Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
im linken Ohr kennzeichnete die drei als gleichgestellt. Elaynes Blick folgte ihnen angespannt.
Die Atha’an Miere scharten sich erneut um Renaile, wobei die meisten begierig zu den Aes Sedai und der Schale blickten. Die letzten drei Frauen blieben im Hintergrund, Neulinge mit dem Gesichtsausdruck jener, die sich nicht sicher waren, ob sie überhaupt ein Recht hatten, hier zu sein, wobei Rainyn in Nachahmung Renailes die Arme kreuzte und doch kaum selbstbewusster wirkte als die anderen beiden. Die Windsucherin eines Springers, dem kleinsten der Meervolk-Schiffe, befand sich wahrscheinlich selten in Gesellschaft der Windsucherin der Wogenherrin ihres Clans, ganz zu schweigen von der Windsucherin der Herrin der Schiffe. Rainyn war ohne Weiteres ebenso stark im Gebrauch der Macht wie Lelaine oder Romanda, und Metarra stand auf gleicher Ebene mit Elayne selbst, während Talaan … Talaan, die in ihrer roten Leinenbluse so bescheiden wirkte, mit anscheinend ständig gesenkten Lidern, kam Nynaeve sehr nahe. Sehr nahe. Und mehr noch – Elayne wusste, dass sie selbst ihr volles Potenzial noch nicht erreicht hatte, und Nynaeve ebenfalls nicht. Wie stark würden Metarra und Talaan einst sein? Sie hatte sich an das Wissen gewöhnt, dass nur Nynaeve und die Verlorenen stärker waren als sie. Nun, auch Egwene, aber sie war gezwungen worden, und ihr eigenes und Aviendhas Potenzial entsprachen dem Egwenes. So viel zur Zufriedenheit, schalt sie sich reumütig. Lini hätte ihr gesagt, sie verdiene dies dafür, dass sie die Dinge als selbstverständlich betrachtete.
Elayne lachte leise in sich hinein und wandte sich dann wieder zu Aviendha um, aber das Nähkränzchen stand wie angewurzelt auf einem Fleck vor dem Wegetor. Sie zuckten unter kalten Blicken von Careane und Sareitha zusammen. Alle außer Sumeko, doch sie trat ebenfalls nicht vor, obwohl sie den Blicken der Schwestern begegnet war. Kirstian schien kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Elayne unterdrückte ein Seufzen und scheuchte die Kusinen aus dem Weg, da die Stallburschen die Pferde durch das Wegetor bringen wollten. Die Frauen trotteten wie eine Herde Schafe voran – sie war die Hirtin und Merilille und die Übrigen die Wölfe –, und sie wären gewiss noch schneller vorangegangen, wenn Ispan nicht gewesen wäre.
Famelle, eine von nur vier Mitgliedern des Nähkränzchens, die noch kein Grau oder Weiß im Haar aufwiesen, und Eldase, eine Frau mit kämpferischem Blick, wenn sie nicht gerade eine Aes Sedai betrachtete, hielten Ispan an den Armen fest. Sie konnten sich anscheinend nicht entscheiden, ob sie die Frau fest genug halten sollten, dass sie in aufrechter Haltung blieb, oder ob sie den Griff lockern sollten mit dem Ergebnis, dass die Schwarze Schwester ruckartig vorwärtsgelangte, halbwegs in die Knie ging und dann wieder hochgezogen wurde, bevor sie vollständig hinfiel.
»Verzeiht Aes Sedai«, murmelte Famelle Ispan ständig mit leicht tarabonischem Akzent zu. »Oh, es tut mir leid, Aes Sedai.« Eldase zuckte jedes Mal zusammen und stöhnte leise, wenn Ispan stolperte. Gerade so, als hätte Ispan nicht dabei geholfen, zwei der Ihren – und nur das Licht wusste, wie viele andere noch – zu ermorden. Sie machten Aufhebens um eine Frau, die sterben würde. Die Morde in der Weißen Burg, an denen Ispan beteiligt gewesen war, genügten, um sie zu verurteilen.
»Bringt sie irgendwo dort drüben hin«, befahl Elayne ihnen und winkte sie von dem Wegetor auf die Lichtung. Sie gehorchten, vollführten unbeholfene Hofknickse, ließen Ispan dabei um ein Haar fallen und murmelten an Elayne und die Schwarze Schwester gewandt Entschuldigungen. Reanne und die Übrigen eilten voran, während sie die Schwestern um Merilille besorgt im Auge behielten.
Beinahe sofort ging der Kampf der Blicke wieder los, die Aes Sedai gegen die Kusinen, die Kusinen gegen die Windsucherinnen, die Atha’an Miere gegen alle anderen. Elayne biss die Zähne zusammen. Sie würde sie nicht anschreien. Nynaeve hatte mit Schreien ohnehin stets mehr Erfolg. Aber sie hätte am liebsten jede Einzelne von ihnen geschüttelt, damit sie wieder zur Vernunft kämen, sie geschüttelt, bis ihre Zähne geklappert hätten. Einschließlich Nynaeve, die alle anweisen sollte, anstatt in den Wald zu starren. Aber was war, wenn Rand sterben musste, wenn sie keine Möglichkeit fand, ihn zu retten?
Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Rand würde sterben, und sie konnte nichts tun, um seinen Tod zu
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