Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
beanspruchen, dort wohlbekannt und findet auch breite Unterstützung. Anscheinend sprechen viele Cairhiener offen davon, nach Andor zu kommen und Euch bei der Erringung des Löwenthrons zu helfen, damit Ihr den Sonnenthron früher bekommt. Ich glaube nicht, dass Ihr meinen Rat braucht, was solche Angebote betrifft?«
Sie nickte und zwar unter diesen Umständen ziemlich gnädig, wie sie fand. Hilfe von Cairhien wäre schlimmer als die Söldner, denn es hatte zu viele Kriege zwischen Andor und Cairhien gegeben. Er hatte das nicht vergessen. Halwin Norry vergaß nie etwas. Warum hatte er sich dazu entschieden, es ihr zu sagen, statt sie eine Überraschung erleben zu lassen, vielleicht durch die Ankunft ihrer cairhienischen Anhänger? Hatte ihr Wissen ihn beeindruckt? Oder hatte es in ihm die Furcht geschürt, sie könnte erfahren, dass er es für sich behielt? Er wartete geduldig, ein vertrockneter Reiher, der auf einen … Fisch von ihr wartete?
»Lasst ein Schreiben für meine Unterschrift und mein Siegel vorbereiten, Meister Norry, das jedem wichtigen Haus in Cairhien zugestellt werden soll. Stellt zu Beginn mein Recht als Tochter von Taringail Damodred auf den Sonnenthron dar, und führt aus, dass ich meinen Anspruch anmelden werde, sobald in Andor wieder etwas Ruhe eingekehrt ist. Schreibt, dass ich keine Soldaten mitbringen werde, da ich weiß, dass andoranische Soldaten auf cairhienischem Boden ganz Cairhien gegen mich aufbringen würde und das mit Recht. Endet damit, dass ich die mir von vielen Cairhienern angebotene Unterstützung zu schätzen weiß und dass ich hoffe, dass jegliche Zerwürfnisse innerhalb Cairhiens auf friedliche Weise beigelegt werden können.« Die Intelligenten würden die Botschaft zwischen den Zeilen erkennen und mit etwas Glück denjenigen erklären, die nicht klug genug waren.
»Eine geschickte Erwiderung, meine Lady«, sagte Norry und krümmte die Schultern zu etwas, das so ähnlich wie eine Verbeugung aussah. »Ich werde es wie gewünscht in die Wege leiten. Darf ich meine Lady fragen, ob Ihr Zeit hattet, die Haushaltsbücher abzuzeichnen? Ah. Das macht nichts. Ich werde später jemanden schicken.« Er verbeugte sich richtig, wenn auch kaum weniger unbeholfen als zuvor, schickte sich an zu gehen, verharrte dann aber. »Verzeiht mir meine Offenheit, meine Lady, aber Ihr erinnert mich sehr an Eure Mutter, die verstorbene Königin.«
Elayne sah zu, wie sich hinter ihm die Tür schloss, und sie fragte sich, ob sie ihn zu ihrem Lager zählen konnte. Caemlyn oder gar Andor ohne Sekretäre zu verwalten war unmöglich, und der Erste Sekretär hatte die Macht, die Königin auf die Knie zu zwingen, wenn man nicht auf der Hut war. Ein Kompliment war nicht das Gleiche wie ein Treueschwur.
Sie konnte nicht lange über diese Fragen nachsinnen, denn nur Augenblicke nachdem er gegangen war, traten drei livrierte Dienerinnen ein, die mit Silberschüsseln bestückte Tabletts trugen, die sie in einer Reihe auf die lange Anrichte an der Wand abstellten.
»Die Haushofmeisterin sagte, die Lady hätte vergessen, nach ihrem Mittagessen zu schicken«, erklärte eine rundliche, grauhaarige Frau und machte einen Hofknicks, während sie ihren jüngeren Begleiterinnen das Zeichen gab, die Schüsseln abzudecken. »Also hat sie der Lady eine Auswahl bringen lassen.«
Eine Auswahl. Elayne schüttelte den Kopf, als sie die Tafel betrachtete und ihr einfiel, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte, und das war bei Sonnenaufgang gewesen. Da waren ein Hammelrücken in Senfsauce und gebratener Kapaun mit getrockneten Feigen, Kalbsbries mit Piniennüssen und eine cremige Kartoffelsuppe, Kohlrouladen mit Rosinen und Pfeffer und ein Kürbiskuchen, ganz zu schweigen von einer kleinen Platte Apfeltörtchen und einer weiteren mit Mandelküchlein mit Sahnehäubchen. Aus zwei silbernen Weinkrügen stieg Dampf auf, nur für den Fall, dass sie eine Würzung der anderen vorzog. Ein dritter Krug enthielt heißen Tee. Und verächtlich in die Ecke eines Tabletts geschoben stand die Mahlzeit, die sie sonst immer mittags bestellte, klare Brühe und Brot. Reene Harfor missbilligte das; sie behauptete, Elayne sei »so dünn wie eine Geländerstrebe«.
Die Haushofmeisterin hatte ihre Meinung weiterverbreitet. Die grauhaarige Frau setzte eine tadelnde Miene auf, als sie Brühe, Brot und Tee zusammen mit einer weißen Leinenserviette auf einen Tisch in der Mitte des Raums aufdeckte, dazu kamen noch eine Tasse aus
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