Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
er sie. »Früher oder später er müssen alles erfahren oder er bringen Euch in größere Gefahr, als Ihr jetzt seid. Sagt es ihm.« Selbst für einen So’jhin schien er sich eine Menge herausnehmen zu können. Die Seanchaner waren berüchtigt dafür, sicherzustellen, dass ihr Besitz seine Stellung nicht vergaß. Und alle anderen auch nicht, was das betraf. Egeanin konnte nicht mal ein Viertel so hart sein, wie sie erschien.
Und im Augenblick erschien sie sehr hart, wie sie ihre Röcke aus dem Weg trat, auf und ab marschierte und Domon und dann Mat finstere Blicke zuwarf. Schließlich blieb sie stehen. »Ich habe ihnen in Tanchico einen kleinen Gefallen getan.« Sie schwieg einen Augenblick lang und fügte dann hinzu: »Und den beiden Frauen, die in ihrer Begleitung waren, Elayne Trakand und Nynaeve al’Meara.« Ihr Blick richtete sich auf ihn, sie musterte ihn gespannt, um zu sehen, ob er die Namen kannte.
Mat fühlte, wie sich in seiner Brust etwas spannte. Es war kein Schmerz, sondern eher so, als würde er zusehen, wie das Pferd, auf das er gewettet hatte, auf die Ziellinie zustürmte, die Verfolger aber so dichtauf, dass das Ergebnis noch immer infrage stand. Was, beim Licht, hatten Nynaeve und Elayne in Tanchico zu tun gehabt, wobei sie die Hilfe einer Seanchanerin benötigt und auch bekommen hatten? Thom und Juilin hatten sich nie näher über die Einzelheiten ausgelassen. Aber darum ging es hier nicht. Egeanin brauchte Männer, die ihre Geheimnisse bewahren konnten und die die Gefahr nicht fürchteten. Sie war selbst in Gefahr. Für eine Angehörige des Blutes gab es kaum Gefahren, mal abgesehen von anderen Adligen und … »Die Sucher sind hinter Euch her«, sagte er.
Die Art und Weise, wie ihr Kopf hochruckte, war Bestätigung genug, und ihre Hand tastete zur Seite, als würde sie nach dem Schwert greifen. Domon trat von einem Fuß auf den anderen und spreizte die großen Finger, die Augen auf Mat gerichtet. Augen, die plötzlich härter blickten als Egeanins. Der stämmige Mann sah nicht länger witzig aus; er sah gefährlich aus. Plötzlich kam Mat der Gedanke, dass er dieses Zimmer möglicherweise nicht mehr lebend verlassen würde.
»Wenn Ihr den Suchern entkommen wollt, kann ich Euch helfen«, sagte er schnell. »Ihr müsst den Einflussbereich der Seanchaner verlassen. Überall, wo sie sind, können die Sucher Euch finden. Und es ist am besten, so schnell wie möglich aufzubrechen. Gold könnt Ihr Euch immer noch beschaffen. Wenn Euch die Sucher nicht vorher erwischen. Thom hat mir berichtet, dass sie wegen etwas in hektische Aktivitäten verfallen sind. Sie werfen die Eisen ins Feuer und machen die Streckbank fertig.«
Eine Zeit lang stand Egeanin reglos da, starrte ihn an. Schließlich wechselte sie einen langen Blick mit Domon. »Vielleicht wäre es gut, so schnell wie möglich abzureisen«, wisperte sie. Aber ihr Tonfall gewann sofort wieder an Kraft. Falls ihrer Miene einen Moment lang Sorge abzulesen gewesen war, verschwand sie. »Die Sucher werden mich bestimmt nicht daran hindern, die Stadt zu verlassen, aber sie glauben, sie können mir zu etwas folgen, das sie mehr als mich wollen. Sie werden mir folgen, und bis ich die Länder verlasse, die von den Rhyagelle gehalten werden, können sie den Soldaten befehlen, mich festzunehmen, was sie auch in dem Augenblick tun werden, in dem sie zu dem Schluss kommen, dass ich mich in noch nicht unterworfene Länder begebe. Das ist dann der Moment, in dem ich die Hilfe Eures Freundes Thom Merrilin brauchen werde, Meister Cauthon. Zwischen hier und dort muss ich aus der Sicht der Sucher verschwinden. Ich mag das Gold aus Cantorin nicht haben, aber ich habe genug, um Euch Eure Hilfe angemessen zu entlohnen. Da könnt Ihr beruhigt sein.«
»Nennt mich Mat«, sagte er und schenkte ihr sein schönstes Lächeln. Selbst harte Frauen wurden bei seinem schönsten Lächeln weicher. Nun, sie wurde nicht weicher, zumindest nicht sichtbar – wenn überhaupt runzelte sie leicht die Stirn –, aber eine Sache über Frauen wusste er: er kannte den Effekt, den sein Lächeln hatte. »Ich weiß, wie ich Euch auf der Stelle verschwinden lassen kann. Es macht keinen Sinn zu warten. Die Sucher könnten sich entschließen, Euch morgen zu verhaften.« Das traf tief. Sie zuckte nicht zusammen. Vermutlich gab es nur sehr wenig, das sie zusammenzucken ließ. Aber beinahe hätte sie genickt. »Da ist nur noch eine Sache, Egeanin.« Das hier konnte ihm noch immer ins
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