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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kamin; es reichte gerade aus, um die Schatten mit Leben zu erfüllen und sie nicht zu verscheuchen.
    Automatisch griff sie nach der Quelle und fand sie. Berührte erstaunt Saidar , ohne davon zu nehmen. Das starke Verlangen, tief davon zu schöpfen, stieg in ihr auf, aber sie zog sich zögernd zurück. Oh, sogar schrecklich zögernd, und nicht nur, weil das Verlangen, von dem wogenden Leben Saidars erfüllt zu sein, oft eine bodenlose Begierde war, die kontrolliert werden musste. Während dieser endlosen Minuten des Schreckens hatte ihre größte Furcht nicht dem Tod gegolten, sondern der Vorstellung, nie wieder die Quelle berühren zu können. Einst hätte sie das für seltsam gehalten.
    Abrupt kehrte die Erinnerung zurück und sie setzte sich mühsam auf. Die Decken rutschten ihr bis zur Taille herunter. Sofort riss sie sie wieder hoch. Die Luft fühlte sich eiskalt auf ihrer nackten, verschwitzten Haut an. Sie hatten ihr nicht einmal ein Unterhemd gelassen, und so gern sie auch Aviendha und ihre Unbekümmertheit, sich vor anderen unbekleidet zu präsentieren, nachgeahmt hätte, konnte sie sich nicht dazu überwinden. »Dyelin«, sagte sie besorgt und verrenkte sich, um die Decken besser um den Körper drapieren zu können. Es war ein unbeholfenes Bemühen; sie fühlte sich ausgelaugt und mehr als nur etwas wackelig. »Und der Gardist. Sind sie …?«
    »Der Mann hat keinen Kratzer abbekommen«, sagte Nynaeve und trat wie ein Schemen aus den tanzenden Schatten heraus. Sie legte eine Hand auf Elaynes Stirn und grunzte zufrieden, als sie sie kühl vorfand. »Ich habe bei Dyelin eine Heilung vollzogen, aber sie wird Zeit brauchen, bis sie wieder bei Kräften ist. Sie hat viel Blut verloren. Dir geht es übrigens auch gut. Eine Zeit lang dachte ich, du würdest Fieber bekommen. Das kann schnell geschehen, wenn man geschwächt ist.«
    »Sie hat dir Kräuter verabreicht, statt dich zu Heilen«, sagte Birgitte ungehalten von einem Stuhl am Fußende des Bettes. In der fast völligen Dunkelheit war sie nur ein kauernder, unheilvoller Umriss.
    »Nynaeve al’Meara ist klug genug, um zu wissen, was sie nicht tun darf«, sagte Aviendha in einem ruhigen Tonfall. Eigentlich war von ihr nur ihre weiße Bluse und ein silbernes Aufblitzen zu sehen, und zwar ganz unten an der Wand. Wie gewöhnlich zog sie den Boden einem Stuhl vor. »Sie erkannte den Geschmack von Spaltwurzel im Tee, wusste jedoch nicht, welches Gewebe aus Macht sie dagegenweben sollte, also ging sie keine unbedachten Risiken ein.«
    Nynaeve gab ein deutlich hörbares Schnauben von sich. Zweifellos genauso wegen Aviendhas Verteidigung wie Birgittes Schärfe. Wegen Letzterem vielleicht sogar noch mehr. Nynaeve wäre es lieber gewesen, man hätte nicht erwähnt, wo ihr Wissen Lücken aufwies und was sie nicht tun konnte. Und in letzter Zeit war sie empfindlicher als gewöhnlich, was das Heilen anging. Vor allem seit offensichtlich wurde, dass mehrere der Kusinen ihre Fähigkeiten bereits übertrafen. »Du hättest es selbst erkennen müssen, Elayne«, sagte sie brüsk. »Auf jeden Fall hätten dich Grünkraut und Ziegenzunge schlafen lassen, aber sie sind besser bei Magenkrämpfen. Ich dachte, du würdest den Schlaf vorziehen.«
    Unwillkürlich erschauderte Elayne, während sie die Lederflaschen mit dem siedend heißen Wasser unter den Decken hervorzog, um nicht weiter gegart zu werden. Die Tage, nachdem Ronde Macura Nynaeve und sie unter Spaltwurzel gesetzt hatte, waren eine Qual gewesen, die sie zu verdrängen versucht hatte. Welche Kräuter ihr Nynaeve auch immer verabreicht hatte, sie fühlte sich nicht schwächer, als es bei der Spaltwurzel der Fall gewesen wäre. Sie glaubte laufen zu können, solange es keine große Strecke war oder sie lange stehen musste. Und sie konnte klar denken. Die Fensterläden ließen nur bleiches Mondlicht durch. Wie spät in der Nacht war es überhaupt?
    Sie griff erneut nach der Quelle und lenkte vier Stränge aus Feuer, um zuerst eine Stehlampe und dann die zweite zu entzünden. Die kleinen, von Spiegeln verstärkten Flammen rissen den Raum aus der Dunkelheit und Birgitte hielt sich eine Hand vor die Augen. Der Mantel des Generalhauptmanns stand ihr großartig; sie hätte die Kaufleute nachhaltig beeindruckt.
    »Du solltest noch nicht die Macht lenken«, schalt Nynaeve und blinzelte wegen der plötzlichen Helligkeit. Sie trug noch immer das blaue Gewand mit dem tiefen Ausschnitt, in dem Elayne sie früher am Tag gesehen hatte, die

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