Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
bemühten sich um unbewegte Mienen, aber selbst Renaile lockerte ihre angespannten Schultern, als ihre bloßen Füße auf das hohe braune Gras traten. Einige erschauderten leicht, was sie aber rasch unterdrückten, oder schauten mit geweiteten Augen zu der in der Luft hängenden Öffnung zurück. Alle sahen Elayne misstrauisch an, während sie an ihr vorübergingen, und zwei oder drei öffneten den Mund, vielleicht um zu fragen, was sie tat, vielleicht um sie zu bitten – oder ihr zu befehlen – weiterzugehen. Elayne war durchaus froh, dass sie auf Renailes knappes Drängen hin gehorsam weitereilten. Sie würden nur allzu bald eine Gelegenheit erhalten, den Aes Sedai zu sagen, was sie tun sollten. Es musste nicht mit ihr beginnen.
Dieser Gedanke verursachte ihr Übelkeit, und die Anzahl der Windsucherinnen ließ sie den Kopf schütteln. Sie besaßen das Wissen über das Wetter, wodurch sie die Schale angemessen benutzen konnten, und doch stimmte sogar Renaile – wenn auch widerwillig – zu, dass die Aussichten, das Wetter Heilen zu können, umso besser waren, je mehr Macht durch die Schale gelenkt würde. Sie musste mit unglaublicher Genauigkeit gelenkt werden, die nur einer Frau allein oder einem Zirkel möglich war. Es musste ein voller Zirkel aus Dreizehn sein. Diese Dreizehn würden Nynaeve und Aviendha und Elayne selbst sicherlich einschließen, und wahrscheinlich auch einige Kusinen, aber Renaile beabsichtigte eindeutig auf dem Teil des Vertrags zu bestehen, der besagte, dass sie ein Anrecht darauf hätten, jegliche Fähigkeiten zu erlernen, welche die Aes Sedai lehren konnten. Das Wegetor zu gestalten, war die erste Lektion gewesen, und die zweite würde die Bildung eines Zirkels sein. Es war ein Wunder, dass sie nicht jede Windsucherin im Hafen mitgebracht hatten. Man stelle sich vor, mit drei- oder vierhundert dieser Frauen umzugehen! Elayne stieß ein kleines Dankgebet aus, dass nur zwanzig Windsucherinnen mitgekommen waren.
Sie war jedoch nicht hier, um sie zu zählen. Während die einzelnen Windsucherinnen nahe an ihr vorübergingen, erlaubte sie sich, die Stärke der Frauen im Gebrauch der Macht zu erspüren. Zuvor war lediglich genug Zeit gewesen, in die Nähe einer Handvoll von ihnen zu gelangen, und das vor dem Hintergrund all der Schwierigkeiten, Renaile davon zu überzeugen, überhaupt mitzukommen. Offensichtlich hatte das Erringen eines Ranges unter den Windsucherinnen weder etwas mit dem Alter noch mit der Stärke zu tun. Renaile war selbst bei den ersten drei oder vier Frauen bei Weitem nicht die Stärkste, während eine der letzten Windsucherinnen, Senine, wettergegerbte Wangen und dichtes graues Haar aufwies. Seltsamerweise schien es, den Durchstichen an ihren Ohren nach zu urteilen, als hätte Senine einst mehr als sechs und dickere Ohrringe getragen als heute.
Elayne ordnete Gesichter ein und merkte sie sich zusammen mit den ihr bekannten Namen mit einem zunehmenden Gefühl der Zufriedenheit. Die Windsucherinnen hatten sich vielleicht in gewisser Weise die Oberhand gesichert, und sie und Nynaeve waren möglicherweise in großen Schwierigkeiten, in sehr großen Schwierigkeiten, wenn die Bedingungen des Vertrags Egwene und dem Saal der Burg bekannt wurden, aber keine dieser Frauen würde unter den Aes Sedai einen besonders hohen Rang bekleiden. Allerdings auch keinen niedrigen Rang. Sie sagte sich, dass sie nicht selbstgefällig sein durfte – das änderte nichts an dem, was sie vereinbart hatten –, und doch war es sehr schwer, nicht selbstgefällig zu werden. Dies waren immerhin die besten der Atha’an Miere. Zumindest hier in Ebou Dar. Und wenn sie Aes Sedai gewesen wären, jede Einzelne von ihnen, von Kurin mit dem harten schwarzen Blick bis zu Renaile selbst, hätten sie ihr zugehört, wenn sie sprach, und hätten sich erhoben, wenn sie den Raum betrat. Wenn sie Aes Sedai gewesen wären und sich so verhalten hätten, wie sie es sollten.
Und dann erschienen die Letzten der Reihe, und Elayne zuckte unwillkürlich zusammen, als eine junge Windsucherin von einem der kleineren Schiffe an ihr vorüberging, eine Frau mit rundlichen Wangen namens Rainyn in schlichter blauer Seide und mit kaum einem halben Dutzend Medaillons an ihrer Nasenkette. Die beiden Neulinge, die jungenhaft schmale Talaan und Metarra mit den großen Augen, eilten mit verstörten Mienen heran. Sie hatten sich den Nasenring noch nicht verdient und noch viel weniger die Kette, und nur ein einziger dünner Goldring
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