Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Schrittempo durch spärliche Wälder geführt werden, wo der Schnee tiefe Gräben bedeckte und auf den Zweigen über ihnen hing. Eichen und Kiefern, Tupelo- und Lederblattbäume sowie Bäume, die sie nicht kannte, wirkten jetzt alle noch erbärmlicher als in der sengenden Hitze. Heute war das Abramsfest, aber es würde keine in Honigkuchen eingebackenen Preise geben. Das Licht gebe, dass einige Menschen dennoch an diesem Tag Überraschungen erlebten.
Die Sonne stieg auf, ein fahler goldener Ball, der keine Wärme spendete. Jeder Atemzug stach noch immer in der Kehle und wurde zu Nebel. Ein scharfer Wind wehte, nicht stark, aber schneidend, und im Westen rollten dunkle Wolken auf ihrem Weg nach Andor nordwärts. Sie verspürte Mitleid mit jedermann, der die Last dieser Wolken zu spüren bekommen würde. Und Erleichterung darüber, dass sie sich von ihnen entfernten. Es wäre unerträglich gewesen, noch einen Tag zu warten. Sie hatte überhaupt nicht schlafen können – aus nervöser Ungeduld, nicht wegen ihrer Kopfschmerzen. Aus Ungeduld – und aus wie kalte Luft unter den Zeltwänden hindurchkriechender Angst. Sie war jedoch nicht müde. Sie fühlte sich wie eine zusammengedrückte Feder, eine fest aufgezogene Uhr, voller Energie, die verzweifelt verbraucht werden wollte, Licht, es konnte noch immer alles schrecklich fehlschlagen.
Eine beeindruckende Kolonne folgte der Standarte der Weißen Burg, der weißen Flamme von Tar Valon inmitten einer aus den sieben Farben der Ajahs gebildeten Spirale. Heimlich in Salidar genäht, hatte sie seitdem zusammen mit den Schlüsseln in der Obhut des Saals am Boden einer Kiste gelegen. Sie glaubte nicht, dass sie die Standarte gezeigt hätten, wäre heute Morgen nicht Prunk vonnöten gewesen. Tausend Mann schwerer Kavallerie in Kettenpanzern bildeten eine umfangreiche Eskorte, einen vollkommenen Rahmen aus Speeren, Schwertern, Streitkolben und Streitäxten, die südlich der Grenzlande selten zu sehen waren. Ihr Befehlshaber war ein einäugiger Shienarer mit einer bunten Augenklappe, ein Mann, dem sie vor scheinbar einem Zeitalter begegnet war. Uno Nomesta beobachtete durch das Visier seines Helms den Wald, als erwarte er überall Hinterhalte, und seine Männer, die sehr aufrecht im Sattel saßen, schienen beinahe ebenso wachsam.
Vor ihnen und durch die Bäume fast verdeckt ritt eine Gruppe von Männern, die Helme und Brust- und Rückenpanzer trugen, aber keinen weiteren Schutz. Ihre Umhänge flatterten ungehindert in der Luft, da sie eine behandschuhte Hand für die Zügel und eine Hand für den Kurzbogen, den sie alle trugen, brauchten. Vor dieser Gruppe befanden sich noch weitere Männer und außer Sicht auch links und rechts und hinter ihnen, insgesamt weitere tausend Mann, die kundschafteten und sie abschirmten. Gareth Bryne erwartete von den Andoranern keinen Betrug, aber er hatte sich, wie er sagte, schon früher geirrt, und die Murandianer waren noch eine andere Sache. Außerdem musste mit von Elaida bezahlten Meuchelmördern oder sogar Schattenfreunden gerechnet werden. Nur das Licht allein wusste, wann oder warum sich ein Schattenfreund zum Meuchelmord entschloss. Auch bei den Shaido, die vermutlich weit entfernt waren, wusste anscheinend niemand, dass sie da waren, bis das Töten begann. Selbst Straßenräuber hätten ihr Glück bei einer zu kleinen Gruppe versuchen können. Lord Bryne ging keine unnötigen Risiken ein, worüber Egwene sehr froh war. Sie wollte heute so viele Zeugen wie möglich haben.
Sie selbst ritt mit Sheriam, Siuan und Bryne vor dem Banner. Die anderen schienen in ihre eigenen Gedanken versunken. Lord Bryne saß locker im Sattel, und der Nebel seines Atems bildete einen leichten Eisfilm auf seinem Visier, aber Egwene konnte erkennen, dass er sich den Geländeverlauf sorgfältig einprägte, falls er hier kämpfen musste, Siuan ritt so starr, dass sie lange bevor sie ihr Ziel erreichten wund geritten wäre, aber sie blickte gen Norden, als könne sie den See bereits sehen, und manchmal nickte sie vor sich hin oder schüttelte den Kopf. Sie hätte dies nicht getan, wenn sie sich wohlgefühlt hätte. Sheriam wusste nicht besser, was auf sie zukäme, als die Sitzenden, und doch schien sie sogar noch nervöser als Siuan, regte sich ständig im Sattel und verzog das Gesicht. Auch Zorn schimmerte aus einem unbestimmten Grund in ihren Augen.
Dicht hinter dem Banner folgte in Doppelreihen der gesamte Saal der Burg, in bestickter Seide, üppigem Samt,
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