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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weitere überstehen würde. Egwene war aus einem unbestimmten Grund froh, dass er dem Ansinnen, ihn in edlere Kleidung zu stecken, widerstanden hatte. Sie mussten wirklich Eindruck schinden, aber er tat dies bereits so, wie er war.
    »Es ist ein schöner Morgen zum Reiten«, sagte Sheriam nach einiger Zeit. »Es gibt doch nichts Besseres als einen ausgiebigen Ritt im Schnee, um die Gedanken zu klären.« Sie sprach laut und deutlich und fixierte lächelnd die noch immer murrende Siuan.
    Siuan schwieg dazu – sie konnte vor so vielen Augen kaum etwas anderes tun –, aber sie sah Sheriam mit einem Blick an, der für später harte Worte ankündigte. Die feuerhaarige Frau zuckte fast zusammen und wandte sich jäh ab. Schwinge, ihre graugescheckte Stute, tänzelte einige Schritte, und Sheriam beruhigte sie mit fester Hand. Sie hatte der Frau gegenüber, die sie zur Herrin der Novizinnen ernannt hatte, wenig Dankbarkeit gezeigt, und fand wie die meisten in dieser Lage Gründe, Siuan dafür verantwortlich zu machen. Das war der einzige Fehler, den Egwene seit dem Schwur an ihr entdeckt hatte. Nun, sie war dagegen gewesen, als Bewahrerin der Chroniken auf die gleiche Art Befehle von Siuan entgegennehmen zu müssen wie die anderen, aber Egwene hatte sofort erkannt, wohin das führen würde. Dies war nicht das erste Mal, dass Sheriam versucht hatte, spitze Bemerkungen anzubringen. Siuan beharrte darauf, sich selbst um Sheriam zu kümmern, und ihr Stolz war zu verletzbar, als dass Egwene das Ersuchen verweigert hätte, es sei denn, die Angelegenheit drohte auszuufern.
    Egwene wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, schneller voranzukommen. Siuan grollte erneut, und Sheriam dachte offensichtlich darüber nach, was sie noch sagen könnte, was nicht gerade einen Verweis heraufbeschwor. All dieses Murren und die bösen Blicke gingen Egwene allmählich unter die Haut. Nach einer Weile zermürbte sie sogar Brynes nüchterne Haltung. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, was sie sagen könnte, um seine Selbstsicherheit zu erschüttern. Leider – oder vielleicht dem Licht sei Dank – glaubte sie nicht, dass dies möglich sei. Aber wenn sie noch viel länger warten müsste, fürchtete sie, aus reiner Ungeduld zu platzen.
    Die Sonne näherte sich dem Zenit, doch sie kamen nur qualvoll langsam voran. Schließlich wandte sich einer der Reiter vor ihnen um und hob eine Hand. Bryne entschuldigte sich hastig bei Egwene und galoppierte nach vorn. Sein kräftiger kastanienbrauner Wallach kam durch den Schnee eher langsam voran, aber Bryne holte die Vorreiter ein, wechselte einige Worte, schickte sie dann weiter durch den Wald voraus und wartete auf Egwene und die Übrigen.
    Als er erneut neben sie ritt, schlossen sich Romanda und Lelaine ihnen an. Die beiden Sitzenden nahmen Egwenes Anwesenheit kaum zur Kenntnis, sondern richteten ihre Aufmerksamkeit mit der kühlen Gelassenheit, die schon so manchen Mann, der Aes Sedai gegenübergestanden hatte, auf Bryne. Nur dass sie einander hin und wieder nachdenklich von der Seite ansahen. Sie schienen kaum zu erkennen, was sie taten. Egwene hoffte, dass sie wenigstens halb so nervös waren wie sie. Damit wäre sie schon zufrieden.
    Kühle, gelassene Blicke schweiften über Bryne hinweg wie Regen über den besagten Fels. Er verbeugte sich leicht vor den Sitzenden, sprach aber an Egwene gewandt. »Sie sind bereits eingetroffen, Mutter.« Das war zu erwarten gewesen. »Sie haben fast ebenso viele Männer mitgebracht wie wir, diese befinden sich jedoch alle auf der Nordseite des Sees. Ich habe Kundschafter ausgeschickt, um sicherzustellen, dass uns niemand umzingelt, was ich aber nicht erwarte.«
    »Hoffentlich habt Ihr recht«, erwiderte Romanda scharf, und Lelaine fügte in noch weitaus kälterem Tonfall hinzu: »Eure Einschätzungen waren in letzter Zeit nicht immer zutreffend, Lord Bryne.« Ein frostiger, schneidender Tonfall.
    »Wie Ihr meint, Aes Sedai.« Er verbeugte sich erneut leicht, ohne sich wirklich von Egwene abzuwenden. Wie Siuan war auch er jetzt offen an sie gebunden, zumindest soweit es den Saal betraf. Wenn sie nur nicht ahnten, wie fest! Wenn sie nur sicher sein könnte, wie fest. »Noch etwas, Mutter«, fuhr er fort. »Talmanes befindet sich ebenfalls am See. Ungefähr hundert Mann der Bande stehen auf der Ostseite. Nicht genug, um Schwierigkeiten zu machen, selbst wenn er es wollte, und ich glaube kaum, dass er es will.«
    Egwene nickte nur. Nicht genug, um Schwierigkeiten zu machen?

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