Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
feuerroten Haar schon für eine tüchtige Bewahrerin der Chroniken gehalten, als sie sich damit abgefunden hatte, dass sie nicht die Amyrlin war, und Sheriam schien ihren Pflichten von Tag zu Tag emsiger nachzukommen. Chesa folgte auf ihrer stämmigen Stute, und sie murrte, was ihr nicht ähnlichsah, darüber, dass Meri und Selame davongelaufen waren, diese undankbaren Geschöpfe, und ihr die Arbeit für drei überließen. Sie ritten langsam voran, und Egwene mied es sehr sorgfältig, die Kolonne zu betrachten.
Ein Monat der Aushebungen, in dem das Novizinnenbuch jedermann offenstand, hatte eine erstaunliche Anzahl Frauen zu ihnen geführt, die danach strebten, Aes Sedai zu werden, Frauen jeden Alters, von denen einige Hunderte von Meilen weit gereist waren. Es befanden sich jetzt doppelt so viele Novizinnen in der Kolonne wie zuvor. Fast eintausend! Die weitaus meisten würden niemals die Stola tragen, und doch erregte ihre bloße Anzahl Aufsehen. Einige würden vielleicht hin und wieder Schwierigkeiten bereiten, und eine Frau, eine Großmutter namens Sharina mit einem noch größeren Potenzial als Nynaeve, hatte gewiss jedermann verblüfft, aber es war nicht der Anblick einer Mutter und einer Tochter, die miteinander stritten, weil die Tochter eines Tages die weitaus Stärkere sein würde, den Egwene zu meiden versuchte, oder adlige Frauen, die zu glauben begannen, sie hätten die falsche Wahl getroffen, als sie darum baten, geprüft zu werden, und auch nicht Sharinas beunruhigend direkte Blicke. Die grauhaarige Frau befolgte jede Regel und zeigte allen angemessenen Respekt, aber sie hatte ihre große Familie durch die reine Macht ihrer Gegenwart geführt, und selbst einige der Schwestern behandelten sie mit Vorsicht. Was Egwene nicht sehen wollte, waren die jungen Frauen, die sich ihnen vor zwei Tagen angeschlossen hatten. Die beiden Schwestern, die sie hierhergebracht hatten, waren äußerst bestürzt gewesen, Egwene als Amyrlin vorzufinden, aber ihre Schützlinge konnten es schlichtweg nicht glauben, nicht Egwene al’Vere, die Tochter des Bürgermeisters von Emondsfelde. Sie wollte niemanden bestrafen lassen, aber sie würde es tun müssen, wenn noch jemand ihr die Zunge herausstreckte.
Gareth Bryne hatte sein Heer ebenfalls in einer langen Kolonne Aufstellung nehmen lassen, Kavallerie und Fußsoldaten alle in Reih und Glied und sich durch den Wald außer Sicht erstreckend. Die fahle Sonne schimmerte auf Brustharnischen, Helmen und den Spitzen der Langspieße. Pferde stampften im Schnee ungeduldig mit den Hufen.
Bryne führte seinen robusten Kastanienbraunen zu Egwene heran, bevor sie die Sitzenden erreichte, die auf einer großen Lichtung vor beiden Kolonnen auf ihren Pferden warteten. Er lächelte sie durch sein Visier an. Ein beruhigendes Lächeln, dachte sie. »Ein schöner Morgen für diesen Zweck, Mutter«, sagte er.
Sie nickte nur, und er ritt hinter sie neben Siuan, die ihn nicht sofort anfauchte. Egwene war sich nicht ganz sicher, welche Anpassung Siuan mit dem Mann erreicht hatte, aber sie grollte in Egwenes Hörweite nur noch selten über ihn und niemals, wenn er dabei war. Egwene war froh, dass er jetzt dabei war. Der Amyrlin-Sitz durfte ihrem Feldherrn nicht vermitteln, dass sie von ihm beruhigt werden wollte, aber sie spürte, dass es heute Morgen nötig war.
Die Sitzenden hatten ihre Pferde am Waldrand in einer Linie aufgereiht, und dreizehn weitere Schwestern saßen ein Stück entfernt auf ihren Pferden und beobachteten die Sitzenden sorgfältig. Romanda und Lelaine trieben ihre Tiere fast gleichzeitig vorwärts, und Egwene konnte nur mühsam ein Seufzen unterdrücken, als sie auf sie zugaloppierten, wobei die Umhänge hinter ihnen herflatterten und die Pferdehufe wie bei einem Angriff Schnee versprühten. Der Saal gehorchte ihr, weil er keine andere Wahl hatte. Bei Angelegenheiten, die den Krieg gegen Elaida betrafen, gehorchten sie jedenfalls, aber Licht, wie sehr sie darüber streiten konnten, was den Krieg betraf oder was nicht. Wenn es ihn nicht betraf, war es sehr schwer, ihnen etwas abzuringen! Wäre Sharina nicht gewesen, hätten sie vielleicht eine Möglichkeit gefunden, damit aufzuhören, Frauen jeden Alters aufzunehmen. Aber selbst Romanda war von Sharina beeindruckt.
Die beiden verhielten ihre Pferde vor ihr, aber bevor sie den Mund öffnen konnten, ergriff sie das Wort. »Es wird Zeit, dass wir weiterkommen, Töchter. Wir dürfen keine Zeit mit müßigem Geschwätz vergeuden.
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