Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Euch gedroht hat – und das kann man sich nur allzu leicht vorstellen –, kann ich ausräumen. Romanda hat außerdem eine Anzahl Sitzender mit ihren Schikanen verärgert. Wenn Ihr also nicht mit noch weniger Autorität als jetzt dastehen wollt, sollte Romanda morgen überrascht werden, indem Ihr mich als Eure Sprecherin benennt. Es ist schwer zu glauben, dass Arathelle und Pelivar dumm genug waren, diesem Treffen zuzustimmen, aber sie werden mit eingezogenem Schwanz davonschleichen, wenn ich erst mit ihnen fertig bin.«
»Woher soll ich wissen, dass Ihr Eure Drohungen nicht ohnehin ausführt?« Egwene hoffte, dass ihre zornige Äußerung nur mürrisch klang. Licht, sie hatte all dies satt!
»Weil ich sage, dass ich es nicht tun werde«, fauchte Lelaine. »Wisst Ihr denn inzwischen nicht, dass Ihr in Wahrheit keinerlei Macht habt? Der Saal hat sie, und dies ist eine Sache zwischen Romanda und mir. In weiteren hundert Jahren wird Euch die Stola vielleicht gebühren, aber im Moment sitzt still, faltet Eure Hände und lasst jemanden, der weiß, was er tut, Elaida vertreiben.«
Egwene saß erneut zum Eingang starrend da, nachdem Lelaine gegangen war. Dieses Mal ließ sie den Zorn nicht überkochen. Die Stola wird Euch vielleicht gebühren. Romanda hatte fast dasselbe gesagt. Jemand, der weiß, was er tut. Täuschte sie sich tatsächlich ? Ein Kind, das zunichtemachte, was eine erfahrene Frau leicht handhaben konnte?
Siuan schlüpfte ins Zelt und blieb dann mit besorgtem Blick stehen. »Gareth Bryne kam gerade zu mir, um mir zu sagen, dass der Saal Bescheid weiß«, sagte sie trocken. »Er kam unter dem Vorwand, nach seinen Hemden zu fragen. Er und seine verdammten Hemden! Das Treffen ist für morgen angesetzt, an einem See ungefähr fünf Stunden nördlich von hier. Pelivar und Arathelle sind bereits dorthin unterwegs und Aemlyn ebenfalls. Ein drittes starkes Haus.«
»Das ist mehr, als Lelaine oder Romanda mir mitzuteilen geruhten«, sagte Egwene ebenso trocken. Nein. Hundert oder fünfzig oder fünf Jahre an der Hand geführt, am Kragen vorwärtsgeschoben werden – und sie würde zu nichts anderem mehr taugen. Wenn sie in etwas hineinwachsen sollte, dann musste sie jetzt wachsen.
»Oh, Blut und blutige Asche«, stöhnte Siuan. »Ich halte es nicht aus! Was haben sie gesagt? Wie sind die Gespräche verlaufen?«
»Ungefähr so, wie wir es erwartet hatten.« Egwene lächelte mit einer Verwunderung, die sich auch in ihrer Stimme widerspiegelte. »Siuan, sie hätten mir den Saal nicht gekonnter ausliefern können, wenn ich ihnen gesagt hätte, was sie tun sollen.«
Das letzte Tageslicht schwand, als Sheriam sich ihrem Zelt näherte, das noch kleiner war als Egwenes. Wäre sie nicht die Bewahrerin der Chroniken gewesen, hätte sie es sogar noch teilen müssen. Sie betrat das Zelt geduckt und hatte nur noch Zeit zu erkennen, dass sie nicht allein war, als sie bereits abgeschirmt und mit dem Gesicht nach unten auf ihr Feldbett geworfen wurde. Sie wollte aufschreien, aber eine Ecke ihrer Decken verstopfte ihr den Mund. Die Kleidung wurde ihr vom Leib gerissen.
Dann erhielt sie einen Schlag auf den Kopf. »Ihr solltet mich auf dem Laufenden halten, Sheriam. Dieses Mädchen plant etwas, und ich will wissen, was es ist.«
Es dauerte lange, ihren Fragesteller davon zu überzeugen, dass sie ihm bereits alles gesagt hatte, was sie wusste, dass sie niemals ein Wort zurückhalten würde, kein Flüstern. Als sie schließlich in Ruhe gelassen wurde, lag sie zusammengerollt da, wimmerte vor Schmerzen und wünschte sich bitterlich, sie hatte niemals in ihrem Leben auch nur mit einer einzigen Sitzenden im Saal gesprochen.
KAPITEL 17
Auf dünnem Eis
A m nächsten Morgen zog eine Kolonne Reiter schon lange vor der Dämmerung aus dem Aes-Sedai-Lager gen Norden, vom Knarren der Sättel und dem Knirschen durch die harsche Schneedecke brechender Pferdehufe einmal abgesehen nahezu lautlos. Gelegentlich schnaubte ein Pferd oder klirrte Metall und wurde rasch gedämpft. Der Mond war bereits untergegangen, der Himmel sternenklar, aber die helle, über allem liegende Schneedecke erleuchtete die Dunkelheit. Als im Osten die erste Morgenröte erschien, waren sie bereits gut über eine Stunde geritten. Was nicht bedeutete, dass sie weit gekommen wären. Egwene konnte Daishar über einige offene Flächen in leichtem Galopp gehen lassen, wodurch Schnee aufstäubte wie verspritzendes Wasser, aber überwiegend mussten die Pferde in langsamem
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