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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dünnem blauen Porzellan mit der dazugehörigen Untertasse und ein Silbertopf mit Honig. Und ein paar Feigen auf einem kleinen Teller. Ein voller Magen zur Mittagszeit sorgte für einen trägen Kopf am Nachmittag, wie Lini immer zu sagen pflegte. Allerdings wurden Elaynes Ansichten nicht geteilt. Die Dienerinnen waren sämtlich gut gepolsterte Frauen, und selbst die jüngeren von ihnen sahen enttäuscht aus, als sie mit den restlichen Gerichten wieder gingen.
    Es war eine ausgezeichnete Brühe, heiß und leicht gewürzt, und der Tee schmeckte angenehm minzig, aber sie fragte sich, ob sie nicht vielleicht doch ein kleines Mandelküchlein hätte nehmen sollen. Aber sie konnte ihre Mahlzeit nicht lange ungestört einnehmen. Sie hatte noch keine zwei Löffel heruntergeschluckt, als Dyelin wie ein Wirbelwind in einem grünen Reitgewand hereinstürmte und nach Atem rang. Elayne legte den Löffel beiseite und bot ihr Tee an, bevor ihr bewusst wurde, dass es nur die eine Tasse gab, die sie bereits benutzte, aber Dyelin winkte sowieso ab; auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Unheil verkündendes Stirnrunzeln ab.
    »Im Braemwald steht ein Heer«, verkündete sie, »wie man es seit dem Aiel-Krieg nicht mehr gesehen hat. Ein Händler aus Neu-Braem brachte heute Morgen die Nachricht mit. Dieser Tormon, ein Illianer, ist ein verlässlicher Mann; er phantasiert nicht herum und hat auch keine Angst vor Schatten. Er sagte, er hätte an verschiedenen Orten Arafelianer, Kandori und Shienarer gesehen. Zusammen waren es Tausende. Zehntausende.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und fächelte sich mit einer Hand Luft zu. Ihr Gesicht war gerötet, als wäre sie gelaufen. »Was beim Licht tun Grenzländer nahe der Grenze zu Andor?«
    »Ich wette, es ist Rand«, sagte Elayne. Sie unterdrückte ein Gähnen, trank ihren Tee aus und schenkte sich nach. Der Morgen war ermüdend gewesen, aber genug Tee würde sie wieder munter machen.
    Dyelin hörte auf zu fächern und setzte sich aufrecht hin. »Ihr glaubt doch nicht, dass er sie Euch geschickt hat, oder? Um Euch … zu helfen?«
    Diese Möglichkeit war Elayne gar nicht in den Sinn gekommen. Manchmal bereute sie, dass sie der älteren Frau ihre Gefühle für Rand anvertraut hatte. »Ich kann nicht glauben, dass er so … dumm war … ich meine, er würde doch nicht …«
    Licht, war sie müde! Manchmal benahm sich Rand, als wäre er der König der Welt, aber bestimmt würde er nicht … ihr schien zu entgleiten, was er nicht tun würde.
    Sie verbarg ein weiteres Gähnen, und plötzlich weiteten sich ihre Augen über der Hand, und sie starrte die Teetasse an. Ein kühler, minziger Geschmack. Sorgfältig stellte sie die Tasse ab, das heißt, sie versuchte es. Beinahe hätte sie die Untertasse ganz verfehlt und die Tasse kippte und verschüttete Tee auf die Tischplatte. Mit Spaltwurzel versetzter Tee. Sie griff nach der Quelle, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war, wollte sich mit dem freudigen Leben von Saidar füllen, aber sie hätte genauso gut versuchen können, den Wind mit einem Netz zu fangen. Birgittes Gereiztheit, nun weniger heiß als zuvor, lauerte noch immer in einer Ecke ihres Bewusstseins. Völlig außer sich versuchte sie Furcht oder Panik zu empfinden. Ihr Kopf schien mit Wolle vollgestopft zu sein, alles erschien ihr wie durch einen Schleier. Hilf mir, Birgitte!, dachte sie. Hilf mir!
    »Was ist los?«, wollte Dyelin wissen und beugte sich abrupt nach vorn. »Euch ist etwas eingefallen und Eurem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist es furchtbar.«
    Elayne schaute sie verständnislos an. Sie hatte vergessen, dass die andere Frau da war. »Geht!«, sagte sie undeutlich und schluckte mühsam, um den Hals freizubekommen. Ihre Zunge fühlte sich doppelt so dick wie sonst an. »Holt Hilfe! Ich … bin vergiftet worden!« Erklärungen würden zu viel Zeit in Anspruch nehmen. »Geht!«
    Dyelin starrte sie an, dann sprang sie auf die Füße und griff nach dem Gürteldolch.
    Die Tür öffnete sich, ein Diener steckte zögernd den Kopf hinein. Elayne verspürte eine Flut der Erleichterung. Dyelin würde sie nicht vor einem Zeugen erstechen. Der Mann befeuchtete sich die Lippen, seine Blicke huschten zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann trat er ein. Zog ein Messer mit langer Klinge aus dem Gürtel. Zwei weitere Männer in rot-weißen Livreen folgten ihm; jeder von ihnen zog ein langes Messer.
    Ich werde nicht wie ein Kätzchen in einem Sack sterben, dachte Elayne grimmig.

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