlos aus dem Eingang ihres Ladens hervor. Sie würde heute wenig Umsatz machen. Die meisten Straßenhändler waren aus demselben Grund verschwunden, aber eine Handvoll rief von Karren unter Behelfsmarkisen aus noch immer hoffnungsvoll heißen Tee und Fleischpasteten aus.
    Zwei halb verhungerte Hunde liefen aus einer Gasse heran, steifbeinig und mit erhobenen Schwänzen, und knurrten und bellten die Kutsche an. Cadsuane ließ den Vorhang fallen. Hunde schienen Frauen, welche die Macht lenken konnten, ebenso leicht zu erkennen, wie Katzen es vermochten, aber Hunde glaubten anscheinend, die Frauen wären Katzen, wenn auch unnatürlich große. Die beiden Frauen, die ihr gegenübersaßen, waren noch immer in ihre Unterhaltung vertieft.
    »Verzeiht«, sagte Daigian gerade, »aber die Logik ist unentrinnbar.«

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