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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf dem Land, es galt Umgangsformen zu beachten. Trotzdem bemühte sie sich, ein Stirnrunzeln zu unterdrücken. Sie ließ die Stallbediensteten Feuerherz fortführen und sah ihnen nicht nach. Aber sie hätte es gern getan.
    Die fensterlose Eingangshalle jenseits der Kolonnade erschien düster, obwohl ein paar der verspiegelten Kandelaber entzündet worden waren. Es handelte sich um einfache Lampen, deren Eisenteile zu simplen Spiralen geformt waren. Alles war schlicht, die verputzten Simse schmucklos, die weißen Steinwände nackt und glatt. Ihre Ankunft hatte sich herumgesprochen, und sie waren noch nicht richtig eingetreten, als ein halbes Dutzend Männer und Frauen unter ständigen Verbeugungen erschienen, um Umhänge und Handschuhe entgegenzunehmen. Ihre Livreen unterschieden sich von dem Stallpersonal insofern, dass sie weiße Kragen und Ärmelaufschläge hatten und der Löwe von Andor auf der linken Brust prangte statt auf der Schulter. Elayne erkannte keinen von ihnen. Die meisten Palastbediensteten waren neu, andere waren aus dem Ruhestand gekommen, um die Plätze derjenigen einzunehmen, die aus Angst geflohen waren, als Rand die Stadt erobert hatte. Ein kahlköpfiger Bursche mit einem offenen Gesicht wich ihrem Blick aus, aber vielleicht fürchtete er auch nur, zu dreist zu erscheinen. Eine schlanke junge Frau mit ständig zusammengekniffenen Augen legte etwas zu viel Enthusiasmus in ihren Hofknicks und ihr Lächeln, aber vielleicht wollte sie nur Pflichteifer zeigen. Elayne ging weiter, gefolgt von Birgitte, bevor sie anfing, sie anzustarren. Misstrauen hatte einen bitteren Geschmack.
    Sareitha und ihr Behüter verließen sie nach ein paar Schritten, die Braune murmelte eine Entschuldigung; sie wollte in die Bibliothek, um dort ein paar Bücher einzusehen. Die Sammlung war nicht klein, auch wenn sie nicht mit den Großen Bibliotheken zu vergleichen war, und sie verbrachte dort jeden Tag einige Stunden und zog häufig vom Alter verblichene Bände hervor, die ihr an anderen Orten unbekannt waren. Yarman folgte ihr wie ein Schatten, als sie in einen abzweigenden Korridor rauschte; ein dunkler, pummeliger Schwan, der einen seltsam anmutigen Storch hinter sich herzog. Er trug noch immer seinen sinnverwirrenden Umhang, diesmal ordentlich zusammengefaltet über dem Arm. Behüter gaben sie nur selten für länger aus der Hand. Kosaans Umhang befand sich vermutlich in seiner Satteltasche verstaut.
    »Möchtest du einen Behüterumhang haben, Birgitte?«, fragte Elayne im Gehen. Nicht zum ersten Mal beneidete sie Birgitte um ihre ausladenden Hosen. Selbst in den abgenähten Reitröcken konnte man sich nur mit Mühe schneller als im Schritttempo bewegen. Wenigstens trug sie Reitstiefel anstelle von Samtschuhen. Die nackten rotweißen Bodenfliesen wären in Samtschuhen eiskalt gewesen. Es gab nicht genug Teppiche, um sowohl die Gemächer als auch die Korridore auszulegen; davon abgesehen wären sie von dem ständigen Strom der Diener, die den Palast instand hielten, in kürzester Zeit abgelaufen gewesen. »Sobald Egwene die Weiße Burg übernommen hat, lasse ich dir einen machen. Du solltest einen haben.«
    »Mich interessieren diese verdammten Umhänge nicht«, erwiderte Birgitte grimmig. Eine Unheil verkündende Miene verwandelte ihren Mund in einen schmalen Strich. »Es war so schnell vorbei, dass ich glaubte, du wärst verdammt noch mal gestolpert und hättest dir den verdammten Kopf angeschlagen. Blut und Asche! Von ein paar Straßenschlägern niedergeschlagen! Das Licht allein weiß, was hätte passieren können!«
    »Es ist keine Entschuldigung nötig, Birgitte.« Wut und Empörung strömten durch den Bund, aber sie wollte den Vorteil ergreifen. Birgittes Schelte war schon schlimm genug, wenn sie allein waren; sie würde es sich nicht in den Gängen des Palasts bieten lassen, wo überall Diener umhereilten, das Schnitzwerk auf den holzvertäfelten Wänden polierten oder die in diesem Teil des Gebäudes vergoldeten Kandelaber warteten. Sie hielten kaum inne, um Birgitte und sie schweigend zu grüßen, aber zweifellos fragte sich jeder, warum der weibliche Generalhauptmann so finster aussah, und sie hatten die Ohren weit aufgesperrt, um so viel wie möglich aufzuschnappen. »Du warst nicht da, weil ich es nicht wollte. Ich wette, dass Sareitha ihren Ned auch nicht dabeihatte.« Eigentlich war es unvorstellbar gewesen, dass sich Birgittes Gesicht noch mehr verdüsterte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Sareitha

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