Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
beantworten?« Sie hatte viele Fragen, einschließlich derjenigen, wer dieser Moridin war, wenn es einen solchen Mann gab, und wo Cyndane herkam, aber eine Frage reizte sie mehr als alle anderen. »Was habt Ihr hierdurch zu erreichen gehofft, Moghedien? Ich könnte mich entschließen, diese Gewebe um Euch zu verknoten. Ihr könntet für Euer Spiel bezahlen, indem Ihr mir dient.«
»Nein, bitte«, stöhnte Moghedien und rang die Hände. Sie begann tatsächlich zu weinen! »Ihr werdet uns alle töten! Bitte, Ihr müsst dem Nae’blis dienen! Wir sind nur gekommen, um Euch in Moridins Dienst zu überführen!« Das Gesicht der silberhaarigen kleinen Frau war in dem fahlen Licht eine umschattete Maske des Entsetzens, und ihr Busen hob und senkte sich schwer, während sie nach Atem rang.
Graendal, die sich jäh unbehaglich fühlte, öffnete den Mund. Diese Geschichte machte immer weniger Sinn. Sie öffnete den Mund, und die Wahre Quelle schwand. Die Eine Macht zog sich von ihr zurück, und der Raum wurde wieder dunkel. Die Vögel in den Käfigen brachen jäh in aufgeregtes Zwitschern aus und schlugen mit den Flügeln wild gegen die Bambusstäbe.
Hinter Graendal knirschte eine Stimme wie zu Staub zerriebener Fels. »Der Große Herr dachte, du würdest vielleicht an ihren Worten zweifeln, Graendal. Die Zeit, in der du deinen eigenen Weg gehen konntest, ist vorüber.« Eine Kugel von … Etwas … erschien in der Luft, eine tiefschwarze Kugel, aber silbernes Licht durchströmte den Raum. Die Spiegel schimmerten nicht. Sie schienen in diesem Licht stumpf. Die Vögel wurden wieder still. Irgendwie wusste Graendal, dass sie vor Schreck wie versteinert waren.
Sie starrte den Myrddraal an, hell und augenlos und in noch tieferes Schwarz gekleidet, als die Kugel schwarz war, aber größer als alle anderen, die sie jemals gesehen hatte. Er musste der Grund dafür sein, dass sie die Quelle nicht mehr spüren konnte, aber das war unmöglich! Außer … Wo war diese seltsame Kugel schwarzen Lichts hergekommen, wenn nicht von ihm? Sie hatte beim Anblick eines Myrddraals niemals dieselbe Angst verspürt wie andere, nicht in gleichem Maße, und doch hoben sich jetzt ihre Hände mechanisch, und sie musste sie gewaltsam senken, um nicht ihr Gesicht zu bedecken. Sie schaute zu Moghedien und Cyndane und zuckte zusammen. Sie hatten die gleiche Pose wie ihre Diener eingenommen, kauerten auf den Knien, die Köpfe in Richtung des Myrddraal am Boden.
Sie spürte, wie ihr Mund trocken wurde. »Ihr seid ein Bote des Großen Herrn?« Ihre Stimme war fest, aber schwach. Sie hatte noch niemals davon gehört, dass der Große Herr eine Botschaft durch einen Myrddraal gesandt hätte, und doch … Moghedien hatte die Haltung eines Feiglings eingenommen, aber sie war dennoch eine der Auserwählten – und erniedrigte sich ebenso eifrig wie das Mädchen. Und da war das Licht. Graendal wünschte, ihr Gewand wäre nicht so tief ausgeschnitten. Das war natürlich lächerlich. Die Begierde der Myrddraals nach Frauen war wohlbekannt, aber sie war eine der … Ihr Blick schweifte erneut zu Moghedien.
Der Myrddraal schlängelte sich an ihr vorbei, ohne sie zu beachten. Sein langer schwarzer Umhang hing von seinen Bewegungen unberührt herab. Aginor hatte geglaubt, die Wesen wären nicht ganz auf dieselbe Art auf der Welt wie alles andere. »Leicht im Ungleichgewicht mit Zeit und Realität«, hatte er es genannt, was auch immer das bedeuten mochte.
»Ich bin Shaidar Haran.« Der Myrddraal blieb bei ihren Dienern stehen und packte sie mit jeweils einer Hand am Nacken. »Wenn ich spreche, kannst du es so betrachten, als hörtest du die Stimme des Großen Herrn der Dunkelheit.« Die Hände schlossen sich, bis das überraschend laute Knacken von Knochen zu hören war. Der junge Mann verkrampfte sich im Tod und trat um sich. Die junge Frau wurde einfach schlaff. Sie waren zwei ihrer hübschesten Diener gewesen. Der Myrddraal richtete sich von den leblosen Körpern auf. »Ich bin sein Helfer in dieser Welt, Graendal. Wenn du vor mir stehst, stehst du vor ihm.«
Graendal dachte sorgfältig, wenn auch rasch nach. Sie hatte Angst, eine Empfindung, die sie weitaus häufiger bei anderen hervorrief, aber sie wusste, wie sie ihre Angst beherrschen konnte. Obwohl sie niemals Heere befehligt hatte, waren ihr Gefahren durchaus nicht fremd, noch war sie ein Feigling, aber dies war mehr als nur eine einfache Gefahr. Moghedien und Cyndane knieten noch immer mit auf den
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