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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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alles da war – sie hatte noch keines dieser Ornamente verloren, weil sie darauf aufpasste –, dann ergriff sie ihren eckigen Weidennähkorb unter dem Sitz und stieg aus. Ein halbes Dutzend Bedienstete standen wartend mit Schirmen in Händen da. Ein halbes Dutzend Passagiere hätte die Kutsche unbequem werden lassen, aber die Bediensteten wollten nichts versäumen, und die Überzähligen eilten erst davon, als offenkundig war, dass sich nur drei Passagiere in der Kutsche befanden.
    Die Ankunft der Kutsche war anscheinend beobachtet worden. Dunkel gekleidete Diener und Dienerinnen bildeten auf den tiefblauen und goldenen Fliesen der Eingangshalle mit ihrer eckig gewölbten hohen Decke eine korrekte Reihe. Sie sprangen vor, nahmen Umhänge ab, hielten kleine warme Leinentücher bereit, falls jemand sich Gesicht oder Hände abtrocknen wollte, und boten Becher aus Meervolk-Porzellan mit scharf gewürztem, heißem Wein dar. Es war ein Wintergetränk, aber der plötzliche Temperaturabfall ließ es dennoch passend erscheinen. Und immerhin war es letztendlich Winter.
    Drei Aes Sedai standen wartend zwischen wuchtigen Pfeilern aus dunklem Marmor vor hohen, hellen, für Cairhien zweifellos wichtige Schlachten zeigenden Friesen auf einer Seite der Halle, aber Cadsuane ignorierte die Frauen im Moment noch. Einer der jungen Diener trug eine rot-goldene Gestalt auf die linke Seite seines Mantels gestickt, die gemeinhin ein Drache genannt wurde. Corgaide, die grauhaarige Frau mit dem ernsten Gesicht, welche die Diener im Sonnenpalast befehligte, stach lediglich durch einen großen, schweren Schlüsselring an der Taille hervor. Auch die Kleidung aller anderen war vollkommen schmucklos, und trotz des offensichtlichen Enthusiasmus des jungen Mannes war es Corgaide, die Hüterin der Schlüssel, welche den Ton unter den Dienern angab. Dennoch hatte sie dem jungen Mann die Stickerei gestattet. Was man in Erinnerung behalten sollte. Cadsuane sprach ruhig mit ihr und fragte nach einem Raum, wo sie ungestört an ihrem Stickrahmen arbeiten könnte. Die Frau nahm ihre Frage vollkommen gelassen auf. Andererseits hatte sie, da sie in diesem Palast diente, gewiss schon seltsamere Anliegen vorgetragen bekommen.
    Als sich die Diener unter Verbeugungen und Hofknicksen mit den Umhängen und Tabletts zurückzogen, wandte sich Cadsuane schließlich den drei Schwestern zwischen den Säulen zu. Sie alle sahen sie an und missachteten Kumira und Daigian. Corgaide blieb, aber sie hielt sich im Hintergrund und ließ die Aes Sedai ungestört. »Ich habe gewiss nicht erwartet, Euch gemütlich umherspazieren zu sehen«, sagte Cadsuane. »Ich dachte, die Aiel ließen ihre Lehrlinge hart arbeiten.«
    Faeldrin reagierte kaum, sie bewegte nur leicht den Kopf, sodass die farbigen Perlen in ihren dünnen Zöpfen klapperten, aber Merana errötete vor Verlegenheit und krampfte die Hände in ihre Röcke. Gewisse Ereignisse hatten Merana so stark erschüttert, dass sich Cadsuane nicht sicher war, ob sie sich jemals wieder davon erholen würde. Bera blieb natürlich nahezu unerschütterlich.
    »Die meisten von uns haben wegen des Regens einen freien Tag zugestanden bekommen«, erwiderte Bera ruhig. Sie war eine kräftige Frau in einfachem Tuch – fein gewoben und gut geschnitten, aber entschieden einfach –, sodass sie eher auf einen Bauernhof als in einen Palast gepasst hätte. Doch nur ein Narr hätte sich dadurch täuschen lassen. Bera besaß einen scharfen Verstand und einen starken Willen, und Cadsuane glaubte nicht, dass sie jemals den gleichen Fehler zweimal machte. Wie die meisten Schwestern hatte auch sie die Begegnung mit der leibhaftigen Cadsuane Melaidhrin noch nicht vollkommen überwunden, aber sie ließ sich nicht von Ehrfurcht leiten. Nach kaum wahrnehmbarem tiefem Einatmen fuhr sie fort. »Ich kann nicht verstehen, warum Ihr immer wieder zurückkommt, Cadsuane. Ihr wollt eindeutig etwas von uns, aber wenn Ihr uns nicht sagt, worum es sich handelt, können wir Euch nicht helfen. Wir wissen, was Ihr für den Lord Drachen getan habt …« – sie zögerte bei dem Titel ein wenig, denn sie waren sich noch immer nicht ganz sicher, wie sie den Jungen nennen sollten –, »aber es ist offensichtlich, dass Ihr seinetwegen nach Cairhien gekommen seid. Wenn Ihr uns jedoch nicht sagt, was Ihr vorhabt und aus welchen Gründen, müsst Ihr verstehen, dass Ihr von uns keine Hilfe erwarten könnt.« Faeldrin, eine weitere Grüne, zuckte bei Beras kühnem Tonfall

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